Die Planungen waren seit Jahren begleitet von Debatten um die Zusammenarbeit mit der Stadt und Politik. Der Versicherer will die Pläne für die Zentrale aufgrund „veränderter Rahmenbedingungen“ nun neu bewerten.
„Veränderte Bedingungen“DEVK baut doch keinen neuen Büroturm am Rhein

So sah der Sieger des Architektenwettbewerbs für das DEVK-Hochhaus aus.
Copyright: JSWD Architekten/DEVK
Es waren teilweise erbitterte Diskussionen, die die Pläne der DEVK für eine neue Zentrale am Rhein begleiteten. Es ging um die Zusammenarbeit mit der Stadt Köln, aber auch um den Dom. Genauer gesagt um das städtische Höhenkonzept, das die Sichtachsen auf Kölns Wahrzeichen freihalten soll. Im Februar war der Weg schließlich bereitet, nun sind die Pläne schon wieder hinfällig, wie die DEVK am Dienstag mitteilte. Der Versicherer verwirft die Pläne, einen neuen Büroturm am Rhein wird es vermutlich nicht geben.
Was war ursprünglich geplant?
Im Februar stellte die DEVK den Gewinner-Entwurf eines Architekturwettbewerbs vor, den der Stadtentwicklungsausschuss angesichts der prominenten Lage am Riehler Rheinufer beschlossen hatte. Den Zuschlag bekam das Kölner Architekturbüros JSWD. Geplant war dort, wo sich heute das Zooparkhaus befindet, ein Gebäudekomplex mit zwei Türmen. Der eine 44 Meter hoch, der andere stolze 144 Meter. Klar war, dass bis zur Baugenehmigung noch einige Jahre ins Land ziehen würden. „Wir hoffen, dass es gelingt, bis 2027 einen rechtskräftigen Bebauungsplan aufzustellen“, sagte im Februar DEVK-Vorstand Bernd Zens, der einen Monat später in Ruhestand ging. Im Optimalfall war laut DEVK eine Fertigstellung für 2032 vorgesehen.
Warum rückt die DEVK von den Plänen ab?
Die Idee des 144 Meter hohen Turms mit breitem Sockel basiere auf Annahmen aus dem Jahr 2018, teilte die DEVK mit. In den vergangenen sieben Jahren hätten sich zentrale Rahmenbedingungen jedoch deutlich verändert. „Homeoffice und digitale Technologien haben insbesondere die Büronutzung spürbar verändert“, sagt Gottfried Rüßmann, Vorstandsvorsitzender der DEVK. Der Bedarf an Büroflächen werde deshalb nun neu bewertet, heißt es in der Mitteilung. „Der temporäre Umzug unserer Mitarbeitenden in die Rheinparkmetropole während der Sanierung hat uns in den letzten zwölf Monaten viele neue Erkenntnisse gebracht, die wir in unsere weiteren Überlegungen einbeziehen“, sagt Rüßmann.
Gibt es weitere Erkenntnisse?
Ja, denn auch die Wirtschaftlichkeit des aufwendigen Bauvorhabens hat die DEVK neu bewertet. Und ist zu dem Ergebnis gekommen, dass steigende Baukosten und ein angespannter Gewerbeimmobilienmarkt das Projekt in seiner geplanten Form weniger attraktiv machen. Diese Einschätzung stütze sich auf externe und interne Gutachten sowie Gespräche mit potenziellen Interessenten.
Kommt der Kehrtwende überraschend?
Angesichts der vielen Diskussionen um das Bauvorhaben der DEVK kommt der Schritt durchaus überraschend. Vor allem mit dem mangelnden Tempo, mit dem das Bauvorhaben in Köln voranging, war der Vorstand des Versicherers unzufrieden. Zens warf dem Ratsbündnis, das den zweistufigen Architekturwettbewerb auf den Weg brachte, eine Verzögerungstaktik vor. Zwischenzeitlich liebäugelte die DEVK öffentlich mit einem Umzug nach Monheim. Dort hätte der Neubau laut Berechnungen des Unternehmens 200 Millionen Euro weniger gekostet und hätte bis zu fünf Jahre schneller fertig werden können. Lange hielt sich die DEVK die Option auf einen Grundstückserwerb in Monheim offen, bis diese Ende 2023 schließlich auslief. Zuletzt wurde der Ton von Seiten des Versicherers wieder versöhnlicher. DEVK-Vorstand Zens lobte noch im Februar die „gute Zusammenarbeit mit der Stadt und den politischen Parteien“.
Wie verlief die Diskussion um das Höhenkonzept?
Dass sich das Vorhaben verzögerte, lag auch am Höhenkonzept der Stadt. Als die Pläne des neuen Büroturms der DEVK 2018 öffentlich wurden, entbrannte eine Debatte darüber, wie hoch in Köln gebaut werden darf. Das bestehende Höhenkonzept, dass die Sichtachsen des Doms schützen sollte, war veraltet und galt nur für die Innenstadt, nicht aber für das Riehler Rheinufer. Weil in der Verwaltung Kapazitäten für die Entwicklung eines neuen Konzeptes fehlten, wurde der Auftrag extern vergeben. Erst im Februar beschloss der Stadtrat das neue Konzept, dass schließlich auch dem Neubau der DEVK den Weg bereiten sollte.
Was plant die DEVK jetzt?
Eine neue DEVK-Zentrale soll es weiterhin geben. Pläne dafür gibt es derzeit laut DEVK aber noch nicht. Konkrete Schritte zur Neuausrichtung des Bauvorhabens sollen erst nach weiteren Gesprächen mit der Stadt erfolgen. „Bevor wir neue Pläne entwickeln, ist uns der enge Austausch mit der Stadt besonders wichtig“, betont DEVK-Chef Rüßmann. „Unser Ziel ist es, gemeinsam eine tragfähige und zukunftsorientierte Lösung für den Standort in Riehl zu finden. Köln ist und bleibt die Heimat unserer Zentrale.“