Die Kölnerin Andrea Radermacher, Mutter eines jungen Unfallopfers, unterstützt ein internationales Fotoprojekt, das in Paris stattfinden wird.
Gedenken an junge VerkehrsopferKölnerin unterstützt Fotoprojekt in Paris

Seit dem Tod ihres Sohnes spendet Hund Whisky Andrea Radermacher Trost.
Copyright: Sandra Milden
Es sind Horrornachrichten, von denen zu oft etwas in dieser Zeitung steht. Wenn junge Menschen tödlich verunglücken. Hinter den Namen stehen betroffene Familien, für die eine Welt zusammenbricht. „Wenn ich mich vorstelle, sage ich immer, ich habe zwei Kinder“, sagt Andrea Radermacher. Ihr Sohn Philipp ist am 21. August 2021, hinter dem Ortseingang von Immendorf, Richtung Meschenich, mit dem Motorrad tödlich verunglückt. Er wurde 24 Jahre alt.
Vier Jahre danach, hat Rademacher gelernt, damit zu leben, damit umzugehen. „Man geht nicht durch Phasen, wie es oft heißt. Es wird lebbar, aber es gibt Tage, da möchte ich mit dem Kopf gegen die Wand rennen, möchte einfach bei meinem Sohn sein.“
Bewusstsein für Gefahren im Straßenverkehr wecken
Was Radermacher hilft, ist das Reden. Nicht jeder möchte ständig über den Tod sprechen, auch nicht Familienangehörige oder Freunde. Aber mit Menschen sprechen, die ähnliches erlebt haben, hilft. Seit einem Jahr geht sie mit dem „Crash-Kurs NRW“ in Schulen. Auch die Mutter von Miriam Scheidel, deren Tochter im April vor zehn Jahren von einem Raser auf dem rechtsrheinischen Auenweg erfasst wurde, ist dort. Der 90-minütige Kurs der Polizei in Oberstufen und Berufsschulen lässt Einsatzkräfte zu Wort kommen, und die Hinterbliebenen, die von ihren Erfahrungen berichten. „Eine Mutter hat einmal gesagt, wir sind die Nachlebenden“, sagt Radermacher.
Bei dem Kurs werden Unfallfotos von Menschen zwischen 16 und 24 Jahren gezeigt, die in Köln verunglückt sind. „Aber vom Tod des Kindes zu berichten, ist das Schwierigste und Nachhaltigste“, sagt Radermacher, die durch ihre Teilnahme versucht, bei jungen Menschen ein Bewusstsein für die Gefahren im Straßenverkehr zu wecken.
Über den Kurs wurde an das Team ein in Paris initiiertes Projekt herangetragen. Es soll in einer großen Streetart-Aktion europaweit Betroffenen, die ein junges Unfallopfer zu beklagen haben, ein Gesicht geben, ob Familie, Freunden, Lehrern, Pfarrern, Unfallhelfern. „Als verwaiste Mutter empfinde ich diese Aktion als besonders bemerkenswert, weil so die Möglichkeit besteht, ein aktives, gemeinschaftliches Gedenken an viele junge Menschen stattfinden zu lassen, die durch Verkehrsunfälle aus unserem Leben gerissen werden.“
Fotografie- und Streetartprojekt für Hinterbliebene
Dazu kommt die in Paris lebende, italienische Fotografin Maria Greco Naccerato nach Köln, um die Aufnahmen zu machen. Radermacher hatte sie einfach angefragt und eingeladen. Die Fotografin sagte sofort zu. Ähnliche Aufnahmen sind auch schon in Rom entstanden und natürlich in Paris, wo die Kunstaktion initiiert wurde und am 13. September dort stattfinden wird.
Der Streetartkünstler JR wird sämtliche Aufnahmen als „Paste-up“ (große Plakate) auf die Pont D’Iéna kleben. Die 155 Meter lange Steinbrücke überquert die Seine in Paris. JR ist als Straßenkünstler bekannt, weltweit ist er eingeladen, um Kunst im öffentlichen Raum zu schaffen.
Beauftragt wurde JR von der Association Antoine Alléno. Alléno starb am 8. Mai 2022 bei einem Verkehrsunfall mit 24 Jahren. Sein Vater, der französische Drei-Sterne-Koch Yannick Alléno beschloss, mit Familie und Freunden, ihre Trauer in konstruktive Energie umzuwandeln. Die Association Antoine Alléno hilft Familien, die den plötzlichen Verlust eines Kindes durch einen Verkehrsunfall erleiden mussten. „Mir tut es gut, wenn ich etwas mache, das Philipp in Erinnerung bringt. Aber hier geht es um alle Betroffenen“, sagt Radermacher, die hofft, dass sich aus Köln viele beteiligen werden.
Für das Fotoshooting hat Radermacher mit Bedacht den Freitag, 13. Juni, gewählt. Es ist der Geburtstag ihres Sohnes. Er wäre 28 Jahre geworden. Die Aufnahmen finden im Bestattungsinstitut Brodesser in Weiß, Auf der Ruhr 84, statt. Die Mitarbeitenden des Beerdigungsinstitutes, die Philipp auch beerdigt haben, hatten sofort zugesagt, die Räumlichkeiten zur Verfügung zu stellen. Parkplätze sind vorhanden. Die Fotografin ist Freitag, 13. Juni, ab 19 Uhr und Samstag, 14. Juni, ab 15 Uhr vor Ort.
Bei Fragen: 0170 8696413