„Zimt und Rosen“Kölner Unternehmerin lebt zwischen ihren Gewürzen

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Eine Frau mit schulterlangem Haar und großer Brille sitzt in ihrem Wohnzimmer.

Johanna Dohle in ihrem Wohnzimmer in Weidenpesch

Johanna Dohle hat ihr Hobby Gewürze mit ihrem Geschäft Zimt und Rosen zum Beruf gemacht. Nach langen Jahren in Sülz lebt sie jetzt in Weidenpesch – zwischen ihren Gewürzen.

2001 gründete Johanna Dohle ihr Geschäft „Zimt und Rosen“, das auf der Liebe zu eigenen Gewürzkreationen beruht. Ein Jahr später kam das erste Ladenlokal für ein orientalisches Catering hinzu. Es folgten Gewürz- und Kochseminare und gleichnamige Restaurants und Delis in Sülz. Ihren ersten kleinen Laden in einem ehemaligen Kiosk am Weyertal in Sülz strich sie ganz in Rot. „Das war quasi der erste Tapas-Laden in Köln.“ Später führte sie auch ein Geschäft in der kleinen Markthalle in Sülz und eins an der Berrenrather Straße.

Blick in ein schön aufgeräumtes Wohnzimmer mit tiefen Fenstern, die auf eine Terrasse hinausgehen.

Vor dem gemütlich eingerichteten Wohnzimmer öffnet sich eine kleine Terrasse.

Irgendwann aber hatte sie von dem Veedel genug – zu sehr hat es sich in ihren Augen verändert. „Die Miete war auch zu hoch“, sagt die 67-Jährige. Vor acht Jahren fand Dohle zunächst nur eine WG in Ehrenfeld, zog dann vor fünf Jahren in ihre heutige kleine, 63 Quadratmeter große Zweizimmerwohnung. Im Anbau befindet sich eine große Cateringküche, die sie anmieten kann für ihre Buffets. „Es ist perfekt für mich“, sagt Dohle, die hier alleine wohnt. Die Wohnung wirkt durch den langen Flur größer, „man könnte meinen, es sind 80 Quadratmeter“. Allerdings liegt die Erdgeschosswohnung direkt über dem Keller und trotz voll aufgedrehter Heizung sehr fußkalt.

Gewürzkreationen sind die Passion der Zimt-und-Rosen-Gründerin

Mit 21 Jahren kam Johanna Dohle nach Köln, studierte Germanistik, Theaterwissenschaften und Soziologie und arbeitete fast 20 Jahre für den „Kölner Stadt-Anzeiger“. Zimt und Rosen hat sie gegründet, als sie noch als Journalistin arbeitete. Aber sie hat immer weiter gekocht, Ausstände und Feiern für Kollegen organisiert. „So bin ich immer im Flow geblieben.“ Ihre Lieblingsgewürze sind Zimt, Kardamom, Safran, Kreuzkümmel und Koriander. Ihre Gewürzmischungen, mit denen sie arbeitet, stellt sie selbst her. Als Autodidaktin kocht sie hauptsächlich mit Gemüse, das die orientalische Küche dominiert. „Da kommen die Gewürze allerdings auch noch besser zur Geltung.“ Was sie spannend findet. Ihr Geschäft ist es, die eigenen Gewürzkreationen, aber auch die Accessoires, mit denen gekocht wird, zu verkaufen.

Beutel mit verschiedenen Gewürzmischungen stehen im Regal.

Derzeit lagert sie ihre Gewürze im Flur.

Salzzitronen, Accessoires, Sirupsorten, Tahini und natürlich die Gewürze stapeln sich derzeit bei ihr im Flur, weil sie gerade ein Lager aufgegeben hat. Im Haus der Manufakturen auf der Breite Straße wird es wohl bald einen neuen Standort geben. 2020, nach zwei Bauchlandungen, ging es gesundheitlich bergab, sie überlegte, komplett aufzuhören. Zwei Insolvenzen musste die allein erziehende Mutter verdauen. Zudem litt sie über Jahre an Übergewicht, ließ sich 2021 einen Magenbypass legen, um den fast 30 Jahre andauernden Jo-Jo-Effekt zu bremsen. „Es war ein komplett anderes Lebensgefühl“. Dann weitere Rückschläge, eine Hüft-OP und als „i-Tüpfelchen“ die Diagnose Darmkrebs Anfang letzten Jahres haben sie zur Kämpferin gemacht. „Ich habe mich in die Arbeit gestürzt. Ich wollte einfach nur gesund werden.“ 

In Weidenpesch hat sie ihr Zuhause und ihren Ausgleich gefunden. Heute nimmt sie maximal noch zwei kleine Aufträge pro Woche an, das Catering ist immer am besten gelaufen. „Mit Zimt und Rosen hole ich mir das, was ich gerne mache“. Das Umfeld ihres neuen Zuhauses gefiel ihr auf den ersten Blick, auch wenn die Neusser Straße nicht die schönste sei. „Es ist eine Mischung aus Zollstock und Braunsfeld.“ In drei Minuten ist sie an den Linien 12 und 15, in fünf Minuten in Nippes, das ihr viel besser gefällt als Sülz. „Da ist schon Großstadtflair“, sagt sie, die auch Gefallen findet am sonst so umstrittenen Ebertplatz. Die Anbindung ist ihr wichtig. „Dafür bin ich zu sehr Großstadtmensch.“

In einem langen Flur stehen ein Regal und eine Garderobe und Kartons.

Derzeit steht das Gewürzlager im Flur. Der lange Flur macht die Wohnung optisch größer.

Sie selbst wohnt völlig ruhig. Der große Hinterhof ist grün, dort werden Hühner gehalten „Die Nachbarschaft stimmt. Einer der besten Bäcker, die Bäckerei Adolfs, liegt direkt um die Ecke.“ Das ist manchmal auch gemein, wie sie sagt. Nämlich dann, wenn es im Sommer schon frühmorgens nach frischen Croissants riecht. Die kleine Terrasse ist ihr Kleinod. Ihr Lieblingsplatz ist der Sessel, in dem sie gerne in ihren vielen Büchern schmökert. Gerade bereitet sich Dohle auf eine große Reise vor. Als Expertin fürs Kochen geht es nach Madagaskar. Woher ihr Faible für das Orientalische kommt, weiß sie allerdings nicht. Es hat sie einfach nur immer schon interessiert.

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