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„Rhein ist kein Badegewässer“DLRG rettet seit fast 100 Jahren Leben – Auszeichnung mit Ehrenamtspreis

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Kian Shahbodaghi (von links), Katharina Schmeißer und Alexander Lustig sind Rettungsschwimmende beim DLRG.

Kian Shahbodaghi (von links), Katharina Schmeißer und Alexander Lustig sind Rettungsschwimmende beim DLRG.

Seit fast 100 Jahren ist die DLRG Bezirk Köln in der Stadt im Einsatz. Dafür hat der Verein den Ehrenamtspreis gewonnen.

Rettungsschwimmer Alexander Lustig (55) sind vor allem die Reanimationen in Erinnerung geblieben: „Es ist schön, wenn sie erfolgreich ist. Aber manchmal ist es dafür zu spät, und dann müssen wir auch Leichen bergen. Das prägt einen natürlich.“ Lustig ist seit 44 Jahren Mitglied in der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft Köln (DLRG) und mittlerweile auch stellvertretender Bezirksleiter.

„Ich bin nach der Schwimmerausbildung geblieben“, erzählt er. „Mit Anfang 20 war ich dann beim Wasserrettungsdienst dabei.“ Am 27. September rettet der ehrenamtliche Verein seit 100 Jahren in Köln Menschen vor dem Ertrinken. Dafür wurde die DLRG Bezirk Köln von der Stadt mit dem Ehrenamtspreis „KölnEngagiert“ ausgezeichnet.

DLRG-Mitglieder lernen nie aus

Kian Shahbodaghi (21) ist seit er klein ist Mitglied des Vereins und hat dort schwimmen gelernt. „Ich habe zuerst im Jugend-Einsatz-Team geholfen und die Ausbildung zum Rettungsschwimmer gemacht“, erzählt Shahbodaghi, der mittlerweile der Pressesprecher der DLRG ist. „Mit 15 oder 16 bin ich dann auf die ersten Einsätze mitgefahren.“

Die 20-jährige Rettungsschwimmerin Katharina Schmeißer lobt vor allem die Gemeinschaft des Vereins. „Ich bin für mein Studium nach Köln gezogen und wollte mit Menschen arbeiten“, erzählt sie. „Kian hat mich auf die DLRG aufmerksam gemacht und seitdem bin ich seit eineinhalb Jahren dabei.“ Im Verein würden viele Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten zusammenfinden. So würden die Mitglieder nie auslernen.

Jedes Mitglied spielt eine Rolle

„Die Gefahrensituationen bei Einsätzen und die Rettungen bringen das Team richtig zusammen“, so Shahbodaghi. Nicht jedes Mitglied müsse allerdings an vorderster Front stehen – Aufgaben wie die Instandhaltung der Räumlichkeiten oder Wartung der Boote seien genauso wichtig. Die DLRG ist auch abseits der Saison von Mai bis September das ganze Jahr über aktiv. Die Einsätze seien an heißen Tagen und in den Sommerferien jedoch am häufigsten.

Der Stadtrat hat in der vergangenen Woche ein Badeverbot im Rhein beschlossen. Rechtskräftig ist das Verbot noch nicht. Das passiert erst nach Bekanntmachung durch die Stadt, die innerhalb von zwei Wochen erfolgen soll. „Für uns ändert sich eher weniger. Wir sind sowieso da, wenn etwas passiert“, so Shahbodaghi. Das Badeverbot setze jedoch ein deutliches Signal. „Der Rhein ist kein Badegewässer. Wenn dadurch weniger Menschen ins Wasser gehen, verringert das die Zahl der Einsätze und macht unsere Arbeit einfacher. Vor allem trägt es aber zur Sicherheit aller bei.“ Eine Durchsetzung des Badeverbots werde vom DLRG unterstützt, aber: „Der Rhein ist lang. Das Ordnungsamt wird keine Kapazitäten haben, ihn jederzeit zu überwachen.“ An Hotspots präsenter zu sein und Schilder aufzustellen sei sinnvoller.

Ein Rettungsschwimmer bewacht den Rhein während des „Carglass Triathlon Köln“

Auch bei Veranstaltungen auf dem Rhein ist die DLRG im Einsatz.

Bei einem Notruf werde eine Rettungskette alarmiert. „Wir besetzen dann so schnell wie möglich das Boot und fahren los, um die Person zu finden“, schildert Shahbodaghi. „Wir unterstützen die Feuerwehr bei Einsätzen.“ Fehlalarme gebe es immer wieder: „Jeder Notruf wird gleich abgearbeitet, da machen wir keine Unterschiede.“ Die Anweisungen seien zudem nicht immer klar. „Bei unklaren Situationen müssen wir gemeinschaftlich schauen“, so Lustig. Wer einen Notruf absetzt, soll aufmerksam sein und nicht selbst ins Wasser springen, um die Person zu retten. Es gilt, das Aussehen des Betroffenen und den Ort so genau wie möglich zu beschreiben.

„Ansonsten suchen wir nach Indizien und Anhaltspunkten, wie zum Beispiel Kleidungsstücke, um die Person orten zu können“, sagt Shahbodaghi. Letztendlich entscheide die Feuerwehr, wann eine Suche abgebrochen wird. „Ab einem bestimmten Zeitpunkt kann man davon ausgehen, dass es für eine Rettung zu spät ist“, so Lustig. „Außerdem spielt die Eigengefährdung eine Rolle. Jeder Einsatz birgt Gefahren, vor allem wenn es dunkel wird.“ Die Situationen seien unberechenbar, weswegen die Länge der Einsätze immer variieren würden.

Selbst knöcheltiefes Wasser kann gefährlich sein

Vielen seien die Risiken des Rheins gar nicht bewusst. Entgegen dem Vorschlag der Verwaltung für ein totales Begehungsverbot, erlaubt die Stadt das Betreten von knöcheltiefem Wasser. „Der Rhein hat eine starke Strömung und ungleichmäßigen Untergrund. Schon am Ufer kann man ausrutschen oder tiefer ins Wasser gezogen werden, als man denkt“, schildert Shahbodaghi. Gleichzeitig habe der Verein Verständnis, wenn Menschen an einem heißen Tag die Füße ins Wasser halten möchten.

Zudem hat die DLRG keine Befugnisse wie die Polizei oder das Ordnungsamt. „Wenn die Leute trotz Badeverbot in den Rhein gehen, sprechen wir sie an und machen deutlich, wie gefährlich das Schwimmen im Rhein ist“, erklärt Shahbodaghi.

DLRG ist deutschlandweit aktiv

Abseits der unberechenbaren Einsätze sind die Rettungskräfte bei Veranstaltungen auf dem Wasser im Einsatz. „Wir sind die Wache vor Ort und greifen ein, wenn etwas passiert“, schildert Schmeißer. „Dafür sind wir über unseren Funk immer miteinander verbunden.“ Genehmigte Veranstaltungen sind vom Badeverbot ausgeschlossen.

Die Einsätze der DLRG gehen auch über die Kölner Stadtgrenzen hinaus. Im Katastrophenschutz ist der Verein überörtlich aktiv. „Diese Art von Einsätzen sind unvorhersehbar. Wir sind für 72 Stunden alarmiert und reisen zu dem Ort hin“, erzählt Shahbodaghi. Lustig ergänzt: „Natürlich geht das mit einer erweiterten Ausbildungen einher, weil man sich nicht darauf vorbereiten kann, was auf einen zukommt.“ Die Lage vor Ort sei oftmals unberechenbar.