„Er kam mit vielen nicht klar“Ex-Mitarbeiterin sagt im Missbrauchsprozess Zollstock aus

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Prozess Babysitter Zollstock

Der Angeklagte verbirgt sein Gesicht hinter einem Aktenordner.

Im Prozess gegen den 33-Jährigen Babysitter aus Köln-Zollstock sagte eine 27-Jährige aus. Bei der Arbeit habe er immer seinen „Senf abgegeben“.

Zu allem und jedem habe er „seinen Senf“ dazugeben müssen. Es habe eigentlich keine Vorgabe des Leitungspersonals der Kita und der Springer-Betreuung gegeben, die von dem 33-Jährigen nicht in Frage gestellt, anders bewertet oder besser gewusst worden sei. „Mir ist aufgefallen, dass er mit vielen Kollegen nicht klarkam, weil er immer meinte, er müsse sich widersetzen“, sagte eine 27-Jährige, die in den Jahren 2021 und 2022 mehrmals mit dem Angeklagten in einem Back-up-Kindergarten gearbeitet hatte.

Sowohl in Betreuungseinrichtungen, als auch bei privaten Einsätzen als Babysitter soll der 33-Jährige von November 2019 bis Mai 2022 insgesamt 23 Kinder zum Teil schwere sexuelle Gewalt angetan haben. An die privaten Aufträge soll er über Inserate auf dem Portal „betreut.de“ gelangt sein. Unter den Opfern sind laut Anklage zwei bislang unbekannte Kinder sowie ein schwer behindertes Mädchen. Einen Großteil seiner Taten soll er fotografisch oder filmisch festgehalten haben. Die Aufnahmen dienen in dem Prozess als Beweismittel. Zudem wird dem 33-Jährigen Besitz von Kinderpornografie zur Last gelegt.

Erstmalig mit dem Angeklagten zusammengearbeitet habe sie bei einer Ferienbetreuung der pme Familienservice GmbH im Sommer 2021; später im November und Dezember habe sie mit dem Angeklagten auch in der Back-up-Betreuung von pme gearbeitet. „Wir sind keine Fachkräfte, sondern Studenten, die in der Kinderbetreuung arbeiten“, erläuterte die 27-Jährige. Normalerweise würden auch immer zwei Kräfte im Back-up arbeiten, es komme aber auch durchaus vor, dass zeitweise Springer auch alleine betreuen. Am Angeklagten sei ihr bei den etwa drei gemeinsamen Einsätzen aufgefallen, dass der Angeklagten Kindern einfach Süßigkeiten gegeben habe oder ihnen erlaubte, Kaugummi zu kauen.

Nur wenig über sein Privatleben bekannt

Auch habe er Kinder mit seinem privaten iPad spielen lassen. „Das war völlig ungewöhnlich und nicht erlaubt“, sagte die 27-Jährige. Als sie mit einem Mädchen, das zuvor mal von dem Angeklagten allein betreut worden sei, ein Hörspiel habe anhören wollen, habe das Kind insistiert, mit dem Tablet spielen zu dürfen. Auch habe das Mädchen Kaugummi kauen wollen, weil sie das bei dem Angeklagten auch gedurft habe. Auch die privaten Einsätzen des Angeklagten als Babysitter habe sie komisch gefunden: „Ich wusste, dass er einen Studienabschluss hat — irgendwas mit Medien — und dennoch sittete er Kinder.“

Ansonsten habe sich der Angeklagte aber was sein Privatleben angegangen sei, zugeknöpft gegeben. Als der Vorsitzende Christoph Kaufmann wissen wollte: „Was ist der Angeklagte eigentlich für ein Typ?“, antwortete die Zeugin: „Er hatte immer was zu sagen. Der hat immer seinen Senf abgegeben. Wenn es um Regeln ging, hat der immer diskutieren müssen — auch mit der Leitung. Der war so ein Überengagierter.“ Dabei sei der Angeklagte im Ton „herablassend“ gewesen. Kinder habe er beeindrucken wollen. „Ich hatte schon das Gefühl, dass viele Kinder für ihn geschwärmt haben“, sagte die Zeugin.

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