Am 3. November 1925 eröffnete Dr. Anton Heimerzheim seine Praxis in Nippes – nun wird sie 100 Jahre alt. Seit 2000 leitet sie seine Schwiegerenkelin.
JubiläumNippeser Hausarztpraxis in dritter Generation feiert 100-Jähriges

Dr. Anton Heimerzheim hatte 1925 seine erste Praxis eröffnet. 1931 zog sie in die heutigen Räume um.
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Auch nach einem Vierteljahrhundert ihrer Tätigkeit ist Susanne Heimerzheim nach wie vor glücklich in ihrer Hausarztpraxis an der Mauenheimer Straße 79, die sie in dritter Generation führt. „Es macht mir immer noch Spaß, und es ist eine Arbeit, die zutiefst menschlich ist.“ Rund 1000 Kassenpatienten, so schätzt sie, betreue sie insgesamt. Am 3. November feiert die Praxis, die sie im April 2000 übernommen hatte, ihr 100-jähriges Bestehen.
Eröffnet hatte sie 1925 ihr Schwieger-Großvater Anton Heimerzheim – damals noch an der Mauenheimer Straße 39 am heutigen Schillplatz, wo im jetzigen Nachkriegs-Neubau mit einer Zahnarztpraxis bis heute eine medizinische Einrichtung beheimatet ist. Das heutige, 1931 eröffnete Praxishaus der Familie direkt gegenüber des Bürgerzentrums Altenberger Hof hatte der Vorfahre auf einer damaligen Pferdeweide selbst erbaut und war im Obergeschoss eingezogen.

Die Ärztin Susanne Heimerzheim führt seit 25 Jahren die Praxis ihrer Familie. Vor 100 Jahren gründete sie ihr Schwieger-Großvater.
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Anton Heimerzheim war 1899 als zehntes von elf Kindern von Maria Magdalene und Wilhelm Heimerzheim geboren worden, die ursprünglich aus Bonn stammten; als Einziger aus seiner Familie machte er Abitur, im heutigen Leonardo-da-Vinci-Gymnasium an der Blücherstraße.
Nach seinem zweijährigen Einsatz als Freiwilliger im Ersten Weltkrieg, dem Medizinstudium in Köln und Bonn und einer Tätigkeit im Bürgerhospital Köln folgte im Mai 1925 mit gerade mal 26 Jahren die Approbation; ein halbes Jahr später ließ er sich als Arzt in seiner Privatpraxis nieder. 1927 zog er mit dieser an die Merheimer Straße 272, vier Jahre später an den heutigen Standort – wo er 1933 auch seine Kassenzulassung erhielt.
Praxisstart im Ein-Mann-Betrieb
Die heutige Ärztedichte, und das soziale Sicherungsnetz, waren damals schlichtweg unvorstellbar. „Ganz Nippes hatte zur damaligen Anfangszeit nur eine Kassenzulassung, die Leute mussten das Meiste in bar bezahlen“, erzählt Peter Heimerzheim, der Enkel des Praxisgründers, der selbst Journalist geworden ist und unter anderem 2022 mit dem Nippeser Archiv für Stadtteilgeschichte die Veedels-Biografie „Nippes – (fast) 2000 Jahre“ veröffentlichte. Zunächst arbeitete sein Großvater im Ein-Mann-Betrieb. „Die Patienten mussten damals klingeln und sich selbst ins Wartezimmer setzen. Auch die Kinder, die sich etwa beim Spielen verletzt hatten, kamen hierher, denn spezielle Kinderärzte gab es noch nicht. Kleinere Operationen führte er ebenfalls hier durch, und für schwerere Fälle gab und gibt es das St.-Vinzenz-Krankenhaus in unmittelbarer Nähe.“

Das 1931 erbaute Praxishaus an der Mauenheimer Straße 79.
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1958 nahm der Praxisgründer seinen ältesten Sohn Elmar Heimerzheim, Peter Heimerzheims Vater, in den ärztlichen Betrieb mit auf, bevor sich dieser 1963 an der Ulmer Straße im damaligen Nippeser Westteil (und heutigen Bilderstöckchen) selbst niederließ. Damals habe der Bahndamm eine Art magische Grenze dargestellt; kaum ein Patient habe für den Arztbesuch die Seiten gewechselt, so dass sich Vater und Sohn kaum Konkurrenz machten. Im Juli 1973 schließlich übernahm der zweitälteste Sohn Gernot Heimerzheim die Praxis des Vaters. Auf diesen folgte schließlich 2000 die heutige Inhaberin, die in den Neunzigern ihre Ausbildung zur Fachärztin unter anderem am St.-Vinzenz-Hospital absolviert hatte.
Praxisräume behutsam modernisiert
Viele ihrer Betreuten kenne sie schon lange Jahre, zum Teil bereits die Eltern. „Die Patienten finden es gut, dass sie hier etwas Kontinuierliches haben, trotz des ständigen Wandels im Gesundheitswesen“, findet sie. „Gerade die Älteren wissen das zu schätzen.“ Über die Jahrzehnte wurden die Praxisräume behutsam modernisiert, so baute die Ärztin nach ihrem Start drei neue Behandlungsräume; das frühere Sprechzimmer ist nun die Empfangszone. Doch immer noch befinden sich einige Teile aus dem Haus-Eröffnungsjahr 1931 im Inventar.
Mindestens zehn Jahre wolle sie noch weitermachen, blickt sie voraus – und es ist gut möglich, dass die Praxis dereinst in die vierte Generation geht. Nichts gehe über ein gutes und enges Arzt-Patienten-Verhältnis, ist sie überzeugt. „Was mich heute am Gesundheitswesen besorgt, ist, dass die persönliche Nähe immer mehr verloren geht und alles immer nur noch schneller und effizienter werden muss.“

