Tour 4 auf dem Kulturpfad Rodenkirchen führt gut fünf Kilometer durchs Veedel, flanieren an den Prachtbauten der Reichen am Rheinufer inklusive.
Bauhaus bis St. MaternusTour zu den schönsten Orten in Rodenkirchen

Die Rodenkirchener Brücke ist der weithin sichtbare Blickfang von Rodenkirchen.
Copyright: Alexander Schwaiger
Vor 50 Jahren, am 1. Januar 1975, wurde „Rudekirche“ durch das Köln-Gesetz nach Köln eingemeindet. Nicht wenige der Rodenkirchener, die das miterlebt haben, bedauern dies heute noch. Eine damalige Verfassungsklage gegen die „jetzige Randlage“ blieb allerdings erfolglos. Zum Wahrzeichen am Ortseingang zählt die Rodenkirchener Brücke am Rheinkilometer 683,8, als Nummer 1 auf dem Kulturpfad gelistet. Lange vor der Eingemeindung, von 1938 bis 1941, wurde die im Kölner Brückengrün gestrichene Hängebrücke gebaut.
Die Rodenkirchener ist die erste Autobahnbrücke über den Rhein
Es war die erste Autobahnbrücke über dem Rhein. Neu aufgebaut wurde sie nach dem Krieg zwischen 1952 und 1954. Sie besteht aus 3350 Tonnen Stahl, 1990-1994 wurde sie auf sechs Spuren erweitert, sie ist 567 Meter lang und 52,80 Meter breit. Seit 1996 steht sie unter Denkmalschutz.

Die Villa Malta steht an der Hauptstraße in Rodenkirchen.
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Von der Brücke geht es mit einem kurzen Abstecher zum Rhein auf der Hauptstraße weiter. Dort steht die Villa Malta. Sie hieß bei ihrer Entstehung 1905 zunächst „Villa Antonia“, nach der Ehefrau des damaligen Rondorfer Bürgermeisters, Eduard Steisel. Später hieß das burgähnliche Baudenkmal Villa Maria, bis die Malteser das Haus übernahmen und den heutigen Namen aussuchten. „Villa Malta“ steht heute noch auf der Turmseite am Rhein. Mitte der 1980er Jahre wurde das Haus in Eigentumswohnungen umgewandelt.
St. Maternus ist der Schutzpatron von Köln-Rodenkirchen
An der Treppe, die zur „Alten Liebe“ am Rodenkirchener Leinpfad herunterführt, liegt, leicht versteckt in der Hochwasserschutzmauer, ein Maternus Bildstock. Der Patron, der den Ort vor Hochwasserfluten bewahren soll, ist zugleich Schutzheiliger von Rodenkirchen. Die ursprüngliche Figur wurde 1773 aufgestellt. 1992 gab es durch Bildhauer Ernst Thomas Reimbold eine Erneuerung.

In einer Nische der Hochwasserschutzmauer an der Rheinuferpromenade steht eine Statue des heiligen Maternus.
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Maternus sind gleich drei Punkte auf dem Kulturpfad gewidmet. Die Kirche St. Maternus, mit ihrer roten Backsteinfassade, wird häufig als Neu St. Maternus bezeichnet, denn sie ersetzt den Bau des „Kapellchen“, Alt St.Maternus. So neu ist die Kirche an der Hauptstraße allerdings nicht. Der neugotische Bau wurde 1867 fertig gestellt. Damals ganz im Norden, weil man dachte, dass sich Rodenkirchen eher nach Norden, Richtung Innendstadt, ausbreitet.

Die Umgebung um Alt St. Maternus ist besonders pittoresk.
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Auch die Umgebung von Alt St. Maternus gehört zum Kulturpfad. Die engen Gassen um das Kapellchen bilden den historischen Ortskern. Alt St. Maternus gehört zu den 13 kleinen romanischen, ehemaligen Dorfkirchen vor der mittelalterlichen Stadtmauer. Man vermutet, dass sie aus dem zehnten Jahrhundert stammt. Die winkeligen Gassen, die zum Rhein herunterführen, sind bei Touristen wie Anwohnern zum Flanieren gleichermaßen beliebt.

Eine Seltenheit in Deutschland sind die sechs Bauhaus-Villen nördlich der Walther-Rathenau-Straße.
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Die exklusive Wohnlage am Rhein inspirierte wohlhabende, an Kunst interessierte Bürger zwischen 1929 und 1932, ein Ensemble von sechs Einfamilienhäusern zu schaffen. Heute sind die Häuser, die im Stil des Neuen Bauens entstanden, als Bauhaussiedlung bekannt. Nicht nur Architekten sehen in den Häusern mit ihren begehbaren Dächern, den ausgedehnten Fensterbändern und den kubischen Formen eine zu hervorhebende Bauweise, die auch nach über 90 Jahren zeitgemäß wirkt. Die Häuser sind heute noch in Privatbesitz. Das Haus des Industriellen Clemens Hillebrandt an der Walther-Rathenau-Straße ist allerdings das einzige, dessen Fassade noch im Originalzustand erhalten ist.

Die Villa des Textilfabrikanten Friedrich Wilhelm Brügelmann an der Uferstraße entstand 1921 bis 1923.
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Zurück an der Uferstraße flaniert man an eindrucksvollen Villen entlang. Betuchte Kölner wussten schon um 1900 das Auenviertel als exklusive Wohngegend direkt am Rheinufer fern des Großstadtmiefs zu schätzen. Bis zum Ersten Weltkrieg waren dann auch schon fast alle Grundstücke in bester Lage bebaut. Die Nummer 7 auf dem Kulturpfad, Haus Brügelmann, ist nicht direkt ersichtlich, da ein entsprechendes Schild fehlt. Die Villa an der Uferstraße des Textilfabrikanten Friedrich Wilhelm Brügelmann, einem der Teilhaber der Firma F.W. Brügelmann Söhne, gilt als besonders schön. Sie entstand nach den Entwürfen von Theodor Merrill, einem der Architekten, der auch an der Bauhaussiedlung beteiligt war. Die Villa ist für Merrill eher ungewöhnlich, mit den groben Steinen im Untergeschoss und der glatt verputzten oberen Etage.
An der Moltkestraße verlassen wir das Rheinufer, um einen Abstecher zu St. Joseph zu unternehmen. Die katholische Kirche an der Siegstraße ist das letzte Bauwerk von Dominikus Böhm. Der Architekt verstarb 1955, nach der Grundsteinlegung. Sein Sohn Gottfried vollendete den Kirchenbau. Seit 2001 steht die Kirche unter Denkmalschutz.
Gut Schillingsrott stammt aus dem 12. Jahrhundert
Gut Schillingsrott ist unter der Nummer 9 gelistet. Der ehemalige Bauernhof mit Pferdestallungen wird erstmals im 12. Jahrhundert erwähnt. Im ehemaligen Herrenhaus an der Römerstraße beherbergt eine Anwaltskanzlei. Sämtliche Anbauten sind heute zu exklusiven Wohnungen umgebaut.
Von hier sind es noch gut anderthalb Kilometer bis zur Diakonie Michaelshoven. Was 1950 mit dem Ziel begann, jungen Kriegswaisen ein neues Zuhause zu geben, hat sich zu einem weitverzweigten Sozialunternehmen entwickelt. Ausgiebig wird in diesem Jahr mit vielen Veranstaltungen das 75-Jährige Bestehen gefeiert. Regelmäßig werden hier auch Führungen angeboten.