Traurige Gewissheit: Die Sanierung der Mülheimer Brücke in Köln verteuert sich auf fast eine halbe Milliarde Euro und dauert bis 2028.
Fast eine halbe MilliardeSanierung der Mülheimer Brücke wird teurer und dauert länger

Dauerbaustelle: Die Mülheimer Brücke wird nicht vor Ende März 2028 fertigsaniert sein.
Copyright: Thomas Banneyer
Die Sanierung der Mülheimer Brücke ist eine Geschichte von sich aneinanderreihenden Bauzeitverschiebungen und Kostensteigerungen. Und was zu befürchten war, ist nun Gewissheit: Die Geschichte ist immer noch nicht zu Ende geschrieben. Wie die Kölner Stadtverwaltung nun mitteilt, steigen die Gesamtkosten von den bisher bezifferten 302 Millionen Euro (ursprünglich 188 Millionen Euro) auf 498.182.000 Millionen Euro. Die Sanierung der Mülheimer Brücke nähert sich der Marke von einer halben Milliarde Euro. Und es darf als gesichert gelten, dass das Bauvorhaben diese Messlatte überspringen wird, denn die Stadt kündigt bei ihrer Bekanntgabe der Kostensteigerung schon die nächste Erhöhung an. Zudem wird sich der Zeitrahmen des Projektes erneut ausweiten. War bisher angekündigt, die Mülheimer Brücke könne Ende 2026 (ursprünglich 2023) wieder frei befahren werden, sei nun „die Verkehrsfreigabe nach aktuellem Stand Ende März 2028 möglich“. In exakten Zahlen: Die Sanierung der Rheinquerung wird um 196,7 Millionen Euro teurer und wird 15 Monate länger andauern.
Was sind die Gründe für die Kostensteigerung?
Salopp kann gesagt werden: Die Verwaltung befindet sich in einer Eskalationsspirale. Weil immer mehr im Vorfeld nicht entdeckte Mängel an dem Bauwerk auftauchen, kommt es zu immer weiteren Zeitverzögerungen, entsteht immer mehr Geldbedarf durch steigende Lohn- und Materialkosten sowie durch Nachforderungen von den ausführenden Firmen, die durch die Mehrarbeit begründet sind und durch sich ausdehnende Bauunterhaltskosten. Zurzeit befindet sich das Projekt in der zweiten von insgesamt fünf Bauphasen – wobei es eine Bauphase Null gab. Die nun bezifferten Zeitverzögerungen und daraus entstehenden Kosten beziehen sich „nur“ auf die Bauphasen Null und 1. Wobei für diese beiden Phasen die „Baustellengemeinkosten“, die sich allein aus der bauzeitlichen Verzögerung ergeben, schon 103,7 Millionen Euro ausmachen.
Welche baulichen Probleme sind aufgetaucht
Diese Liste ist mittlerweile erschreckend lang. Laut des zuständigen Fachamtes umfasst sie 12 Punkte. Einige davon wurden bereits in früheren Mitteilungen der Verwaltung als Gründe für Zeitverschiebungen und Kostenerhöhungen genannt, wie beispielsweise nicht sondierte Braunkohleschichten im rechtsrheinischen Uferbereich, die das geplante Gründungsverfahren über den Haufen warfen. Oder auch der Aufbau, auf dem die Gleise der Kölner Verkehrs-Betriebe verlegt wurden. Erst im Laufe der Arbeiten wurde den Verantwortlichen augenfällig, dass dieser so verrottet ist, dass er nicht mehr saniert werden kann, sondern neu gebaut werden muss. Weitere Beispiele aus der „Mängelliste“: Die Stahlseile, die längst der Brücke verlaufen, enden in sogenannten „Hängeranschlusskästen“ und sind dort nicht in der Art befestigt, wie die Fachleute es vorzufinden hofften. Die Schweißnähte des Stahlbauwerkes hatten nicht die erwartete Qualität, was dazu führte, dass ganze Bauteile neu erstellt werden mussten. Der Rostschutz konnte nicht wie geplant erneuert werden, weil teils die „Spaltmaße“ an den Bauteilen nicht den heutigen Normen entsprachen. Es musste mit einem anderen „Beschichtungsstoff“ gearbeitet werden. Und, und, und ...
Am Ende summieren sich für diese unentdeckten Schäden rund 93 Millionen Euro, die sich vorrangig durch zusätzlichen Material- und Lohnkosten ergeben.
Was kommt noch auf Steuerzahler zu?
Auf jeden Fall noch weitere Kostensteigerungen, deren Höhe heute nicht absehbar sind. Denn die jetzigen Zahlen beziehen sich nur auf die Bauphasen Null und 1. „Zu erwarten ist weiterhin ein baubetrieblicher Nachtrag aufgrund der aktuellen Bauzeitverlängerung in der Bauphase 2“, schreibt die Verwaltung dazu. Der werde aber geringer ausfallen, als der jetzige Nachtrag, so die Prognose. Die Bezirksregierung bezuschusst die Sanierung mit 61 Millionen Euro, das Land mit rund 45 Millionen. Das sind vorerst Fixbeträge. Nun soll mit den Fördergeldgebern die Möglichkeit einer Zuschusserhöhung ausgelotet werden.