„Nachholeffekt“Warum in Köln derzeit Erkältungen besonders grassieren

Lesezeit 2 Minuten
Taschentuch

Symbolbild 

Köln – Husten, Heiserkeit, laufende Nase, kratzender Hals − ungewöhnlich viele Menschen klagen derzeit über Erkältungssymptome. Das bestätigt der Sprecher des Apothekerverbands Nordrhein, Thomas Preis: „Die Nachfrage nach Nasenspray, Hustensaft oder Lutschtabletten gegen Halsentzündungen ist deutlich gestiegen.“

Lockerungen der Corona-Ordnung

Als einen Grund sieht der Apotheker die Lockerungen der Coronaschutz-Bestimmungen. „Je mehr wir uns wieder Richtung Normalität bewegen, desto mehr können herkömmliche Erreger und Viren zuschlagen“, sagt Preis. Diese Erklärung stützt eine aktuelle Studie der DAK. Im Frühjahr gab es bei ihren Versicherten fast 70 Prozent weniger Krankmeldungen wegen Erkältungskrankheiten als im Vorjahr. „Die Erkältungssaison im Frühjahr 2021 ist nahezu komplett ausgefallen“, sagt Thomas Höver von der DAK. Der Rückgang sorgte dafür, dass der Krankenstand deutlich zurückgegangen ist.

Einen Grund zur Beunruhigung liefern triefende Nasen und lauter Hustens nicht. Allerdings mahnt Preis: „Masken helfen, eine Ansteckung zu vermeiden. Wer eine Erkältung hat, sollte unbedingt seine Mitmenschen schützen, indem er eine Maske trägt.“

Als jahreszeitliche „Umstellungserkältungen“ sieht Hals-Nasen-Ohrenarzt Jürgen Zastrow, das Phänomen. „Nichts Ungewöhnliches. Die Leute haben sich einfach noch nicht umgestellt und daran gewöhnt, dass es jetzt morgens und abends kälter ist“, sagt Zastow, der selbst gerade Reizhusten und eine verstopfte Nase hat.

Kinderarzt: Nachholeffekt nach dem Lockdown

Entspannt sieht die Situation auch der Sprecher des Bundesverbands der Kinder- und Jugendärzte, Jakob Maske. „Bei den gehäuften Infekten von Kindern, die wir beobachten, sehen wir in erster Linie einen Nachholeffekt.“ Durch die Lockdowns, geschlossene Schulen und Kindergärten und reduzierte Kontakte habe es in den letzten 18 Monaten weniger Infekte gegeben. „Die Ärzte haben eine ganze Zeit lang kaum kranke Kinder gesehen“, sagt Maske. Man habe allerdings beobachtet, dass in diesem Jahr so genannte RS-Viren, die akute Atemwegsinfekte auslösen können, früher als üblich aufgetreten seien. „Wir hatten die schon Ende Juli“, so der Ärzte-Sprecher. Für Früh- und Neugeborene kann ein Infekt mit RS-Viren problematisch werden. „Ab dem Kindergarten aber sehen wir vor allem positive Effekte für das Immunsystem und gegen Allergien“, sagt Maske. Mit anderen Worten: Für Kinder ist es unterm Strich gut, wenn sie sich anstecken.

Das könnte Sie auch interessieren:

Das gilt allerdings längst nicht für alle Übertragungen. Nichts als lästig sind Kopfläuse. Und die sind nach Auskunft des Apothekers auf dem Vormarsch seitdem Kinder wieder zusammen sind. „Im Lockdown gab es da lange Ruhe“, sagt Preis.

Nachtmodus
Rundschau abonnieren