Im Gespräch mit der Rundschau äußerte sich der SPD-Politiker Jochen Ott über die Politik in seiner Heimatstadt Köln.
Jochen Ott mit KritikKöln als Metropole oder Kaffeebud?

Jochen Ott beim Interview mit der Kölnischen Rundschau.
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Seit knapp zwei Jahren ist Jochen Ott Vorsitzender der SPD-Fraktion im NRW-Landtag. Aus seiner Zeit als Parteivorsitzender und Ratsmitglied in Köln habe er viel für die Aufgabe als Oppositionsführer gelernt, erklärt er im Gespräch mit der Rundschau: „Wenn man wirklich etwas erreichen will, muss man bereit sein, zusammenzuarbeiten, auch mit der Opposition.“
In Köln jedoch finde das kaum statt. So habe die CDU, die jetzt für den Bau der Ost-West-U-Bahn eintritt, diese in den 1990er Jahren noch abgelehnt, weil der Autoverkehr hätte nicht mehr in die Altstadt fahren können.
Ott sieht CDU wankelmütig
2015 sei von der CDU erneut die Chance vergeben, das Projekt zu realisieren, so Ott. Es habe damals sogar schon einen Termin bei Zuständigen der Bundesregierung in Berlin gegeben, der von der Union aber kurzfristig abgesagt worden sei, weil die Union aber inzwischen mit den Grünen zusammengearbeitet habe, die die U-Bahn ablehnten.
Als SPD-Fraktionschef im Landtag führe er viele Gespräche mit Landräten, Oberbürgermeistern und Unternehmern, erklärte Ott: „Die sagen, Düsseldorf sei für sie der interessantere Partner“.
Im Rathaus in der Landeshauptstadt sei man zuverlässiger, treffe schnelle Entscheidungen und setzte Beschlüsse auch konsequent um. „Köln muss sich entscheiden, ob es in Zukunft wieder mehr Metropole und nicht nur Kaffeebud sein will“, sagte Ott.
Unterschiedliches Profil
Für den anstehenden Kommunal- und Oberbürgermeister-Wahlkampf in seiner Heimatstadt wünscht er sich, dass das unterschiedliche Profil der Parteien wieder mehr beachtet werde.
Es sei „bemerkenswert“, dass sich die parteilose Oberbürgermeisterin Henriette Reker jüngst öffentlich beklagt habe, die Stadt sei verwahrlost: „Grüne und CDU tun so, als hätten sie damit nichts zu tun, obwohl es all die Jahre ihre Kandidatin war.“
Der SPD-Politiker Thorsten Burmester sei als Oberbürgermeister-Kandidat „einfach der kompetentere“, meinte Jochen Ott, nicht ohne Seitenhieb auf den CDU-Bewerber und derzeitigen Baudezernenten Markus Greitemann: „Er steht dagegen eben auch für das, was in Köln nicht geklappt hat. Weder sind Wohnungen gebaut worden, noch ist die Oper jemals fertig geworden.“
Plädoyer für Wohnungsbau
Der Bau neuer Wohnungen sei wichtig, weil sich die Mittelschicht nicht mehr leisten könne, in Köln zu wohnen. Das widerspreche auch dem Umweltschutz, denn wenn diese Menschen ins Umland ziehen, müssten sie zum Arbeiten wieder in die Stadt pendeln: „Das führt dazu, dass unsere Straßen weiter belastet werden, weil der öffentliche Nahverkehr nicht so ausgebaut ist, dass er funktioniert.“
Köln müsse sich grundsätzlich entscheiden, so Jochen Ott, ob es grundsätzlich wachsen wolle oder nicht: „Und wenn man wachsen will, dann muss man Wohnungen bauen.“