Der Protest hat gefruchtet: Vorerst dürfen in Köln Hofflohmärkte weiterhin auch sonntags stattfinden.
Stadt lenkt einHofflohmärkte in Köln dürfen in dieser Saison sonntags stattfinden

Hofflohmärkte dürfen in Köln nun weiterhin sonntags stattfinden.
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Die Stadt Köln wird vorerst Hofflohmärkte am Sonntag weiterhin dulden. Damit reagiert sie am Freitagabend auf die allgemeine Entrüstung angesichts des Verbots, über das die Rundschau berichtet hatte. In einem Schreiben teilt die Stadt mit, dass sie dem Initiator der Hofflohmärkte mitteilen wird, dass sie gegen die in den kommenden Wochen geplanten Hofflohmärkte nicht einschreiten wird.
„Im Hinblick auf die bereits angekündigten Veranstaltungen, das bisherige Nichteinschreiten sowie keine der Stadt Köln bekannten Beschwerden von Bürger*innen gegen Verstöße gegen die Sonntagsruhe, werden die Veranstaltungen in dieser Saison geduldet“, heißt es im Wortlaut. Die Stadt Köln werde in einer juristischen Bewertung noch einmal genauer unter die Lupe nehmen, ob das Konzept dieser Hofflohmärkte nach den jetzigen gesetzlichen Regelungen zulässig ist beziehungsweise unter welchen Maßgaben es zugelassen werden kann. „In früheren gerichtlichen Entscheidungen waren private Flohmärkte als Verstoß gegen das NRW-Feiertagsrecht deklariert worden“, teilt die Stadt mit.
Das Verbot hatte einen Aufschrei der Empörung ausgelöst. Hunderte kommentierten in den sozialen Medien. Sie sahen das Image der Stadt als locker und lebensfroh gefährdet, setzten sich ein für ein lebendiges Stück Veedelskultur, zu dem die beliebten Hofflohmärkte beitragen. Bei den unterschiedlichen Veranstaltern sorgte die Entscheidung für Irritation und Unverständnis.
Verbot sorgte für große Unsicherheit
Zunächst hatte das Ordnungsamt (wie berichtet) lediglich dem Münchener Veranstalter René Götz untersagt, sonntags Hofflohmärkte zu organisieren und sich dabei auf Paragraf 3 des NRW-Feiertagsgesetzes berufen. Doch auch weitere Veranstalter, darunter das Kölner Start-up „Hoffloh“, rief die Nachricht auf den Plan. „Wir sind bestürzt über die plötzliche Kehrtwende. Wir haben zwar keine Nachricht von der Stadt erhalten, befürchten aber, dass ein Verbot auch unsere Sonntags-Hofflohmärkte betrifft“, sagte Hoffloh-Sprecherin Andrea Schmitz gegenüber der Rundschau. Gewissheit hat sie nicht. Beim Ordnungsamt habe man lediglich mitgeteilt, dass die zuständige Person erst am Montag wieder erreichbar sei.
„Der Sonntag ist ein beliebter Termin für Hofflohmärkte, das sagen uns die Menschen immer wieder“, sagte Schmitz. Am übernächsten Sonntag ermöglicht „Hoffloh“ im Bergisch-Gladbacher Stadtteil Schildgen einen Trödel mit über 100 teilnehmenden Privatleuten. Im September stehen Hofflohmärkte in Brück und Rath-Heumar auf dem Programm. „Die Leute fragen nach, was nun ist. Wir können nur mitteilen, dass wir noch nichts wissen“, sagte Schmitz am Freitagnachmittag.
Die Folge: große Unsicherheit. Die bestimmte auch die vergangenen Tage im Leben von René Götz. Der Solo-Selbstständige ist eigentlich im Urlaub. Aber der fiel aus. Aus der Verwaltung habe seit Mittwoch niemand auf E-Mails oder Anrufe reagiert, berichtete er. „Ich muss aber doch den Leuten, die sich im Agnes-Viertel für den 31. August zum Hofflohmarkt angemeldet haben, etwas Konkretes sagen“, sagte er bedrückt. Dabei seien das so nette Leute. Wenn der Markt nicht stattfinden dürfe, wolle er die Anmeldegebühren zurückgeben. Rund 400 Anmeldungen für die sechs Sonntagsmärkte, die in dieser Saison noch terminiert sind, lägen ihm schon vor. Wegen der Unsicherheit konnten Interessenten für sonntags tagelang ihr Grundstück nicht mehr anmelden.

René Götz veranstaltet seit 2015 Hofflohmärkte in Köln und rund 30 weiteren Städten.
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Hätte die Stadt das Verbot durchgezogen, hätte das weitreichende Folgen gehabt. Den Sonntag als beliebten Trödeltag nutzen auch zahlreiche Bürgervereine – in Holweide, Worringen oder Poll stehen demnächst Hofflohmärkte am Sonntag an.
Wie berichtet, hatte sich die Kölner Politik über alle Parteigrenzen hinweg geschlossen für den Erhalt der Hofflohmärkte als Teil der Veedelskultur ausgesprochen. Die SPD-Ratsfraktion teilte am Freitag mit, dass sie einen Antrag für die Ratssitzung am 4. September einbringen wolle. Sein Inhalt: das Verbot von privaten Flohmärkten in Köln wieder rückgängig zu machen. Die Stadtverwaltung müsse den bestehenden rechtlichen Ermessensspielraum nutzen, um den Fortbestand privater Flohmärkte auch für die Zukunft zu sichern. In einem engen Austausch mit der SPD-Landtagsfraktion sei deutlich geworden, dass andere Städte in NRW und in anderen Bundesländern keine rechtlichen Einwände gegen private Flohmärkte hätten.