Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Rekord-MonatNoch nie war es in Köln im März so trocken wie in diesem Jahr

Lesezeit 5 Minuten

Niedrigwasser in Köln-Poll 

Köln verzeichnete im März Rekordtrockenheit mit nur sieben Millimeter Niederschlag. Auswirkungen betreffen Schifffahrt, Grünanlagen und Landwirtschaft.  Wir geben einen Überblick.

Köln hat den trockensten März seit Beginn der hiesigen Wetteraufzeichnungen erlebt. Seit Messbeginn im Jahr 1957 hat es in der Domstadt nie weniger geregnet als in diesem Jahr: Laut Wetterdienst Wetterkontor waren es im März nur 7,1 mm (l/m2). Der Normalwert liegt bei 64,6 mm. Geregnet hat es nur an insgesamt drei Tagen im März, fast die gesamte Menge kam an einem Tag herunter, dem 22. März.

Der zweittrockenste März in der Kölner Geschichte war vor elf Jahren: Im März 2014 fielen 10,4 mm. Der niederschlagsreichste März war 1988 mit 159,6 mm. Neben dem erheblichen Niederschlagsdefizit gibt es in diesem Jahr auch einen großen Sonnenscheinüberschuss: Rund 70 Prozent mehr waren es im Vergleich zu den Vorjahren. Wärmer war es dagegen nicht:  „Die Temperaturabweichung mit plus 1,1 Grad Celsius über Normalwert ist dagegen gering bis moderat“, sagt Maximilian Bähr, Meteorologe bei Wetterkontor.

Rhein-Schifffahrt

Trotz des deutlich sichtbaren Niedrigwassers des Rheins in Köln (Pegel am Montag, 15 Uhr: 181 Zentimeter) ist die Lage laut Florian Krekel vom Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Rhein noch unkritisch. „Es gibt auch keine Regelungen seitens des Amtes, die die Schifffahrt auf dem Rhein bei Niedrigwasser generell einschränken." Daher gebe es auch keine speziellen Kontrollen bei Niedrigwasser. Es gehöre vielmehr zum Tagesgeschäft der Schiffsführer, die Beladung ihres Schiffes an die verfügbaren Wassertiefen anzupassen. "Schließlich liegt es in ihrem Interessen, ihr Schiff möglichst gut auszulasten und sicher ans Ziel zu bringen – mit der sprichwörtlichen Handbreit Wasser unter dem Kiel“, erläutert Krekel. Ab wann Schiffe niedrigwasserbedingt gar nicht mehr fahren, hänge von der Größe und Bauart der Schiffe ab sowie von wirtschaftlichen Faktoren. Letztendlich entscheiden darüber die Schiffsführer.

Bei Niedrigwasser müssten für die gleiche Transportmenge mehr Schiffe eingesetzt werden, so Krekel weiter. Dadurch stiegen natürlich die Transportkosten und -preise, so dass sich auch für das ein oder andere Schiff günstige Verdienstmöglichkeiten ergeben könnten. 

Die ersten Schiffe, die ihren Betrieb bei Niedrigwasser einstellen oder einschränken, sind laut Krekel die Fahrgastkabinenschiffe („Hotelschiffe“). Für sie werde der Mittelrhein zum Engpass, wo die Fahrrinne deutlich weniger Wasser führe als das in Köln der Fall sei. Vergleichbare Niedrigpegel im März hätte es bereits vor zwei, beziehungsweise vor drei Jahren gegeben: 30. März 2022 (166 cm) und 7. März 2023 (174 cm).

Parks und Grünanlagen

Auch das Grünflächenamt Köln spricht derzeit noch nicht von einer Krisenlage. „Wir hatten glücklicherweise einen sehr feuchten Winter, so dass genügend verfügbares Wasser für die Bäume in den Park- und Grünanlagen der Stadt vorhanden ist“, erläutert die Leiterin des Grünflächenamtes, Melanie Ihlenfeld. Allerdings seien die oberen Zentimeter schon sehr ausgetrocknet, so dass Schmuckstauden wie zum Beispiel im Rheinpark oder Jungpflanzen derzeit schon gegossen werden. „Wir beobachten die Lage und werfen regelmäßig ein Blick auf die Daten des Dürremonitors vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung, der aktuelle Daten zu den tieferen und oberen Schichten liefert“, so Ihlenfeld weiter. Erste Wässerungen für die Jungbäume sei jetzt bereits vorgesehen, da diese noch kein so ausgeprägtes Wurzelwerk haben, um an die tieferen Wasserschichten zu kommen.

An der Alfred-Schütte-Allee wurden die neu gepflanzten Bäume weiß gestrichen und mit wassersparenden Ringen versehen

Auch wenn die Aussichten in den nächsten Tagen und Wochen wenig bis keinen Regen bringen sollen, kommen bei den derzeitigen Temperaturen die meisten Pflanzen noch nicht so in Stress, dass die Stadt großflächig Maßnahmen ergreifen müsse, beschwichtigt die Amtsleiterin. „Erst bei Temperaturen, die deutlich über 20 Grad Celsius liegen, wird die Trockenheit vor allem für Jungbäume und Pflanzen, die nicht so tief wurzeln, kritisch.“ Wenn dieser Fall eintreten sollte, werde das Grünflächenamt vermehrt mit den städtischen Fahrzeugen über Wasser-Container gießen. In rund zwei Wochen werde man die Lage neu bewerten, sollte die Dürre tatsächlich anhalten, so Ihlenfeld.

Zudem teilt die Amtsleiterin mit, dass die Stadt mittlerweile die Wasserstellen auf fast allen Kölner Friedhöfen wieder angestellt habe, damit die Angehörigen die Grabbepflanzungen ausreichend wässern können. Seit Ende März gibt das Grünflächenamt auch wieder Wassersäcke aus, die die Bäume per Tröpfchenbewässerung mit dem nötigen Nass versorgen. Dieser Service ist kostenlos, müsse allerdings von dem Einzelnen selbst organisiert werden. Die nötigen Infos dazu gibt es auf der städtischen Webseite www.stadt-koeln.de unter dem Such-Stichwort „Wassersack“.

Landwirtschaft

Leidtragende des viel zu trockenen Wetters sind die Bauern. Noch sei es aber nicht dramatisch, sagt einer der wenigen anbauenden Landwirte auf Kölner Stadtgebiet, Christian Fuchs aus Rheinkassel. Doch er fürchtet, dass die Trockenheit noch bis Ostern anhalten könnte. „Unsere Beregnungsmaschinen sind bereits im Einsatz“, so Fuchs. Denn alles, was jetzt ausgesät wird, braucht Wasser: Kürbis, Knoblauch, Rhabarber und Erdbeeren. „Das Bewässern kostet uns sehr viel Geld.“ Dennoch sei die Trockenheit sehr viel besser zu steuern als zu viel Regen - wie im vergangenen Jahr. „Da hatten wir so viel Niederschlag, dass wir sehr viele Schäden hatten“, so Landwirt Fuchs.

Waldbrandgefahr

Laut des Deutschen Wetterdienstes (DWD) steigt in das Waldbrandrisiko in den kommenden Tagen auf Stufe 3 an. Die Feuerwehr warnt davor, Zigarettenkippen achtlos wegzuwerfen, sowie beim Grillen verantwortungsvoll zu sein. In den Wäldern ist das Rauchen grundsätzlich vom 1. März bis zum 31. Oktober verboten. „Bei einer Rauchentwicklung sollen Kölnerinnen und Kölner sich frühzeitig bei der Feuerwehr melden“, sagt eine Sprecherin der Kölner Feuerwehr. Es sei wichtig, auf sich und andere zu achten. 

Aussichten

„Die extreme Trockenheit setzt sich auch in den mittelfristigen Aussichten fort“, sagt Meteorologe Maximilian Bähr. In dieser Woche werde es weitgehend sonnig in Köln, erst zum Ende der kommenden Woche gebe es ein ansteigendes Niederschlagsrisiko. Ob der April seinem wechselhaften Ruf die Ehre machen wird, bleibt abzuwarten. Zuletzt war der April vor fünf Jahren zu Beginn der Corona-Pandemie einer der Rekordreichsten: Er bescherte Köln einen ganz besonders frühen Frühsommer.