Mindestens bis Ende März 2028 verlängern sich die Arbeiten. Die Folgen sind dramatisch, findet Rundschau-Lokalchef Jens Meifert.

Mülheimer BrückeFast wie die Bühnen: Das nächste Kölner Sanierungsdesaster

Die Mülheimer Brücke
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Die einzige Konstante bei der Sanierung der Mülheimer Brücke ist die Kostensteigerung. Von geplanten 188 Millionen Euro ist das Vorhaben nun bei einer halbe Milliarde Euro gelandet. Zwischenzeitlich zumindest, denn die nächsten Zuschläge hat die Stadt bereits anmoderiert. Damit entwickelt die marode Querung immer mehr die Schreckensdimensionen der Bühnensanierung.
Wieder einmal offenbart sich ein Bauvorhaben der Stadt als Fass ohne Boden. Der Bürger wendet sich mit Grausen ab und fragt sich entsetzt, ob es nicht so etwas wie eine Bauplanung gab. Die gab es – aber eine, die das Papier, auf der sie geschrieben stand, kaum wert war. Die Stadt entschuldigt sich wiederholt damit, dass die Brückenschäden erst im Prozess sichtbar geworden sind. Das musste schon vor fünf (!) Jahren, bei der ersten dramatischen Kostensteigerung, als Erklärung herhalten. Experten halten das für eine freundliche Umschreibung von schlechter Planung. Lerneffekt? Offenbar gleich null.
Die Mülheimer Brücke soll frühestens Ende März 2028 wieder befahrbar sein. Damit liegt ein weiteres zentrales Sanierungsvorhaben im Dekadenbereich. Wobei das Ende der Geschichte längst nicht geschrieben ist. Die nächste schlechte Nachricht: Nach der Mülheimer Querung muss die Severinsbrücke oder die Deutzer Brücke instand gesetzt werden. Man mag es sich kaum ausmalen.
Für Köln hat das dramatische Folgen: Die Stadtkasse ist leer. Die Kämmerin wird die erneute Kostensteigerung mit Schrecken zur Kenntnis nehmen. Dramatisch ist aber auch der Vertrauensverlust in die Stadtverwaltung. Nach dem Bühnendesaster, dem Kalkberg und den Kostensteigerungen beim Römisch-Germanischen Museum trägt nun auch die Mülheimer Brücke das Etikett „Horror-Baustelle“. Und immer mehr Bürger sagen nur noch: typisch Köln.
Im September werden ein neuer Stadtrat und ein neuer Oberbürgermeister oder eine Oberbürgermeisterin gewählt. Schon jetzt ist klar: Für den neuen Amtsinhaber wird es darum gehen, verlorenes Vertrauen wieder zurückzugewinnen. Und das wird schwer.