Für das kostenlose Event müssen Gäste ihre Schuhe ausziehen. Dahinter steckt ein besonderes Konzept.
Ausstellung auf MatratzenIm Weißhausschlösschen in Köln Kunst bewundern – Erstmals seit 400 Jahren

Lange war das Schlösschen in Sülz der Öffentlichkeit nicht zugänglich. Es befindet sich in Privatbesitz.
Copyright: Thomas Banneyer
Durch den hohen Zaun und die dichten Blätter der Parkanlage ist das kleine Wasserschlösschen mitten im Kölner Veedel Sülz nur zu erahnen. Doch das große Flügeltor des Weißhauses an der Luxemburgerstraße 201 steht am Wochenende erstmals seit langer Zeit für Kölnerinnen und Kölner offen. Eine einmalige Gelegenheit, das historische Bauwerk zu besichtigen.
Ermöglicht wird der Besuch durch eine kostenlose Kunstausstellung. Vor 400 Jahren sei das Schloss zuletzt für die Öffentlichkeit zugänglich gewesen, teilte David Roth mit, der die Veranstaltung gemeinsam mit Pia Fatha eigens für das Schlösschen kuratiert hat. Zu sehen sind neben Malereien auch Figuren des Kölner Künstlers Stefan Strumbel. Für die FC-Fans unter Kunstliebenden: Der Geißbock thront vor dem Altar in der kleinen schlosseigenen Kapelle. Besonders ist die Ausstellung nicht nur durch ihren Veranstaltungsort und die Werke, sondern auch durch ihre Perspektive Kunst zu erleben – nämlich liegend.

Kunst erlebt man in der Ausstellung liegend. Das soll laut dem Kuratoren-Team mit konventionellen Museumsgängen brechen.
Copyright: Thomas Banneyer
„Ich wollte, dass sich vielleicht eine andere Art und Weise ergibt, Kunst oder Malerei zu sehen“, erzählt Roth, der das Konzept entwickelt hat. Bevor Besuchende sich die Bilder anschauen können, werden die Schuhe ausgezogen. Erst dann kann das Matratzenlager betreten werden, welches sich unter den, wie Deckengemälde wirkende, Malereien befindet: „Auch dieser Aspekt, des Schuhe Ausziehens bevor man auf die Matratze tritt und sich hinlegt, bricht ein wenig mit dem normalen etwas steiferen Museumsgang“, findet Fatah, die für die Wahl der Künstlerinnen und Künstler der Ausstellung verantwortlich ist.
In Dokumenten taucht das Weißhaus das erste Mal Ende des 14. Jahrhunderts auf, damals im Besitz der Benediktinerabtei Sankt Pantaleon. Die Äbte nutzten das Schlösschen als Sommerresidenz. Nachdem es in den letzten Jahrhunderten Kriegen und einer Überschwemmung zum Opfer fiel, ist es heute im Besitz des Kölners Adam Szpyt, Geschäftsführer eines Matratzenhandels. Im Jahr 2019 erwarb er das Schlösschen für den Privatgebrauch. Das Geschäft von Szpyt fließt teils in die Ausstellung ein. Besuchende liegen während des Kunsterlebnisses auf Matratzen, die sein Unternehmen zur Verfügung gestellt hat.

Kurator David Roth auf den Treppen des Schlösschens in Sülz
Copyright: Thomas Banneyer
Durch Kontakte in Berlin sind Pia Fatha und David Roth auf Szpyt gestoßen und damit auf das Weißhaus in Köln: „Als wir die Bilder gesehen haben, dachten wir: Dieses träumerische Wasserschloss das passt natürlich fantastisch zu sich hinlegen und weiter träumen, mal schlafen, vielleicht wieder aufwachen, an Malerei denken.“
Die Ausstellung zeigt Kunst aus ganz Deutschland. Unter anderem Werke von zwei Alumnis der Kunstakademie Düsseldorf Enya Burger und Luis Zimmermann. Fatha erzählt, wie sie sich für die Menschen hinter der Kunst entscheidet: „Ich finde viele der Künstler*innen auf Instagram, aber auch auf Ausstellungen suche ich mir die raus, bei denen ich Potenzial sehe.“ Roth selbst ist unter den Kunstschaffenden gemeinsam mit seiner Mutter als „Bohrmann+Roth“ vertreten. Die vier Werke zeigen Hände, die über KI-Erzeugnisse in Öl-Malerei verwandelt wurden.
Fatha und Roth arbeiten für die Kunstausstellung gemeinsam mit der Galerie „Ruttkowski;68“, die von Nils Müller gegründet wurde und in Ehrenfeld in der Lichtstraße ansässig ist. Darüber kam laut Kuratorin Fatha der Kontakt zu Stefan Strumbel, der mit seiner Kunst die gesamte untere Etage des Schlosses bespielen darf.
Die kostenlose Kunstausstellung läuft noch bis einschließlich Sonntag, den 7. September. Geöffnet ist das Wasserschloss von 11 bis 18 Uhr.