Hans Jörg Depel, der Geschäftsführer des Mietervereins Köln, beurteilt die sogenannte Index-Miete im Interview mit Tobias Wolff kritisch. Er befürchtet weitere Steigerungen.
Mieterverein Köln Interview„Index-Miete“ ist leider rechtmäßig

Hans Jörg Depel, Geschäftsführer des Mietervereins Köln.
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Ein Drittel Index-Verträge bei Neuvermietungen: Könne Sie das bestätigen?
Das ist in etwa das, was wir hier aus der Praxis erfahren.
Gibt es beim Mieterverein verstärkt Anfragen dazu?
Eindeutig ja, vor allem wegen der Erhöhungen. Bis vor ein paar Jahren gab es kaum Index-Mieten. Viele Menschen wissen daher auch gar nicht, was das eigentlich bedeutet.
Das heißt, sie sind dann überrascht vom Ausmaß der Erhöhungen?
In der Vergangenheit konnte man sagen, das sind ganz moderate Steigerungen. Mit der steigenden Inflation aber steigen auch die Index-Mieten entsprechend. Und wir müssen den Menschen dann sagen, das ist leider rechtmäßig.
Warum steigt der Index-Anteil so stark?
Oft, um weitere Mieterhöhungen durchzubekommen. Die Vermieter setzen dann schon die Erstmiete ganz knapp am legalen Rand an, vielleicht zehn Prozent über der Vergleichsmiete. Von da an sind sie dann nicht mehr an die gesetzliche Kappungsgrenze gebunden.
Was heißt das konkret?
Dass die Mieten weit über der sonst ortsüblichen Vergleichsmiete liegen – ganz legal.
Wird diese Entwicklung so weitergehen?
Wenn der Bund nicht ganz massiv entgegensteuert und entweder auch bei Index-Mieten eine Kappungsgrenze einführt oder sie verbietet, fürchte ich, es wird so weitergehen.
Sind Index-Mieten eher bei großen Unternehmen üblich oder auch bei privaten Vermietungen?
Noch liegt der größere Teil bei professionellen Vermietern und Gesellschaften. Aber wir beobachten dies inzwischen verstärkt auch bei privaten Vermietern.
Ist es für den Vermieter ein Risiko, wenn die Inflation wieder abflacht?
Deshalb wird ja bereits die Eingangsmiete oft schon so hoch angesetzt.Und mal ehrlich – theoretisch müsste die Miete bei Deflation sogar sinken, das ist richtig. Aber das haben wir auch in den letzten Jahren so gut wie nie erlebt.
Was bedeutet das alles für Köln?
Das bedeutet, dass viele Menschen mittlerweile bis zur Hälfte ihres Einkommens für die Miete aufwenden müssen, wenn Sie die Nebenkosten mit einrechnen. Da werden einige ans Eingemachte gehen müssen – wenn Sie es sich denn überhaupt leisten können.