Missbrauch auf Kita-ToiletteMutter in Köln erschüttert mit Aussage im „Babysitter“-Fall

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Ein Mikrofon steht in einem Saal eines Gerichts.

Ein Mikrofon steht in einem Saal eines Gerichts.

Die 34 Jahre alte Mutter war am Mittwoch die erste Zeugin im Prozess gegen den 33-Jährigen.

Etwas habe nicht gestimmt, als sie ihre Tochter bei einer sogenannten Back-up-Betreuung abgeholt habe. Die Tochter, damals knapp drei Jahre alt, sei weinend aus der Toilette heraus auf sie zu gerannt. „Sie war erleichtert, als sie mich sah“, sagte die Mutter (34) des Mädchens im Zeugenstand vor der 2. Großen Strafkammer. Dort wird seit zwei Wochen gegen einen 33-Jährigen verhandelt, der sich als Babysitter ausgegeben hatte und 23 Kinder zum Teil schwer sexuell missbraucht haben soll.

Die 34 Jahre alte Mutter war am Mittwoch die erste Zeugin im Prozess gegen den 33-Jährigen, der sich zwischen November 2019 und Mai 2022 immer wieder über das Portal „betreut.de“ als Babysitter angeboten hatte und der auch für die Firma pme Familienservice GmbH, die Kindertagesstätten betreibt, als Springer und Back-up-Betreuer tätig war. So soll er sich das Vertrauen von Eltern erschlichen und Zugriff auf ihre Kinder erlangt haben.

Dreijährige sprang ihrer Mutter weinend in die Arme

Bei einem Back-up-Einsatz in einer Einrichtung von pme Anfang Dezember 2021 wurde auch die Tochter der 34-Jährigen an zwei Tagen betreut, weil die eigentliche Kita ihrer Tochter aufgrund von Personalmangel ein paar Tage habe schließen müssen. Dabei soll der Mann sich an dem Mädchen sexuell vergangen und davon Fotos angefertigt haben. Die Zeugin erklärte, dass nachdem ihre Tochter ihr weinend in die Arme gesprungen sei, sie habe feststellen müssen, dass ihre Tochter unter ihrem Kleid weder Strumpfhose noch Unterhose getragen habe. Den Angeklagten, der noch in der Tür zur Toilette gestanden habe, habe sie irritiert darauf angesprochen: „Was soll das?“ Doch der 33-Jährige habe gemeint, alles sei okay, „wir haben gerade nur lange versucht Pipi zu machen“, so die Zeugin. Der Angeklagte sei aber im weiteren Gespräch „charmant und freundlich“ gewesen. Ihre anfängliche Irritation habe sich zunächst aufgelöst.

Der eigentliche Schock folgte rund drei Monate später: Im Bad habe die Tochter ihren Vater nackt gesehen, auf dessen Glied gezeigt und gesagt: „Oh, du hast die gleiche Sache wie der Mann in der anderen Kita“, gab die Zeugin ihre Tochter wieder. Der Ausdruck „andere Kita“ habe sich auf die Back-up-Betreuung bezogen. Man habe zunächst versucht die Szene zu verdrängen, wurde im Sommer 2022 dann aber von der Geschichte eingeholt, als pme Familienservice und Polizei sich meldeten und von den Ermittlungen gegen den 33-Jährigen berichteten.

„Unser emotionaler Zustand war total am Ende“, sagte die Zeugin weiter. Einen möglichen Täter-Opfer-Ausgleich mit dem Angeklagten wies die Frau schroff zurück: „Kein Geld der Welt kann mir die entgangene Lebensfreude ersetzen. Wir möchten, dass er die maximale Strafe bekommt.“ Ein Täter-Opfer-Ausgleich hätte eine erheblich strafmildernde Wirkung.

Der Prozess wird fortgesetzt.

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