Erstmals außerhalb der USAWeltmeisterschaft im Rollstuhlskaten steigt in Köln

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Rollstuhlskaten

Was andere auf dem Skateboard oder dem BMX-Rad machen, schaffen Timon Luu und Til Augustin im Rollstuhl.

Köln – Ein paar Treppenstufen abwärts stellen für Timon Luu keine Herausforderung dar. Ein wenig Anlauf, und mit einem Satz vom Treppenabsatz ist er auch schon auf dem Boden angekommen. Das mag zunächst einmal unspektakulär klingen, anders als der Großteil seiner Mitmenschen stehen dem 37-jährigen Kölner zum Springen allerdings nicht seine Beine zur Verfügung.

Seit etwas mehr als drei Jahren sitzt Luu, der an der chronischen Krankheit rheumatoide Arthritis leidet, im Rollstuhl. Kein Grund jedoch für ihn, keine Adrenalinschübe mehr zu erleben. Es dauerte nicht lange, bis er den Extremsport WCMX für sich entdeckte.

Sprünge, Drehungen und Grinds

WCMX steht für Wheel Chair Motocross und wird hierzulande auch Rollstuhlskaten genannt. Denn das, was andere auf BMX-Rädern oder Skateboards vollführen, machen Timon Luu und andere WCMX-Fahrer auf ihren Hilfsmitteln, die sie durchs Leben begleiten: Sprünge über Hindernisse oder eben Treppen hinunter, Drehungen auf einem Rad (sogenannte Wheelies) und auch Grinds, also das Rutschen auf Geländern oder Kanten. Für geübte Rollstuhlskater allesamt keine unmöglichen Aufgaben.

Am 31. August und 1. September trifft sich die Weltspitze des jungen Sports im North Brigade Skatepark in Weidenpesch. Das auch Köllefornia genannte Areal an der Scheibenstraße 13 wird dann zum Schauplatz der ersten WCMX-Weltmeisterschaft außerhalb der USA.

Kein böses Blut unter Kontrahenten

Auch Timon Luu wird dann dabei sein. Der 37-Jährige war bereits Deutscher Meister, musste in diesem Jahr den Titel allerdings an Til Augustin abtreten. Der 15-jährige Chemnitzer leidet an dem kaudalen Regressionssyndrom, einer komplexen Fehlbildung der unteren Wirbelsäule, und sitzt seit frühester Kindheit im Rollstuhl.

Böses Blut gibt es zwischen Luu und Augustin allerdings keines. Zum einen fahren beide für den RSC Rheinland aus Troisdorf. Zum anderen gehört es in sämtlichen Extremsportarten dazu, dass man sich unterstützt und feiert. Beide hoffen, dass ihr Sport künftig in der Öffentlichkeit noch mehr wahrgenommen und normal wird.

Aaron Fotheringham ist der Star der Szene

Darauf arbeitet auch der Deutsche Rollstuhl-Sportverband (DRS), der die WM in Köln ausrichtet, hin. Für Patrick Krause ist etwa auch der psychologische Effekt für die Sportler enorm hoch. „Die bekommen ein richtiges Strahlen im Gesicht, wenn sie merken, zu was sie alles in der Lage sind“, so der WCMX-Leiter beim DRS.

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Umso mehr freue es ihn, dass nun die WM in Deutschland stattfinden kann. Neben dem sportlichen Teil wird es für die Besucher dort auch ein breites Programm geben – bei komplett freiem Eintritt. Mit Aaron Fotheringham wird auch der absolute Star der Szene teilnehmen. Der 27-Jährige ist unter anderem aus der Stunt-Show „Nitro Circus“ bekannt und wird, wie Krause verriet, als einziger Teilnehmer einen Rückwärtssalto (Backflip) vollführen.

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