Esch-sur-Alzette, Kölns Partnerstadt in Luxemburg, beeindruckt mit einer Mischung aus Industriedenkmälern, moderner Architektur und reicher Geschichte.
Ausflug nach LuxemburgZu Gast in Kölns Partnerstadt Esch-sur-Alzette

Die Rue de l'Alzette ist die Einkaufsmeile von Esch-su-Alzette, die mit ihren Fassaden aus verschiedenen Epochen lockt.
Copyright: Stephan Eppinger
Mit ihren rund 36.000 Einwohnern ist Esch-sur-Alzette die zweitgrößte Stadt im Großherzogtum Luxemburg. Sie liegt ganz im Süden des Landes, unweit der Grenze zu Frankreich. Lange war Esch-sur-Alzette das Zentrum der Stahl- und Eisindustrie. Ähnlich wie Köln ist es eine so bunte, wie auch diverse Stadt – mehr als die Hälfte der Einwohner haben ihre Wurzeln im Ausland. Seit 1958 besteht die Städtepartnerschaft zu Köln, die als Ringpartnerschaft mit weiteren Städten wie Lüttich, Rotterdam, Lille und Tunis ins Leben gerufen wurde. Wir haben die sich wandelnde Stadt einmal besucht und dabei auch die eine oder andere Parallele zu Köln festgestellt.

Die futuristisch gestaltete Bibliothek am Place de l'Academie ist mit seiner zackigen Fassade ein Hingucker.
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Wenn man die Zugverbindung von Luxemburg-Stadt über Pétange wählt, kommt man zunächst zum modernen Bahnhof „Belval Université“. Dort fällt der Blick direkt auf die beiden Hochöfen, den Wahrzeichen des Stadtteils. 1909 wurden dort von der Gelsenkirchener Bergwerk AG der Stadtwald gerodet, um die „Belval Eisenhütte“ mit ihren sechs Hochöfen, dem Stahlwerk und mehreren Walzwerken zu errichten, wo die 3000 Mitarbeiter jährlich rund 361.000 Tonnen Stahl produzierten.
Nach der Stahlkrise kam ein neues Stadtquartier
Später kam der Industriestandort in den Besitz des luxemburgischen Stahlkonzerns ARBED, der in den 60er Jahren die alten durch drei neue, moderne Hochöfen ersetzten ließ. In den Hochzeiten gab es mehr als 7000 Arbeitsplätze. Doch die Stahlkrise der 70er und 80er Jahre brachte die Stahlproduktion in Schwierigkeiten, sodass bis 1997 der Betrieb weitgehend eingestellt wurde.
Dies eröffnete die Chance, die 120 Hektar große Industriebranche in ein komplett neues und modernes Stadtquartier zu verwandeln, das heute mit seinen Industriedenkmälern und futuristischen Gebäudeensembles einen Besuch wert ist. 2001 fiel der Entschluss der Regierung von Luxemburg die „Cité des Scienes“ zu errichten, um dort die Universität Luxemburg anzusiedeln.

Die Stahlindustrie prägte eins die Stadt. Heute ist sie noch Kulisse für ein neues Stadtquartier mit futuristischen Gebäuden.
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Zu den architektonischen Highlights zählen neben dem Hauptgebäude die futuristisch gestaltete Bibliothek am Place de l'Academie und das golden glänzende „Maison des Arts et de Etudiants“ am Place de l'Université. Direkt daneben liegt das von einer Wasserfläche umgebene Betonfundament des dritten Hochofens, der 1995 an ein chinesisches Stahlwerk verkauft wurde.
Einer der beiden erhaltenen Hochöfen steht Besuchern als Industriemuseum an der Avenue de Rock ‚n‘ Roll für einen Besuch offen. Dort können diese die Zeit der Stahl- und Eisenproduktion hautnah erleben und sich per Aufzug zur in 40 Metern Höhe gelegenen Aussichtsplattform fahren lassen. Beim Abstieg über die 180 Stufen kann der Hochofen Schicht für Schicht erkundet werden.
Assoziationen zum Otto-Langen-Quartier
Zum neuen Stadtquartier gehören auch ein Einkaufszentrum und mit der „Rockhal“ Luxemburgs größte Konzerthalle. Dazu kommen Wohn- und Bürohäuser, Läden und Restaurants sowie viele Grün- und Wasserflächen. Im Quartier haben sich auch viele Start-ups und Unternehmen aus der digitalen Wirtschaft angesiedelt. Der Besuch in Belval zeigt, was mit alten Industriebrachen alles möglich ist und weckt beim Kölner Besucher Assoziationen zum Beispiel zum Otto-Langen-Quartier in Mülheim, das immer mehr dem Verfall ausgesetzt ist, ohne dass konkrete Pläne in Sicht sind.

Die Rockhal ist die größte Konzerthalle Luxemburgs
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Von Belval dauert es fünf Zugminuten bis zum Hauptbahnhof von Esch-sur-Alzette. Von dort geht es über die Rue de la Gare an Lebensmittelläden mit bunten Obst- und Gemüseauslagen vorbei zur Einkaufsmeile Rue de l'Alzette. Der namensgebende Fluss ist nicht zu erkennen, er fließt unterirdisch durch die Innenstadt. Zu bewundern gibt es dort schöne alte Fassaden aus verschiedenen Epochen wie der Jugendstil, der Neogotik oder dem Art déco. Markant sind in der Fußgängerzone die vom Künstler Peter Rice geschaffenen, schräg aufgestellten Stahlmasten, die an Schiffssegel erinnern.
Die Rue de l'Alzette führt vom Rathaus zum Platz des Widerstands, wo das „Musée National“ de la Résistance zum Besuch einlädt. Thematisiert wird im markanten Bauwerk der Widerstand der luxemburgischen Bevölkerung während der Besetzung des Landes durch die Nazis. In der Seitenfassade symbolisiert ein „Riss“, die gesellschaftlichen Brüche der Jetztzeit. Auch hier werden in der spannend konzipierten Dauerausstellungen Erinnerungen an die Schau des Kölner NS-Dokumentationszentrums wach. Direkt auf der anderen Seite des Platzes findet sich das kleine Restaurant „Mise en Scéne“ für eine Pause beim Stadtbummel. Zu den Empfehlungen des Vorsitzenden des Kölner Städtepartnerschafts-Vereins, Gerd Kaspar, zählt „Drupi's Weinbar“ mitten in der Fußgängerzone.
Zur Kulturhauptstadt Europas im Jahr 2022 gehören ein städtisches Theater, Galerien, die „Konschthal“ für zeitgenössische Kunst in einem ehemaligen Möbelhaus und ein Musikkonservatorium. Ähnlich war Esch-sur-Alzette wie auch Köln als Filmdrehort bekannt. 2001 wurde auf dem Gelände eines früheren Stahlwerks in „Terre Rouge“ die Kulissen vom alten Venedig aufgebaut, um dort bis 2007 Filme wie „Secret Passage – Verrat in Venedig“, „Der Kaufmann von Venedig“ und „Das Mädchen mit dem Perlenohrring“ zu drehen. Eine bekannte Tochter der Stadt ist übrigens die Schauspielerin Désirée Nosbusch.
Abstecher nach Luxemburg
Nicht verpassen sollte man bei einem Besuch in Kölns Partnerstadt einen Zwischenstopp in Luxemburg-Stadt mit ihrer idyllisch zwei Flusstälern gelegenen Oberstadt mit dem Großherzoglichen Palast und der Cathédrale Notre-Dame sowie den belebten Plätzen und Gassen, wo auch Fernsehköchin Léa Linster ihr Ladenlokal betreibt. Nicht verpassen sollte man die unterirdischen Bockkasematten und das Kunstmuseums Mudam mit seiner spektakulären Architektur unterhalb des Kirchberg-Plateaus mit dem Centre Européen.