„Bedenken werden nicht ernst genommen“Sparkasse schließt Filialen im Kölner Süden – Bürgervereine enttäuscht

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Ein Mann steht vor der Glastür einer kleinen Sparkassen-Filiale.

Ein Mann betritt die Sürther Filiale der Sparkasse.

Ab August wird es in Sürth und Rondorf keine Sparkassen-Filialen mehr geben. Bewohner und Geschäftsleute sind verärgert.

„Immer weniger Filialen, eine Service-Wüste.“ „So kann man mit uns nicht umgehen“. „Die in Weiß ist schon weg, jetzt auch noch Sürth, ein Skandal.“ Das sind nur einige der Meinungen, die derzeit immer wieder vor der Sürther Sparkassenfiliale zu hören sind. Auch in Zeiten von Online-Banking wollen viele Kunden offenbar ihre Bankgeschäfte persönlich mit einem menschlichen Gegenüber abwickeln. Aber den Gang zum Schalter, die Deponierung von Dokumenten oder Schmuck in Schließfächern oder die Beratung unter vier Augen wird es in Sürth und Rondorf ab dem 1. August nicht mehr geben. Ersatz soll der Sparkassenbus bieten, der zweimal die Woche für 90 Minuten in Sürth Halt machen wird.

Darüber kann die Vorsitzende des Bürgervereins „Für Sürth“, Kirsten Flach, nur den Kopf schütteln: „Bereits im letzten Jahr kam es aufgrund der ‚Probeläufe‘ mit stark reduzierten Öffnungszeiten zu teilweise chaotischen Zuständen. Bei Wartezeiten bis zu einer Stunde war es auch mir, als voll berufstätiger Person mit drei Kindern, nicht möglich, mich so lange anzustellen.“

Für die Bürgerinitiative steht fest, dass die Sürther Filiale nicht geschlossen werden darf. „Gerade vielen älteren Menschen und denjenigen, die Vorbehalte gegen digitale Bankgeschäfte haben, wird jetzt Online-Banking förmlich aufgezwungen. Da hilft auch das mobile Angebot nicht, denn viele Dinge werden ja am Bus gar nicht bearbeitet werden können“, fürchtet Kirsten Flach.

Sparkasse Köln-Bonn plant Bargeld-Bringservice und Senioren-Telefon 

Persönlicher Service und gute Beratung, mit denen die Sparkassen früher gepunktet haben und die sie zu einem zentralen Anlaufpunkt im Ort  gemacht haben, scheinen aus Sicht der Kunden jetzt keine Rolle mehr zu spielen. „Wir planen ein Senioren-Telefon und werden den Bargeld-Bringservice für mobil eingeschränkte Menschen ausweiten. Außerdem schulen wir kostenlos ältere Menschen in der Bedienung von SB-Geräten. Unsere Service-Lotsen werden hier zusätzlich vor Ort helfen“, versichert Jörg Wehner von der Sparkasse Köln-Bonn.

Das neue Filialkonzept, das der Verwaltungsrat der Sparkasse Ende Januar 2024 beschlossen hat, basiert auf unternehmensinternen Erhebungen in den Jahren 2019 bis 2023. Danach habe sich die Kundenfrequenz in den kleineren Filialen um rund 60 Prozent verringert. Dazu gehörten auch Sürth und Rondorf, an den beiden Standorten würden die Beratungskapazitäten nur noch zu einem geringen Teil ausgeschöpft und es gäbe viel Leerlauf, versichert Sparkassen-Sprecher Wehner.

Ein Sparkassen-Bus steht auf einem Supermarkt-Parkplatz.

Ein Sparkassen-Bus soll die Filialen in Sürth und Rondorf ersetzen.

Trotz Unzufriedenheit und Protesten der Kunden steht die Schließung der insgesamt 16 Filialen in Köln wohl fest. Die Sparkasse Köln-Bonn will ihre Busflotte von aktuell zwei auf sieben erhöhen. Ab September soll ein Bus auch regelmäßig in Sürth und Rondorf stoppen. An welchen Wochentagen und wo genau diese mobilen Filialen Halt machen werden, stünde noch nicht fest, so die Sparkasse. Im Bus wird es einen Geldautomaten, aber keine Beratung zu Geldanlage oder Krediten geben. Sicher sei aber, dass für Überweisungen und Schriftwechsel die Sparkasse frankierte Rückumschläge anbieten werde, so Jörg Wehner.

„Da der Sparkassenbus keine Schließfächer vorhält und dessen Personal keine Bankberatung für Geldanlagen und Kredite durchführen wird, wird diese Entscheidung der Sparkasse auch für die ortsansässigen Geschäftsleute und Gastronomen nachteilhaft zu spüren sein. Die Entscheidung der Sparkasse für eine Neuaufstellung im Stadtteil Sürth ist für die Geschäftsleute vor Ort und die dortige Bevölkerung als Rückschritt einer relevanten Dienstleistung nicht gutzuheißen“, betont auch Karl Wolters, der Vorsitzende der Sürther Dorfgemeinschaft.

„Wir haben über Manfred Giesen, unseren Bezirksbürgermeister und Mitglied von ‚Für Sürth‘, in der Vergangenheit bei der Sparkasse mehrfach nachgefragt, ob Sürth ein Schicksal wie Weiß drohen würde, wo die Filiale bereits seit längerem geschlossen ist. Das wurde jedes Mal vehement verneint. Jetzt kommt dann doch das Aus. Ich ärgere mich darüber, wie mit uns Bürgern umgegangen wird. Bedenken werden nicht ernst genommen und es wurden mehrfach falsche Aussagen seitens der Sparkasse getätigt“, ärgert sich Kerstin Flach.  Die Stimmung in den Veedeln ist so aufgeheizt, dass Protestaktionen gegen die Schließung nicht ausgeschlossen sind.

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