„Das Feedback ist echt krass“Riesiger Fuchs verziert Fassade in Rodenkirchen – das steckt dahinter

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Ein junger Mann mit Käppi und Kopfhörern um den Hals steht an einer Straße. Im Hintergrund ist ein Gebäude zu sehen, auf dem ein großer Fuchs prangt.

Roman De Laporte hat drei Tage an dem Haus an der Weißer Straße gearbeitet.

„Die Zwischennutzer“ haben im Sommer das ehemalige Flint-Gelände bezogen. Sprayer und Mieter „Jack Lack“ hat jetzt die Fassade verziert.

„Das Feedback ist echt krass. Alle 30 Sekunden werde ich hier angehupt oder bekomme einen Daumen hoch“, erzählt Roman de Laporte. Der 28-jährige Streetart-Künstler und Sprayer ist erst kürzlich nach Köln gezogen. Jetzt steht er auf dem Steiger und sprayt einen überdimensional großen Fuchs an die Hauswand. Die Fassade des heruntergekommenen Hauses, das einmal zur Flint-Gruppe gehörte, erhält so zur Straßenseite hin einen ganz neuen Look.

De Laporte ist einer von zwei Streetart-Künstlern, die auf das Gelände gezogen sind, seitdem „die Zwischennutzer“ die ehemalige Farbenfabrik angemietet haben. Noch bis 2017 stellte die Firma Flint hier Farben her, seitdem liegt das Grundstück brach. Die Unternehmensgruppe Bauwens hat das Ensemble gekauft. Irgendwann will sie dort Wohnungen bauen.

Bis dahin beleben seit dem Sommer die Zwischennutzer mit Künstlern, Ateliers, Workshops, Proberäumen und allerlei Kreativem das 8000 Quadratmeter große Gelände. Und Bauwens hat aus seinem kreativen Fördertopf die Materialkosten und den Steiger zur Verfügung gestellt, um das Kunstwerk an die Fassade zu bekommen.

Fassaden-Sprayer Jack Lack arbeitet weltweit an Gebäuden

Drei Tage arbeitete de Laporte bei Regen, Wind und Wetter. Als Fassadensprayer nennt er sich „Jack Lack“. Seine Werke hängen in São Paulo in Brasilien, in Paris, am Bodensee oder im niederländischen Groningen. Jack Lack arbeitet auch auf Leinwänden, lieber aber auf Fassaden. Als Nächstes ist Jack Lack in der Südstadt gebucht.

In der Südstadt arbeitet Jack Lack als nächstes Projekt mit Graffitikünstler Kai „Semor“ Niederhausen zusammen. „Das ist echt eine Größe.“ Bei den Zwischennutzern wohnt und arbeitet der studierte Psychologe erst seit Kurzem. Allerdings sei die Sommerzeit auch immer gepackt voll mit Aufträgen. Köln hat sich der Stuttgarter dabei ganz bewusst ausgesucht. „Hier geht noch was. Köln ist nicht so übersättigt.“

Auf der Schmalseite eines alten Hauses prangt ein Fuchs.

Der Fuchs hat einen Schlüssel im Maul, sinnbildlich für die vielen Schlüssel, die es für die vielen Türen auf dem Flint-Areal braucht.

Natürlich ist er nach seiner Ankunft erst einmal alles abgelaufen, was die Stadt an Streetart zu bieten hat. Nicht nur die bekannten Fassaden in Ehrenfeld, sondern auch die versteckten Werke in Nippes oder in der Südstadt hat er aufgesucht. An sich selbst hat Jack Lack als Sprayer einen „krassen Anspruch“. Er mag das Realistische, aber auch leicht Morbides. Den Vergleich mit den Sprayern in der Stadt scheut er nicht. „Diese Kunst steht der Stadt. Die Szene hier ist offen, hier gibt es kein Gegeneinander, man gehört sofort dazu. Das ist krass“, lautet sein Urteil.

Der Fuchs an der Weißer Straße ist erst auf Papier entstanden und wurde im zweiten Schritt digitalisiert. Dann erst geht es an die Fassade. Mit 14 Jahren hat de Laporte angefangen. Das meiste seines Talents sei autodidaktisch. Steht man nah vor der Fassade, sieht der Fuchs aus wie eine „Farbmatsche“. Um so weiter der Betrachter sich entfernt, um so mehr gewinnt das Bild an Kontur und Brillanz.

In der Zeit als das Gelände leer stand, streunte hier tatsächlich ein Fuchs umher. Keine 100 Meter weit entfernt, geht es von der Weißer Straße in den Fuchskaulenweg. Aber De Laporte hat auch noch seine eigene Geschichte. Denn jedes seiner Werke erzählt eine Story: In diesem hält der Fuchs einen Schlüssel in der Schnauze. Einen von den tausend Schlüsseln, die es für das Gelände braucht. Damit gehört er also auch zur kreativen Szene an der Weißer Straße.


Die Zwischennutzer haben mit Eigentümer Bauwens zunächst einen Vertrag für drei Jahre geschlossen. Rund 100 Kreative werden hier zukünftig arbeiten, gut zwei Drittel der Räumlichkeiten werden schon jetzt genutzt.

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