Protest am Autonomen ZentrumStadt Köln verzichtet auf Räumung von Obdachlosencamp

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Ein Mann steht vor einem Zelt auf einer Wiese an der Luxemburger Straße

Etwa ein Dutzend Menschen lebt derzeit in Zelten auf einer Wiese an der Luxemburger Straße in Sülz neben dem Justizgebäude.

Etwa ein dutzend obdachloser Menschen campiert neben dem Justizzentrum in Sülz. Ende Mai mussten viele von ihnen eine Unterkunft in Deutz verlassen. Eine Lösung gibt es noch nicht.

Ein blaues Igluzelt, etwa vier Quadratmeter groß, ist das Zuhause von Jacek P. aus Polen. Seit gut zwei Monaten schon steht sein Zelt auf einer Wiese an der Luxemburger Straße in Sülz zwischen Justizzentrum und Autonomem Zentrum. Erst war es heiß, dann nass. Der gelernte Fliesenleger ist einer von rund 60 Menschen, die am Mittwoch neben dem Zeltlager stehen und die von der Stadt angekündigte Räumung des Camps verhindern wollen. Doch dazu kommt es nicht. „Nach nochmaliger Beratung zwischen Sicherheitsbehörden und Stadt Köln kann vor dem Hintergrund der aktuellen Lage von weiteren Schritten zum Freiziehen der oben genannten Fläche abgesehen werden“, teilt die Stadt mit.

Zustände in Unterkunft „unwürdig“

Aus „Sicherheitsgründen“ habe das Lager abgebaut werden sollen, so die Stadt, denn am Freitag steht im benachbarten Landgericht unter gewohnt hoher Polizeipräsenz der nächste Prozesstag gegen Thomas Drach an, der stets mit einem Hubschrauber eingeflogen wird. Bislang haben die Zelte im Justizgebäude niemanden gestört, denn etwa ein Dutzend obdachloser Männer campiert bereits seit Juni auf der Wiese. Ende Mai hatten die Menschen eine städtische Unterkunft an der Gummersbacher Straße in Deutz verlassen müssen, weil es dort zu Gewalttaten gekommen war.

Die Initiative „Obdachlose mit Zukunft“ setzt sich für die Menschen ein und versucht in Gesprächen mit der Stadt eine Unterkunft zu finden. „Auch mit Blick auf den herannahenden Herbst und Winter wird die Stadt Köln den wildcampenden Personen nochmalig entsprechende Hilfsangebote zur alternativen Unterbringung unterbreiten“, teilt die Stadt mit. Zu den Angeboten gehört auch eine Obdachlosenunterkunft in der Vorgebirgstraße. „Die Zustände dort sind menschenunwürdig. Es gibt Diebstähle und Mehrbettzimmer ohne Privatsphäre“, kritisiert Marc Kersten, Mit-Organisator der Demonstration gegen die Räumung.

Auch Jacek P. war schon dort, bevor er sein Zelt aufgeschlagen hat. „Es war sehr schmutzig dort und jeden Tag kamen neue Leute“, erzählt er. Zu den Kritikern der Räumung gehört auch Sozialarbeiter Rainer Kippe — den Verzicht auf die Räumung nennt er einen „großen Erfolg“. Eine neue Bleibe für die Obdachlosen könnte eine Unterkunft in der Winterberger Straße in Merheim sein. Eine Lösung ist in den Gesprächen mit der Stadt bislang nicht erzielt worden.

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