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Prozess um Missbrauch in Köln-Zollstock„Warum machst Du was mit Kindern?“

Lesezeit 2 Minuten
Foto von der Razzia in Zollstock im Fall Babysitter-Vergewaltigungen

Die Wohnung des Mannes in Zollstock wurde durchsucht.

Eine 38 Jahre alte Mutter sagte am Montag im Prozess gegen den 33-Jährigen aus Zollstock aus, der als Babysitter und als Hilfs-Betreuer in Kitas gearbeitet hat. 

Voller Vertrauen habe sie ihre Tochter in die Not-Betreuung der Kita „pme Kids Melaten“ gebracht. Dass dort dann ein „pädagogisch nicht qualifizierter“ Betreuer allein auf ihre Tochter aufgepasst habe und kein „Vier-Augen-Prinzip“ geherrscht habe, habe im Nachhinein ihr „Vertrauen erschüttert“, sagte am Montag eine 38 Jahre alte Mutter vor dem Landgericht aus.

Ihre damals zweijährige Tochter ist eines von 23 mutmaßlichen Opfern eines 33-Jährigen aus Zollstock. Der Mann hatte von November 2019 bis Mai 2022 privat als Babysitter über das Portal „betreut.de“ sowie als Hilfs-Betreuer in Kitas gearbeitet und soll dabei mehrere Kinder zum Teil schwer sexuell missbraucht haben. Seit April steht der Mann vor der 2. Großen Strafkammer. Laut Anklage der Staatsanwaltschaft soll der Angeklagte die Tochter der Zeugin in der Not-Betreuung ohne Befugnis gewickelt haben. Dabei soll er Fotos von dem zum Teil entkleideten Mädchen gemacht und gespeichert haben.   Seither sei sie, so die Zeugin, vor allem „männlichen Betreuern“ gegenüber skeptisch. „Ich frage mich immer: Warum machst Du was mit Kindern?“

Per E-Mail von den Vorwürfen erfahren

Von den Vorwürfen gegen den Angeklagten erfahren hätten sie und ihr Mann per E-Mail des Kita-Trägers, der pme Familienservice GmbH aus Berlin. „Ich war in heller Aufruhr“, sagte die Zeugin. Abends habe dann schon die Polizei vor der Tür gestanden. Auf Nachfrage des Vorsitzenden bezeichnete die Frau das Krisenmanagement von pme als „zurückhaltend“. Und weiter: „Vermutlich aus Angst belangt zu werden“, spekulierte die Frau. Später habe es dann ein Gespräch per anonymisierter Videokonferenz mit der Kölner Fachstelle gegen sexualisierte Gewalt an Mädchen und Jungen „Zartbitter“ gegeben. „Da haben nur Leute von Zartbitter gesprochen und die sind auch schon heftig mit pme ins Gericht gegangen“, bekundete die 38-Jährige. „Mir war bis dahin nicht bewusst, dass im Back-up-Bereich auch nicht pädagogisch qualifiziertes Personal eingesetzt wurde“, sagte die Zeugin. Das sei auch von Zartbitter in dem Video-Call als „offene Flanke und Einfallstor“ für Pädo-Sextäter gesehen worden.

Mittlerweile habe pme — ihre Tochter gehe dort immer noch in die Kita — ein Kinderschutzkonzept erarbeitet, „von dem ich ausgegangen war, dass man das schon vorher hat“, machte sie ihre Kritik über den zuvor mangelhaften Schutz des Kita-Trägers deutlich. Die Bitte des Angeklagten, sich bei ihr entschuldigen zu dürfen, wurde abgelehnt: „Ich möchte nichts hören.“

Der Prozess wird fortgesetzt.

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