Park- und Halteverbot im Kölner SüdenGastronom klagt über weniger Umsatz – Senioren freuen sich

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Die Rondorfer und Rodenkirchener Hauptstraße

Alle 20 Meter wurde auf der Rodenkirchener und Rondorfer Hauptstraße ein absolutes Park- und Halteverbotsschild aufgestellt.

Das Park- und Halteverbot an der Rodenkirchener und Rondorfer Hauptstraße spaltet die Gemüter im Kölner Süden.

Eine neue Straßenregelung auf der Rodenkirchener und Rondorfer Hauptstraße hat das Potenzial, ein Dorf zu spalten. Nachdem Bürgerbeschwerden beim Ordnungsamt wegen Parken auf dem Gehweg eingegangen waren, hatte das Amt zunächst eine Ahndung angekündigt, dann durchgesetzt. Nachdem sich die parkenden Autos dadurch auf die Straße verlagerten, was den Busverkehr behinderte, zu Unfällen und langen Staus führte, wurde ein absolutes Park- und Halteverbot gut sichtbar umgesetzt: Seit Oktober stehen auf 1,4 Kilometern 67 Schilder, alle 20 Meter eins. Die Anwohner vermissen einen Kompromiss, sind sich in einem Punkt einig: Die rabiate Umsetzung wurde seitens der Verwaltung schlecht kommuniziert. 

Rund 30 Prozent weniger Umsatz durch Parkverbot

In den Geschäften werden derzeit Unterschriften gesammelt. Sollte es mehr Kurzzeitparkplätze geben? Bisher haben das rund 1800 Unterzeichnende unterschrieben. Dimitrios Matanovits führt seit acht Jahren sein Restaurant „Dimi’s“ an der Rodenkirchener Straße. „Die meisten Gäste, die auf ein Gyros und ein Kölsch nach der Arbeit vorbeikommen, fahren jetzt direkt nach Hause, weil sie keinen Parkplatz finden“, sagt der Gastronom.

Seinen Umsatzrückgang schätzt er auf rund 30 Prozent. Es gäbe jetzt Tage, an denen „gar nichts los sei“. Matanovits kann verstehen, dass sich Fußgänger mehr Raum wünschen, „aber es muss doch ein Kompromiss möglich sein“. Ihn ärgert, dass derzeit das Ordnungsamt doppelt kassiere. Es würden Knöllchen verteilt und oft geblitzt. Auf der Hauptstraße herrscht Tempo 30. Ohne parkende Autos hat sich die Straße allerdings zur Raserstrecke entwickelt. „Die Gastronomen haben schon mit steigenden Preisen zu kämpfen, jetzt wird auch das Parken ein Problem.“

Ein Mann im Lokal sitzt am Tisch.

Gastronom Dimitrios Matanovits sieht einen Rückgang seiner Gäste von rund 30 Prozent.

Probleme hat nicht nur das „Dimi’s“ mit der Anlieferung. „Unsere Zulieferer haben angekündigt, dass sie zunächst einmal keine Pakete mehr anliefern“, sagt Geschäftsmitinhaber Gunnar Klee von den Hörakustikern. An der Be- und Entladehaltestelle vor ihrer Haustüre darf drei Minuten gehalten werden. Das sei einfach zu kurz. Die ersten Knöllchen wurden auch an Zulieferer verteilt, das kostet zwischen 35 und 80 Euro. „Das zahlen die natürlich nicht.“

Zwei Männer stehen vor einem Geschäft.

Gunnar Klee (l.) und Timo Schmidt finden die erlaubten Parkzeiten zu kurz.

Auch Kunden, gerade aus anderen Stadtteilen, hätten angekündigt, nicht mehr zu kommen. Das Geschäft verfügt über einen Parkplatz, der oftmals von „Fremdkunden“ genutzt wird. „Dabei haben wir uns das Geschäftslokal gerade aufgrund der Barrierefreiheit und den Parkmöglichkeiten ausgesucht.“ Der gewünschte Kompromiss, Möglichkeiten für Kurzzeitparker einzurichten, wurde noch nicht gefunden. „Derzeit wird weiterhin nach Möglichkeiten gesucht“, bestätigt die städtische Pressestelle.

Seniorinnen und Senioren freuen sich über freie Bürgersteige in Rondorf

 „Viele ältere Bewohner sagen, dass sie es toll finden, dass sie sich wieder frei auf dem Bürgersteig bewegen können“, sagt Seniorenvertreter Tom Grothkopp. Er vermisst eine zweite Liste, die in den Geschäften ausliegen könnte, um diese Meinung einzufangen. Nicht repräsentativ hatte eine solche Umfrage der Hochkirchener Jürgen Borkowski gestartet. „Es gibt mindestens eine genauso große Anliegergruppe, die das Parkverbot begrüßt und die gewonnene Freiheit für Radfahrer und Fußgänger genießt“, schreibt er dazu.

Innerhalb von zwei Tagen hatten sich je eine gleiche Anzahl von Gegnern und Befürwortern, insgesamt knapp 80 Stimmen, im Internet in seine Liste eingetragen. Viele Geschäfte, wie die Apotheke oder die Volksbank, verfügten über Parkplätze, relativiert er die angesprochene Parknot. „Vielleicht sollte man auch Anwohner ahnden, die ihre Garagen als Abstellräume missbrauchen. Dann gäbe es Parkraum“, sagt Borkowski. „Es wird immer über die Umgehungsstraße gesprochen. Über den Ortsverkehr hat sich niemand Gedanken gemacht. Das umgeht die Stadt wissentlich.“ Sein Vorschlag wäre eine Einbahnstraßenlösung. „Oder einfach mal ein paar Meter gehen. Warum ist das ein Problem? Aus Gewohnheitsrecht?“

Die Unterschriftenliste mit rund 1800 Unterzeichnern wird vor der kommenden Sitzung der Bezirksvertretung in Rodenkirchen am Montag, 27. November, um 16.30 Uhr, an Bezirksbürgermeister Manfred Giesen überreicht. Der öffentliche Teil der Sitzung der Bezirksvertretung Rodenkirchen beginnt um 17 Uhr im Bezirksrathaus Rodenkirchen, großer Sitzungssaal an der Industriestraße 161 in Haus 1.

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