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Musik in Köln14. Auflage vom "Week-End Fest" im Stadtgarten

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Das Duett „A.R. Kane“ auf der Bühne im Stadtgarten-Saal beim Week-End Fest in Köln.

Das Duett "A.R. Kane" auf der Bühne im Stadtgarten-Saal beim Week-End Fest in Köln.

Die 14. Auflage vom "Week-End Fest" in Köln zeigte an zwei Tagen wieder viel Avantgarde und Club-Musik für interessierte Musikliebhaber im Kölner Stadtgarten. 

Eine mongolische Harfe, eine zarte Chansonstimme und zwei exzellente Musiker am Schlagzeug und an der akustischen Gitarre - ein Mix, der die Besucher am zweiten Tag des Week-End Festes im Kölner Stadtgarten begeisterte. Die französisch-mongolische Sängerin und Songwriterin Céline Dessberg stand sichtlich überwältigt im Fokus der Musikliebhaber der mittlerweile 14. Ausgabe dieses besonderen Musikevents in der Domstadt.

„Ich bin so glücklich, dass ihr alle hier seid“, sagte sie in der Mitte ihres Auftritts auf Englisch. Im Anschluss stimmte sie minutenlang die 21 Saiten ihrer Harfe. Eine Geduldsprobe, die sich mit ihrer nächsten Performance aber hörbar lohnte. Am Ende hatte Dessberg keine Zugabe mehr parat. Schließlich nahm der Schlagzeuger das Heft in die Hand und nutzte die Gelegenheit zu einer kleinen Impro-Session zusammen mit den Kollegen an der Gitarre und der Harfe.

Ich bin so glücklich, dass ihr alle hier seid.
Céline Dessberg, Sängerin

Kleines, aber spezielles Festival

Die Atmosphäre dieses Auftritts spiegelt den Charakter dieses kleinen, aber sehr speziellen Festivals gut wider. Es geht familiär zu. Die Künstler stehen nach dem Auftritt im Foyer an der Theke und sind auch offen für einen kurzen Plausch mit den Besuchern. Es gibt Musik zu entdecken, die man vielleicht live noch nicht gehört hat. Festivalleiter Jan Lankisch und sein Team bringen junge Musiker, aber auch Größen aus vergangenen Jahrzehnten auf die zwei Bühnen im großen Saal und im kleineren Jaki Club. Oft kommen sie aus der Avantgarde der Branche. Meist sind es nicht die großen Stars, aber vielleicht kommende oder einflussreiche Musiker oder die, die es mal waren oder noch sind. So wie "A.R. Kane", die seit Mitte der 1980er Jahre die Independent-Szene des "Dream-Pops", Dub oder Shoegaze beeinflusst haben und auch Chart-Erfolge hatten.

Das Londoner Duett hatte an diesem Abend einige Fans "mitgebracht". Es gab viele glückliche Mienen in bereits betagteren Gesichtern. Und bei den souligeren Stücken wurde lässig mitgewippt und getanzt im Saal. Dem tat dann auch ein größeres technisches Problem mit dem elektronischen Equipment in der Mitte des Auftritts kaum einen Abbruch, obwohl sich Sänger und E-Gitarrist Rudy Tambala einen Fluch auf die Technik-Firma nicht verkneifen konnte. Der Kollege Steven Benjamin an der Klarinette sprang ein mit einem improvisierten Intro, bis die Technik wieder eingeschränkt lief.

Beat-lastige musikalische Nostalgie

Ein wenig musikalische Nostalgie mit flotten Beats und harten Bässen bot im Jaki Club des Stadtgartens auch DJ "A Guy Called Gerald", ein Pionier der Acid-House- und Electro-Jungle-Szene im Vereinigten Königreich Ende der 1980er/Anfang der 1990er Jahre. Die Besucher standen draußen Schlange, weil der Clubraum ziemlich schnell pickepacke voll war.

Zu Beginn des zweiten Festival-Tages hatte die vielschaffende Künstlerin und Musikerin „Polypixa“ bereits den kleinen Club mit ihren avantgardistischen Techno- und Gesangsperformances vergnügt. Die in Transnistrien (Region in Moldawien) aufgewachsene Russin und Wahlkölnerin wirkte zwar auf der Bühne manchmal verloren, aber es hatte immer Charme, was sie dort anstellte, gemixt mit viel Eigenironie. Ihr Talisman, eine Stoffechse am Mikro, half ihr dabei auch über kleinere Timing-Klippen hinweg.


Week-End Fest XIV im Kölner Stadtgarten; Leitung: Jan Lankisch, Sonja Knoblauch und Team