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Essen, Kultur, SportUm die Schanzenstraße ist ein neues Viertel entstanden – was es dort zu entdecken gibt

Lesezeit 7 Minuten
Blick auf den Schanzenplatz im I/D-Cologne in Köln-Mülheim.

Mit dem Projekt I/D-Cologne ist an der Schanzenstraße in Köln-Mülheim ein komplett neues Quartier entstanden.

In der Mülheimer Schanzenstraße ist in letzter Zeit viel Neues passiert. Wir haben uns das Viertel bei einem Spaziergang genauer angesehen und geben Freizeittipps für die Schäl Sick. 

Lange war die Mülheimer Schanzenstraße vor allem eine typische Auf-dem-Weg-dahin-Straße. Oft ein ewig langes Stück zu laufen von der Station Keupstraße bis zu einem Konzert im E-Werk oder Palladium. Eine Straße auf dem Weg in die Übergangsspielstätte Depot 1 und 2 des Schauspiel Köln, die mittlerweile schon so lange dort angesiedelt ist, dass man sich kaum noch erinnern kann, dass es eigentlich ein Provisorium ist. Heimat der Bastei Lübbe AG, von Brainpool TV, Radio Köln und zahlreichen Firmen, die „irgendwas mit Medien“ machen. Wer dort arbeitete, war bestens vertraut mit der umfangreichen Gastronomie in der Keupstraße – viel Varianz bot die allerdings nicht. Doch in den letzten Jahren ist viel passiert. Wer länger nicht mehr da war, findet am einstigen Industriestandort so viele neue Gebäude, Sportmöglichkeiten, Geschäfte und Restaurants vor – man muss fast schon von einem neuen Veedel sprechen. Wo vor über 30 Jahren die letzte Lokomotive rangierte, ist Mülheim zum Szene-Quartier geworden. Zeit für einen Rundgang durch das Kölner Schanzenviertel, von dem wir mit Tipps für einen Ausflug, der sich lohnt, zurückkehren – egal ob bei Tag oder bei Nacht.

1. Carlswerk-Gelände

Beginnen wir am Anfang, nämlich an der Kreuzung Keupstraße/Schanzenstraße. Vielleicht sind Sie früher an dieser Stelle in die Keupstraße abgebogen, um noch etwas zu essen vor ihrem Termin auf der Schanzenstraße? Nicht mehr nötig. Allein auf dem Carlswerk-Gelände gibt es zahlreiche Restaurants und Cafés, zum Beispiel das italienische Restaurant Purino, Burger & Curry, Podolskis Mangal Döner, Supasalad und das Offenbach am Carlsgarten, das es natürlich schon länger gibt. Wenn das Wetter es zulässt, kann man hier wunderbar draußen sitzen und den Blick ins Grüne genießen.

Offenbach am Carlsgarten Schanzenstraße 6-2 51063 Köln Öffnungszeiten: Montag bis Samstag jeweils von 9 Uhr bis 24 Uhr, Sonntag ab zwei Stunden vor der Vorstellung des Schauspiels, die jeweils aktuellen Zeiten finden Sie auf der Homepage:  www.offenbach-am-carlsgarten.de

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2. Carlswerk Victoria und Club Volta

Außer Theater und Gastronomie gibt es auf dem weitläufigen Gelände des Carlswerks noch viel mehr zu entdecken. Ursprünglich wurden hier bei Felten und Guilleaume Tragseile und Kabel hergestellt, darunter auch das erste Telefonkabel, das Europa und Nordamerika verband.

Am Abend lohnt sich hier besonders der Besuch in den 2018 eröffneten Konzerthallen Club Volta und Carlswerk Victoria. Obwohl es die beiden Läden schon vier Jahre gibt, haben sie sich – vermutlich auch wegen der Corona-Pause – in der Stadt noch nicht so etabliert wie die beiden großen Konzerthallen am Ende der Straße. Davon zeugt auch dieses in Ehrenfeld auf der Straße mitgehörte Gespräch zweier junger Frauen: „Das Konzert ist im Carlswerk Victoria.“ „Wo ist das denn?“ „In Mülheim an der Schanzenstraße. Auf dem Weg zum Palladium.“ „Aha.“

Carlswerk Victoria und Club Volta Schanzenstr. 6-20 51063 Köln www.carlswerk-victoria.de

3. Stuntwerk Köln GmbH

Auch sportlich gibt es auf dem Gelände einiges zu tun. Vor Ort befinden sich die Indoor-Fußballhalle Straßenkicker Base von Lukas Podolski und die geräumige Kletterhalle Stuntwerk, in der man auch Parkour- und Ninjatraining machen kann.

Thekenleiter Sascha Becker arbeitet seit sieben Jahren im Stuntwerk und sagt: „Als wir aufgemacht haben, gab es in der Nähe nur einen Subway. Sonst konnte man nicht viel machen. Jetzt wundere ich mich auf dem Weg zur Arbeit manchmal selbst, was hier alles passiert ist. Es ist eine tolle Atmosphäre." 

Stuntwerk Köln GmbH Schanzentraße 6-20 51063 Köln 0221/8889390 Öffnungszeiten: täglich von 9 Uhr bis 23 Uhr www.stuntwerk-koeln.de

4. Caffe Kiosk

Schon seit zehn Jahren ist Mert Tüfekci der Inhaber des Caffe Kiosk, aber erst seit Kurzem sieht er tagsüber so viele Menschen. „Früher waren vor allem abends Leute da, die sich auf dem Weg zum Konzert oder zurück noch ein Bier geholt haben. Tagsüber war es eher ruhig. Jetzt ist hier rund um die Uhr sehr viel Leben und ich habe durchgängig Publikum“, freut er sich.

Bei unserem Spaziergang sitzen drei Arbeiter der Drahtwerke Köln GmbH vor dem ehemaligen Pförtnerhäuschen, ihre Firma liegt weiter hinten an der Schanzenstraße.  Die Männer kommen oft auf einen Kaffee und ein Brötchen hier vorbei. Aber auch Studierende der Internationalen Filmschule nebenan, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Radio Köln oder einer der anderen umliegenden Firmen verbringen ihre Pausenzeit gerne für einen Snack am gläsernen Kiosk.

Caffe Kiosk Schanzenstraße 28 51063 Köln Öffnungszeiten: Montag bis Freitag: 5 Uhr bis 4 Uhr, Samstag: 5 Uhr bis 15 Uhr, Sonntag: geschlossen

5. Neues Quartier I/D Cologne

Gegenüber dem Caffe Kiosk ist mit dem I/D Cologne auf dem alten Mülheimer Güterbahnhofgelände ein komplett neues Stadtquartier entstanden. Wer länger nicht in der Gegend war, wird sich vielleicht wundern, seit wann dort so viele neue, moderne Gebäude stehen. Das Quartier ist längst noch nicht fertig, einige Häuser sind noch im Bau. Auf einer Fläche von 160.000 Quadratmetern entstehen hier hauptsächlich Büros. Das Co-Working-Haus Design Offices ist schon eingezogen, auch Siemens und Renault haben hier Büros.

Noch kommt man sich auf dem Schanzenplatz, der das Zentrum des neuen Quartiers sein soll, ein wenig so vor wie in ein Architekturmodell hineingeschrumpft, aber die Cafés und Restaurants sind schon gut belebt. Der amerikanische Burger-Riese Five Guys hat am Platz nach Neumarkt und Dom seine dritte Kölner Filiale eröffnet, außerdem findet man hier das Restaurant Shi mit Currys und Wok-Gerichten, die italienische Franchise-Kette L’Osteria und die Bäckerei Mauel. 

Auch das Moxy Hotel gehört zum Projekt und ist bereits eröffnet. 222 Zimmer auf sechs Etagen hat das Haus, die Preise starten bei 89 Euro. Es gibt nur zwei Zimmerkategorien: Standard und das größere Familienzimmer. Die Marke, die bereits am Flughafen Köln/Bonn vertreten ist, gehört zu Marriott und konzentriert sich ganz auf die Zimmer. Aufwändigen Service, Restaurant oder Spa gibt es nicht. Eine Übernachtung im stylischen Hotel lohnt sich dennoch und macht aus einem Konzert- oder Theaterbesuch gleich einen längeren Ausflug. 

Moxy Cologne Mülheim Am Kabellager 15 51063 Köln 0221/6508535 Buchung über www.marriott.de

6. Nadia Feinkost

Wenn man das futuristische neue Viertel hinter sich lässt und der Kurve nach rechts folgt, sieht die Schanzenstraße plötzlich wieder viel mehr so aus wie man sie kennt: eher ein kleines bisschen heruntergekommen, nicht so belebt, nichts Besonderes, einfach eine Straße, die einen zu seinem Ziel bringen soll. Doch auch hinter dem Knick gibt es noch viel zu entdecken. Es lohnt sich hier ganz besonders, nach links zu Nadia Feinkost abzubiegen, einem großen Supermarkt voller italienischer Spezialitäten, in dem nicht nur Großkunden, sondern alle einkaufen dürfen.

Wer hereinkommt, den erfasst mitten in Mülheim unverhofft ein Urlaubsgefühl. Verkauft werden ausschließlich italienische Produkte, zum Beispiel jede Menge Nudeln, Bonbons, Limonaden, Kaffee, Wein, Käse und Öl. An einer riesigen Frischetheke gibt es Fleisch- und Wurstwaren. Im Hintergrund dudelt ein italienischer Radiosender, was das Urlaubserlebnis noch verstärkt. Noch wichtiger ist nach dem Einkauf noch ein Besuch im Supermarkt-Bistro nebenan. Angeboten werden erschwingliche, warme, italienische Gerichte, Salate, Ciabatta und Panini, italienische Limonaden und natürlich Kaffee. Alles natürlich original italienisch und mit Zutaten aus dem Laden. 

Nadia Feinkost Schanzenstr. 3a 51063 Köln Öffnungszeiten: Montag bis Freitag: 8.30 Uhr bis 1.830 Uhr (Bistro nur bis 15.30 Uhr); Samstag: 8.30 Uhr bis 15 Uhr www.nadia.de

7. Kaffeerösterei Van Dyck

Noch ein bisschen weiter die Straße runter Richtung Palladium und E-Werk liegt ein wenig versteckt im Innenhof die Van Dyck-Rösterei samt Café. Diese Adresse ist die gemütlichste unter den drei Kölner Filialen, die anderen beiden Espressobars in der Körnerstraße in Ehrenfeld und in der Severinstraße in der Südstadt wirken im Vergleich ein wenig zu hell und steril. In Mülheim ist es zum erstklassigen Kaffee ein wenig muckeliger - schön! 

Hier gibt es nicht nur die typischen Van-Dyck-Kaffeespezialitäten und Snacks zu kaufen, sondern mit der Kollektion Van-Dyck-Living auch das passende stylishe Geschirr dazu. Was diese Filiale noch besonders macht: Direkt neben dem Café werden die Bohnen geröstet. 

Van Dyck Rösterei Schanzenstraße 36 51063 Köln 0221/16916607 Öffnungszeiten: Montag bis Freitag von 9 Uhr bis 16 Uhr, am Wochenende und an Feiertagen geschlossen. www.vandyckkaffee.de

8. E-Werk und Palladium

Zum Abschluss der Tour sollen zumindest die alten Bekannten der Schanzenstraße nicht ungenannt bleiben, die Konzerthallen E-Werk und Palladium am Ende der Straße. 

Einer der beiden Orte war bisher meist das Ziel der abendlichen Wanderung über die Schanzenstraße. Während der Corona-Zeit blieben die Hallen leider leer, doch jetzt finden zum Glück wieder regelmäßig Konzerte und Veranstaltungen statt.

E-Werk Köln Schanzenstraße 36 51063 Köln 0221/96790 www.e-werk-cologne.de

Palladium Köln Schanzenstraße 40 51063 Köln 0221/96790 www.palladium-koeln.de

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