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Kölner Jazz-MusikerRondorfer begleitet Weltstars an der Gitarre

Lesezeit 4 Minuten
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Star-Gitarrist Bruno Müller steht mit internationalen Musikgrößen auf der Bühne, bleibt seinem Heimatort Rondorf aber treu.

Viele legendäre Musikgrößen hat Bruno Müller weltweit an seiner Jazzgitarre begleitet, ist sicherlich einer der gefragtesten Profimusiker Europas. Unter anderem ist er bei Till Brönner angestellt – und hat als Freelancer parallel mehrere andere Engagements. Gloria Gaynor, die Weather Girls, Max Mutzke, Howard Carpendale, TV Total und Stefan Raab, Wolfgang Haffner, die isländische Band Mezzoforte – es sind dutzende Stars, die Müller inzwischen rund um den Globus begleitet hat, hunderte Auftritte und ebenso viele Jazzfestivals standen auf seiner Agenda.

Mit Chaka Khan im Londoner Jazzclub

„Udo Jürgens in der ausverkauften Lanxess-Arena zu begleiten, war echt cool“, sagt er. Aber der größte Moment? Das Konzert mit Chaka Khan im legendären Ronnie Scotts Jazzclub in Soho, London, einem der bekanntesten Jazzclubs weltweit. „Das war eine sensationelle Woche. Ich bin empfohlen worden, weil der Gitarrist der Sängerin den Gig nicht wahrnehmen konnte. Der Abend war so unfassbar gut – hätten wir ihn auf Platte gebannt, ich würde ihn mir hunderttausend Mal anhören“, gesteht er.

Müller ist Vollblutmusiker, Profi seines Fachs und trotz allem bescheiden, seinem Heimatort Rondorf treu. Seine Eltern zogen in den 1960er-Jahren dort hin. Und sie wohnen immer noch da, wie auch seine Geschwister. Wegziehen ist für den dreifachen Familienvater keine Option, denn in Rondorf steht auch die Wiege seiner Karriere.

Meschenicher Lehrerin bereitet Star-Gitarrist den Weg

Nach dem Besuch der Anne Frank Grundschule besuchte Müller, Jahrgang 1969, das Rodenkirchener Gymnasium. Als sein Lehrmeister kam hier in Brunos Teenagerjahren Musiklehrer Manfred Ellerhold ins Spiel, der eine Jazz-AG gründete. Zu dieser Zeit wollte Bruno Müller eigentlich Klarinette lernen, doch dann tauchte unerwartet im Nachlass seiner Tante eine Gitarre auf. „Danach hatte ich eigentlich keine anderen Interessen mehr“, gesteht Müller und erzählt von seiner Grundschullehrerin aus Meschenich, die ihn erste Griffe lehrte. In Vor-Corona-Zeiten hat sie Müller noch einmal auf einem Konzert in Rodenkirchen besucht. „Diese Frau hat mir den Weg bereitet“, sagt er und bei dem Gedanken an diesen Moment kommen ihm Tränen der Rührung.

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Zunächst spielt Bruno Müller, zwölfjährig, am Lagerfeuer Beatles oder Simon & Garfunkel. „Weil Martin Kühnen, ein Schreiner aus Rondorf und damals Leiter der hiesigen Jugendgruppe, mich dazu inspirierte.“ Was dann folgt, ist die logische Konsequenz eines Menschen, bei dem sich schnell alles um die Musik dreht. Er spielt in einer Combo der Rheinischen Musikschule, gibt Konzerte im Jazzclub „Melody“ auf der Dürener Straße, in dem große Stars nach ihren Auftritten vor kleinerem Publikum spielten, bis der Club vor einigen Jahren seine Tore schließen musste.

Anfangsjahre mit Reudenbach von den Klüngelköpp

Die kleineren Clubs sind auch das, was Bruno Müller am liebsten mag, denn er schätzt die Nähe zum Publikum. „Viele Künstlerinnen und Künstler sind in ihrer eigenen Blase unterwegs, kreisen um sich selbst. Ich bin eher der Teamplayer“, sagt Müller. Als junger Musiker spielt er mit Klüngelköpp-Sänger Frank Reudenbach gemeinsam in der Südstadt, damals ein Geheimtipp. Einen Bandnamen hatten die beiden zwar nicht, dafür aber die volle Unterstützung ihrer Eltern. Müller: „Ich bin ihnen heute noch unglaublich dankbar dafür, dass wir zuhause bis in den frühen Morgen spielen durften“. Seinen Zivildienst leistet Bruno Müller in Sürth im Haus Pullem. „Das Soziale wäre eine Alternative gewesen“, erzählt er.

Doch Müller sammelt stattdessen gemeinsam mit Frank Reudenbach erste Erfahrungen in einer Galaband. „Eine Erfahrung, die man machen muss, eine unangenehme Schule, weil man als Tanzmusiker nicht sehr wertgeschätzt wird. Aber man lernt, wie man musikalisch kommuniziert“, sagt Müller, der das Studium an der Musikhochschule in Köln „bis zum Letzten ausgereizt“ und acht Jahre lang alles studiert hat, was ihm sein Fach bot. So beendet er sein Studium mit dreierlei Abschlüssen – dem Gitarrenpädagogik-Diplom, dem Hochschulklassendiplom und einem Konzertexamen. Seit zwölf Jahren doziert Müller selbst rund einen Tag die Woche an der Kölner Musikhochschule. „Ein stabiles Standbein als Gegenpol zum unsteten Konzert- und Künstlerleben“, wie er selbst sagt.

Von den Bühnen der Welt zum Hausmann in Rondorf 

Corona hat für den Musiker – wie für so viele Künstlerinnen und Künstler – gravierende Veränderungen gebracht. Mit einem Schlag waren alle Auftritte und Konzerte abgesagt, zeitgleich übernahm seine Frau eine Praxis in Rondorf. Der dreifache Vater wurde von heute auf morgen Hausmann. Für ihn eine schwere Zeit, die ihn zum Umdenken zwang. „Plötzlich steht die Gitarre an zweiter Stelle und Homeschooling an erster. Ehrlich gesagt ist Hausmann nicht mein größtes Talent, sonst wäre ich wohl nicht Musiker geworden“, sagt Müller augenzwinkernd. Gerne hätte er die durch die Corona-Pandemie erzwungene Zwangspause für eine zweite, eigene Platte genutzt, doch dafür habe ihm schlichtweg die Kraft gefehlt.

Dennoch ist Müller oft und gerne in seinem eigenen Keller-Studio, wo sich 25 Gitarren türmen. Eine trägt das Autogramm eines seiner Idole, dem Earth, Wind and Fire-Gitarristen Al McKay, mit dem er einst als Vorband unterwegs war. Apropos unterwegs sein: Müller hat mit seiner Frau inzwischen einen Deal geschlossen: Nie länger als zwei Wochen am Stück auf Tour zu sein.

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