„Opa Joe“Mit seinem neuen Buch wirbt Porzer Autor für tolerantes Miteinander

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Ein älterer Mann steht vor einem Bücherregal, in dem viele Reisebücher stehen.

Josef Egyptien hat viele Länder bereist. Über seine Reisen schreibt er Bücher.

„Opa Joe“ Josef Egyptien schreibt Bücher über Reiseerlebnisse weltweit und sammelt Dokumente aus dem Alltag in der NS-Zeit.

Josef Egyptien hat sich im Lauf seiner 85 Lebensjahre viele Spitznamen eingehandelt. „Alaska Joe“ heißt der gebürtige Porzer wegen seiner Vorliebe für Expeditionen in den Norden des amerikanischen Kontinents und „Opa Joe“ wegen seiner Fähigkeit, Schulkindern die Lust auf die weite Welt und auf ein freies Leben so persönlich nahezubringen, als wäre er ihrer aller Großvater.

Nach seinem ersten Erinnerungsbuch hat Egyptien jetzt ein zweites herausgegeben. Es trägt den Titel „Opa Joe spaziert auf der ganzen Welt herum“ und enthält Amüsantes und Nachdenkliches seit seinen Kindertagen am Porzer Rheinufer. Seine Familie bewirtschaftete lange den 1959 abgebrochenen Keuschhof im damals noch sehr ländlichen Porz.

Egyptien beschreibt, wie er im kleinen Familienbetrieb schon als Kind jeden Morgen mit dem Fahrrad Milch auslieferte. Dass darunter die Schule litt, ist nicht verwunderlich. Mit einem Augenzwinkern erklärt Egyptien, wie er einmal eine auf dem Zeugnis drohende Fünf in Latein durch sportliche Fertigkeiten abgewendet hat.

Für mehr Offenheit und viel Verständnis im eigenen Land

In seinem neuen Buch, das erneut von der finnischen Illustratorin Milla Paloniemi bebildert wurde, geht es um Erlebnisse in fremden Ländern, bei denen beiderseitige Offenheit und viel Verständnis für einander zu den schönsten und unwahrscheinlichsten Ereignissen geführt haben. Friedfertiges Miteinander und Toleranz wünscht sich der langjährige Berufsschullehrer Joe Egyptien auch im eigenen Land. Mit Besorgnis betrachtet er offenkundige Ausgrenzung und Menschenverachtung.

Ein großer Grabstein mit kyrillischer Inschrift ist zu sehen.

Auf dem Porzer Friedhof steht ein Gedächtnisstein für russische Kriegsgefangene, die in einem Porzer Lager umgekommen sind.

1938 geboren, hat der Autor die Schrecken des Krieges bis hin zum Bombardement des elterlichen Bauernhofs miterlebt. Unvergessen ist ihm das Grauen, das seinen Vater verfolgt habe, seit er von Nazis gezwungen worden war, Leichen aus Gefangenenlagern im Stadtbezirk nächtens abzuholen und auf dem Porzer Friedhof in Massengräbern zu verscharren. „Es handelte sich um russische Kriegsgefangene“, sagt Egyptien. Ein Erinnerungsstein auf dem Friedhof ist diesen Toten gewidmet, dort stehe aber fälschlicherweise, sie seien gefallen. Das stimmt nicht, ist Egyptien überzeugt, vielmehr seien sie an Entbehrung oder Infektionskrankheiten gestorben.

„Der Fuule Weet“: Der Name passte den Nazis nicht 

Den grausamen Umgang mit Menschen, die den Nazis nicht ins Bild passten, will der Porzer auf keinen Fall noch einmal erleben müssen. Er archiviert Zeitzeugnisse, die auf die Einwirkungen eines undemokratischen Regimes bis in kleinste Verästelungen hinweisen. So hat er vom früheren Betreiber der Eisdiele Pra ein Dokument bekommen, das sich auf dem Dachboden der ehemaligen Kneipe „Der Fuule Weet“ in Brück fand.

Der Wirt Alfons Weiden hatte seinen Spitznamen einst wegen der manchmal erteilten Selbstbedienungserlaubnis an Gäste bekommen und warb öffentlich damit. Das passte der Obrigkeit nicht und er wurde mit Zwangsmaßnahmen bedroht. Die „Wirtschaftsgruppe Gaststätten- und Beherbergungsgewerbe“, die 1941 wie fast alle Organisationen von Nationalsozialisten bestimmt wurde, wollte ihm den Namen „Fuule Weet“ verbieten, denn das sei „geschmacklos und völlig abwegig“.

Ein anderes Dokument ist das Schreiben an die Eltern eines künftigen Lehrlings der Ford-Werke vom März 1943. Es macht nicht nur die Not der Bevölkerung im Krieg deutlich – für die Verpflegung musste der Junge wöchentlich Lebensmittelmarken abgeben. Es zeigt auch, wie sich die Ausbildung mit dem Einsatz in der NS-Nachwuchsorganisation arrangierte. So war der Lehrling samstags nach der Arbeit in der Werkstatt zum Dienst in der Hitlerjugend verpflichtet.

Josef Egyptien will mit solchen Dokumenten aufklären und mahnen. Er sagt: „Die  gleichberechtigte Begegnung mit Menschen jedweder Herkunft ist doch so schön!“


„Opa Joe spaziert auf der ganzen Welt herum“ ist in Porzer Buchhandlungen sowie bei Foto Stephan, Friedrich-Ebert-Ufer 50, erhältlich. Es kostet 14 Euro.

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