Schull- un VeedelszöchFarbenfrohe Parade durch Köln

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Unter dem Motto „Die Schulpolitik is nit dr Hit, äver mir ärgere uns nit“ war die GGS Forststraße dabei.

Unter dem Motto „Die Schulpolitik is nit dr Hit, äver mir ärgere uns nit“ war die GGS Forststraße dabei.

Rund 7500 Jecke gingen bei den Schull- un Veedelszöch mit. Am Straßenrand jubelten ihnen Tausende zu. 

Der Dschungel, der kurz nach 14 Uhr den Alter Markt erreicht, wankt ein bisschen. Dem Schüler der Hauptschule Bilderstöckchen sieht man an, dass ihm die Zugstrecke doch zugesetzt hat. Trotzdem hält er wacker das Schild seiner Schule, die die Schull- und Veedelszöch erneut anführt, in die Höhe und lächelt. „En ausstervende Aat em Schull-Dschungel – selde, ävver schön“ hat sich die Hauptschule als Motto gegeben. Erneut begeisterten am Sonntag die Schul- und Veedelsgruppen mit ihren oft sehr originellen und liebevoll umgesetzten Kostümen.

Rund 7500 Menschen zogen bei den Schull- un Veedelszöch durch die Innenstadt. Am Zugweg: Tausende Zuschauer, darunter viele Familien mit kleinen Kindern. „Das ist einfach der schönste Zug in Köln. Mit so vielen liebevoll gemachten Kostümen und so viel Herzblut“, findet eine Clownfrau. Viele der 36 Schulen, die mitgehen, machen das schon seit Jahren. 

Das ist einfach der schönste Zug in Köln. Mit so vielen liebevoll gemachten Kostümen und so viel Herzblut.
Zuschauerin der Schull- un Veedelszöch

Die GGS Forststraße zieht die Blicke auf sich mit bunten Mensch-ärgere-dich-nicht-Figuren. Viel Arbeit steckt auch in den Marionetten, als die sich die Schüler- und Lehrerschaft der Max-Ernst-Gesamtschule verkleidet habt. Als Bauarbeiter mit Ziegelsteinen geht das städtische Gymnasium Deutz mit. Schön anzusehen sind auch die goldenen Kostüme, mit denen die Domsingschule mitgeht. Dargestellt wird der dicke Pitter. Das muss man sich erst mal zutrauen.

Straßenkarneval

Schull-und Veedelszöch in Köln

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Mit mehreren Rollstühlen sind die Schülerinnen und Schüler der LVR-Schule Belvedere beim Zug dabei. Sie weisen mit ihrem Motto „Uns Schull is voll“ darauf hin, dass sie mehr Platz brauchen. Missstände an den Schulen prangern einige an. Sei es, dass sie keine Aula haben (Katharina-Henoth-Gesamtschule) oder dass ihr Gebäude marode ist (Heinrich-Mann-Gesamtschule). „Wat e (Aape-)theater - wat en jecke Zick!“ meint die Sankt-Nikolaus-Schule mit Blick auf die Weltlage. Die Kinder gehen als Affen mit.

Thema KI: Kölsche Intellijenz

Ein Thema, das gleich mehrere Schulen aufgegriffen haben, ist die künstliche Intelligenz. „Nix lese und un nix liere – ävver mit ChatGPT et Abi fiere“ ist Motto des Hansa-Gymnasiums. „War solle mer Pänz uns selver ploge, loss mer de Kölsche Intellijenz Jeck-GPT befroge“  meint das Irmgardis-Gymnasium.

Vielfalt thematisieren einige Schulen. Sei es das Erich-Kästner-Gymnasium, das mit bunt besprühten Anzügen unterwegs ist oder das Albertus-Magnus-Gymnasium, dessen Motto „Meer Vielfalt“ von blau-grünen Meerswesen symbolisiert wird.

Bauprojekte mit Lego reparieren

Vielfältig und bunt sind auch die 43 Veedelsgruppen, die in diesem Jahr an den Zöch teilnehmen. Mit Badehaube im Schaumbad sitzt etwa der Stammdesch Om Piefes aus Weidenpesch - sind doch die Energiekosten so stark gestiegen, dass sie den gemeinsamen Badetag einmal pro Woche wieder einführen wollen. Regenbögen, Schmetterlinge, Gallier - alles ist dabei. Als Pusteblumen blasen Samba de Colonia „flott ör Sorje fott“. Und Sorgen beschäftigen auch viele Veedelsvereine.

Die Katholische Jugend rund um den Chlodwigplatz würde die endlosen Bauprojekte der Stadt am liebsten mit Legosteinen vollenden - die Ost-West-Achse oder die Neue Mitte. Um Müll im Rhein sorgen sich die Schnieke-Funke 0815 aus Ehrenfeld, die allerhand Plastik in ihren Fischernetzen rausgefischt haben. Die Mitglieder des Stammdesch Veedels Jemös laufen als einarmige Banditen oder Roulettetische mit - und fragen sich: „Is janz Kölle e Jlöcksspill“?

Kölsche Lotterie

Was in Köln alles vom Glück abhängt, das zeigen die Kölsche Fründe vun 1995 mehr als anschaulich: Die Kölsche Lotterie fängt schon beim Schulplatz an. Der Hauptgewinn bei der Parkplatz-Verlosung: 30 Minuten Parken am Dom. Beim Wohnungs-Bingo gibt es eine Zwei-Zimmer-Kellerwohnung zu gewinnen. Für diese Ideen bekommen die Ossendorfer an diesem Sonntag besonders viel zustimmende Rufe von den Tribünen.

Publikumslieblinge sind auch die komplett pinken 11.000 Kölner Jungfraue aus Sülz, sowie die Kölsche Kamellcher. Bei ihrer Zöch-Premiere setzen sich die Frauengruppe „für mehr pinke Lippen im Elferrat“ ein. So wie De raderdollen Merheimer, die es noch weiter treiben: Auf ihrem Wagen fährt Prinzessin Henny I. (OB Henriette Reker) mit, die Prinz, Bauer und Jungfrau gleichzeitig verkörpert.

Deutzer Kirmes und Roxy Kino

Eine Gruppe, bei der es in diesem Jahr besonders blinkt und blitzt, ist der Stammdesch Kölsche Sonnenkinder - die Kölsche Kirmes ohne Zänkerei ist eine Hommage an die Deutzer Kirmes: Karussells, Autoscooter, Schiffsschaukel, Geisterbahn, die Wilde Maus und zum Schluss kommt natürlich das Feuerwerk. An alles haben sie gedacht - das fand auch die Jury.

Nicht auf den Rummel, aber ins Kino geht es beim Stammdesch Südstadtjecke, die dem längst geschlossenen Roxy Kino huldigen, das seinen 70. Geburtstag feiern würde. Hänneschen und Bärbelchen sitzen vor der Kinoleinwand - den Popcornduft kann man fast riechen. Und natürlich ging es auch ums „Jeckespill“ bei vielen Gruppen, als Eulenspiegel oder Clowns-Marionette. Die Profis von der Kinder-Oper, auch zum ersten Mal dabei, hatten da natürlich einen Vorteil: Ihre Kostüme stammen aus dem Fundus der Kölner Oper. 

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