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TechnikproblemIn dieser Kölner Schule läuft die Heizung trotz Rekordhitze

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Bau mit langer Tradition: Das Hölderlin-Gymnasium in Mülheim.

Bau mit langer Tradition: Das Hölderlin-Gymnasium in Mülheim.

Das Hölderlin-Gymnasium in Köln hat trotz Rekordhitze heizende Heizkörper, die sich nicht abschalten lassen. Eine Lösung ist nicht in Sicht.

An den meisten Kölner Schulen gibt es in dieser Woche Hitzefrei. Am Mittwoch endet der Unterricht in der Regel nach der vierten Stunde – das Thermometer wird auf Rekordwerte über 35 Grad klettern. Und im Hölderlin-Gymnasium in Mülheim läuft die Heizung auf vollen Touren. In 26 von 70 Räumen lassen sich die Heizkörper auch im Hochsommer nicht abschalten. Nach Auskunft der Schulleitung ist der Defekt schon im März an die Stadt gemeldet worden. In der vergangenen Woche sei zum ersten Mal ein Handwerker vor Ort gewesen. Das Problem besteht weiter.

Innovative Heiztechnik trifft auf unerwartete Probleme

Dabei ist die Heizungstechnik an der Mülheimer Schule sehr innovativ. Als eine von insgesamt sechs Schulen bezieht sie ihre Heizwärme aus einer ungewöhnlichen Quelle: Abwasser. Die Anlage ist laut der Rheinenergie besonders effizient. Im Rahmen des Projekts „Celsius“ testet das Unternehmen dort neue und umweltfreundliche Wege der Wärmegewinnung. Mittels zweier Rinnenwärmetauscher erfolgt die Wärmegewinnung direkt aus dem Abwasserkanal.

Das Unternehmen teilt mit: „Die Wärmetauscher sind fest am Boden des jeweiligen Kanals installiert. Von dort aus wandert die Wärme über das Trägermedium zu einer Wärmepumpe und landet schließlich mit einer Leistung von 150 und 200 kW in den Heizungskellern beziehungsweise der Heizungsanlage der Schule.“ Das System funktioniert gut – offenbar zu gut für das altehrwürdige Gymnasium im Rechtsrheinischen. Denn abschalten lässt sich nicht das ganze System, die Heizkörper in der Schule müssen runterreguliert werden. Und genau das gelingt derzeit nicht. „Es ist natürlich absurd, dass wir Hitzefrei geben und selbst mitheizen“, sagt Schulleiter Siegfried Feldmar. „Wir können es uns gar nicht erlauben, auf die Räume zu verzichten.“ Selbst bei den Abiturprüfungen habe man geheizte Räume nutzen müssen. Der Schaden sei der Stadt seit langem bekannt, am Freitag sei ein Techniker dagewesen. Er hoffe, dass die Verwaltung das Problem in den Griff bekomme.

Nach Informationen der Kölnischen Rundschau gibt es das Problem an mindestens einem weiteren Kölner Gymnasium. Die Stadt ließ eine Anfrage zum Thema seit Montagmittag unbeantwortet.

Neubaupläne am Hölderlin-Gymnasium

Das Hölderlin Gymnasium ist im Jahr 1912 errichtet worden und hat einen Anbau aus den 70er-Jahren. Der Bau gilt als marode, es gab immer wieder Probleme unter anderem mit undichten Decken. Vor gut einem Jahr hat der Rat der Stadt beschlossen, dass die Schule einen Neubau samt Zweifach-Turnhalle an ihrem bisherigen Standort bekommt. Die Politik entsprach damit dem ausdrücklichen Wunsch der Schulgemeinschaft, das Hölderlin an seinem bisherigen Standort an der Graf-Adolf-Straße 59 zu belassen. Ermöglicht wurde der Beschluss durch den hartnäckigen Einsatz von Schülern, Eltern und Lehrern. Seit 18 Jahren kämpfen sie gegen die baulichen Missstände an ihrer Schule, immer wieder demonstrierten vor dem Rathaus.

Jan Hopmann engagiert sich seit fast zwei Jahrzehnten für den Neubau in Mülheim. Er ist also Kummer gewöhnt. Er sagt: „Es dauert eine Ewigkeit.“ Das Interimsbauwerk des Hölderlin an der Holweider Straße soll Ende 2029 fertig sein, erst dann kann der Neubau beginnen, der wohl nicht vor 2033 fertig sein werde. Dann wird sich die Initiative 26 Jahre für den Neubau engagiert haben. Immerhin sei das Hölderlin in das priorisierte Schulneubauprogramm aufgenommen, sagt Hopmann.

Herausforderungen bei Schulneubauten in Köln

Klimaprobleme gibt es auch bei den Neubauten und generalsanierten Schulen der Stadt. Die Technik sei teilweise hochkomplex und in Teilen zu anspruchsvoll für den Schulbetrieb, sagt Oliver Seeck (SPD), schulpolitischer Sprecher seiner Partei. Das betreffe generalsanierte Bauten wie das Hansa-Gymnasium, das Dreikönigsgymnasium oder den dritten Trakt des Genoveva-Gymnasiums, der 2020 eröffnet wurde. Die Schule gilt als heißeste Schule der Stadt, im vergangenen Jahr demonstrierten Schülerinnen und Schüler und sammelten Unterschriften für ein besseres Raumklima. „Da ist es dann nicht mehr vorgesehen, dass ein Fenster geöffnet wird, aber dann herrscht irgendwann Sauerstoffknappheit“, sagt Seeck.

Die gibt es auch am Hölderlin-Gymnasium. Immerhin können sich die Schülerinnen und Schüler entscheiden, ob sie heiße Luft von innen oder außen bevorzugen.