Schüler bauen Escape RoomBombenentschärfung in der Kölner Europaschule

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Die Erfinder des Escape-Rooms aus dem Mathe-LK der Europaschule

Köln-Zollstock – Langeweile im Mathematik-Leistungskurs haben die 18 Schüler der Europaschule, der Gesamtschule am Raderthalgürtel, bei ihrer Lehrerin Gudrun Otto nicht. Eigentlich sollte es vor den Herbstferien zum Abschluss der Oberstufe auf Studienfahrt gehen – die musste allerdings coronabedingt abgesagt werden.

Stattdessen gab es pro Leistungskurs je zwei Projekttage, die die Oberstufenschüler für ein Projekt nutzten, das jetzt der ganzen Schule mit ihren 1300 Schülern zugute kommt. Denn innerhalb von zwei Tagen verwandelte der „Mathe-LK“ die eigentlich als „Diskothek“ genutzte Räumlichkeit der Schule in einen „Escape Room“ mit drei Räumen und einer Menge kniffliger Knobelaufgaben.

Ideen bei den Profis vom Escape Room gesammelt

Zur Vorbereitung besuchten die Schüler selber einen der vielen kommerziellen Anbieter, die mit Rätseln und kleinen Abenteuern Menschen in ihre Räume locken, aus denen sie sich dann durch das Lösen kniffeliger Aufgaben im Team befreien müssen. Sie kamen mit einem ganzen Berg an Ideen zurück. „Wir brauchten ja auch Inspiration“, meint Paco. „Wir haben in drei Teams gearbeitet. Eine Gruppe kümmerte sich um die Knobelaufgaben, die anderen haben die drei Räume geschmückt und eine Gruppe hat sich um die Geschichte gekümmert, die in den Räumen erzählt wird“, sagt Oberstufenschüler Pascal.

Im ersten Raum, dem Café International, sind die Knobelaufgaben noch verhältnismäßig einfach. Wer dort die Aufgaben löst, kommt in den nächsten Raum, zum Bahnhof Gare du Nord. Der drittgrößte Bahnhof der Welt, der eigentlich in Paris liegt, hat derzeit ein kleines Pendant in der Gesamtschule. Hier stehen Stühle, ein Telefon hängt an der Wand. Davor stehen drei Puppen die landestypische Kleidung tragen. Die internationalen Vorwahlnummern der drei gesuchten Länder ergeben zusammen einen Code, der gefunden werden muss, um ein Beispiel zu den Aufgaben zu nennen. Wer den Bahnhofsraum geschafft hat, gelangt in den dritten Raum, in dem zum Finale eine Bombe entschärft werden muss.

Escape Room statt Studienfahrt für Kölner Schüler

Premiere hatte der Escape Room zum Tag der offenen Tür Ende letzten Jahres. Interessierte Viertklässler durften sich an den Knobelaufgaben versuchen. Eine Stunde dauert der „Parcours“ im Schnitt. „Eine Abschlussfahrt wäre natürlich schöner gewesen, aber das hat auch echt Spaß gemacht“, meint Ilyas. „Außerdem war es wirklich reizvoll, gemeinsam im Team etwas zu entwickeln“, ergänzt Sven. „Wir sind allerdings auch schon etwas verrückt. Mathe-LK halt“, steuert Merit bei.

„Das ist ein sensationelles Projekt, gerade mit dem Gedanken, dass wir eine Europaschule sind. Auch wenn es für die Schüler natürlich bitter war, auf ihre Studienfahrt verzichten zu müssen“, sagt der stellvertretende Schulleiter, Kai Gruner, den es freut, dass bei der Anmeldung oftmals auch der Escape Room erwähnt wurde.

Projekt der Kölner Europaschule fördert Teambuilding

Für die Aufgaben bedarf es einiges an Kombinationsgeschick. Eine Hilfestellung gibt es nicht. „Sonst wäre es ja auch kein Escape Room“, meint Pascal. „Als Nächstes wird jetzt das Lehrerkollegium eingearbeitet, damit sie mit den Klassen selbstständig die Räume erarbeiten können“, so Otto. Begonnen wird mit den fünften Klassen, immer in kleinen Gruppen. „Wir stehen am Anfang, aber das ist auch für das Teambuilding gerade in den unteren Jahrgängen hervorragend“, freut sich Otto.

Für die unterschiedlichen Klassenstufen wurden sogar unterschiedliche Texte erarbeitet, um den Schwierigkeitsgrad dem Alter anzupassen. „Aber eigentlich ist das eine spielerische, logische Sache“, sagt Lehrerin Otto, die neben Mathematik auch Physik unterrichtet. Die Rätsel seien aber auch austauschbar, verraten die Oberstufenschüler. Sie selbst haben im Escape Room einige Aufgaben dank Findigkeit übersprungen. Eine solche Abkürzung wollen die angehenden Abiturienten in ihrem eigenen Escape Room ausschließen.

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Die Schule ist MINT-freundlich und bietet dementsprechend zu den Fächern Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) verschiedene Workshops und Zusatzaufgaben an. „Wir werden auch regelmäßig zertifiziert, bieten als Gesamtschule aber das gesamte Spektrum an, was auch die Vielschichtigkeit unserer Schule ausmacht“, so Gruner.

Die Oberstufenschüler des Mathe-LK sind jedenfalls ganz auf Naturwissenschaften geeicht. Physik, Chemie, Biologie, Elektrotechnik und Medizin oder Umweltschutz wurden als Wunschrichtung fürs Studium genannt. Mathematik war nicht dabei. „Findet aber auch in den Naturwissenschaften statt. Bei Biologie braucht man auch Exponentialfunktionen“, so Ilyas achselzuckend. Aber erst einmal steht das Abitur vor der Haustüre, und da sind sich alle einig, Naturwissenschaften machen einfach Spaß. 

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