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Süße Versuchung in KölnVon der Backstube ins Wohnzimmer

4 min
Individuell: Die Kundinnen und Kunden können das Aussehen ihrer Torte innerhalb gewisser Grenzen selbst bestimmen.

Individuell: Die Kundinnen und Kunden können das Aussehen ihrer Torte innerhalb gewisser Grenzen selbst bestimmen.

Der Weg der Torte zu den Kunden: Hinter jeder Lieferung steht eine Menge Logistik.

Ein Fest, ein Kuchen. Besser gesagt, eine Torte. Familienfeier, Firmenjubiläum, Teambuilding, seltener Besuch – ohne Torte geht in den meisten Fällen erst mal nichts, will man dem Anlass einigermaßen gerecht werden. Aber dann geht es auch direkt los mit der Entscheidungsfindung. Auf den Putz hauen oder Understatement? Obst oder Schoko, vielleicht beides, dunkel, hell, süß, fruchtig – ja, was denn nun?

Das Netz gibt Hilfestellung

Der Gang zum Konditor hilft. Wenn man denn einen hat in der Nähe. Aber mal eben eine ganze Torte mitnehmen geht oft nicht. Die meisten sind darauf eingestellt, dass sich die Kunden eine kleine Auswahl mitnehmen. Bestellen geht in der Regel, ist aber kein billiges Vergnügen. Das Netz gibt Hilfestellung. Viele Anbieter, viel Auswahl. Schon wieder. Aber meist vorsortiert nach Anlässen, Preisen und Zutaten. Und nun – abholen oder liefern lassen? Die nächste Entscheidung.

Bleiben wir mal in Köln. Beispiel „deine Torte“ in Ehrenfeld. Einst hervorgegangen aus einem kleinen Startup, gehört das Unternehmen mittlerweile zur Oetker-Gruppe. Rund 1000 Torten, Törtchen, Muffins und vieles mehr verlassen täglich den Firmensitz an der Vitalisstraße, manchmal mehr, manchmal weniger. In Dutzenden Variationen, die sich die Kundinnen und Kunden zuvor selbst zusammengestellt haben. Im Internet, bei komplexen und größeren Aufgaben auch gerne mal telefonisch. Wie aber kommt denn nun die Torte zur Kundin oder zum Kunden?

Die Backstube. Recht groß, aber immer noch traditionell.

Die Backstube. Recht groß, aber immer noch traditionell.

Auch wenn die schiere Menge zunächst etwas anderes suggeriert: „Wir arbeiten im Prinzip wie jeder andere Konditor auch. Das meiste ist Handarbeit. Nur sind eben die notwendigen Geräte wie Öfen oder Rührmaschinen etwas größer“, erklärt Alexander Schulz. Er ist Geschäftsführer bei „deine Torte“ in Köln. Rund 150 Mitarbeitende sind hier beschäftigt, der weitaus größte Teil davon in der Produktion.

Es geht klassisch zu: In der Backstube wird der Boden bereitet und die Creme verteilt, dann geht es in der Produktion an die jeweiligen kundenspezifischen Wünsche und Beläge. Sowohl Backstube wie Produktion nehmen ein gutes Drittel der unteren Geschossfläche ein. Groß geworden ist „deine Torte“ ursprünglich einmal mit der Idee, etablierten Konditoreien das Handwerkszeug für essbare Foto-Drucke für Torten an die Hand zu geben. Dann stellte sich heraus, dass es lukrativer (und vielleicht auch einfacher) ist, das Produkt gleich selbst anzubieten.

Fotos auf Marzipan-Fondant

Und die „Bildertorten“ sind heute noch ein ganz wesentlicher Baustein des Portfolios, obwohl mittlerweile jede Menge anderer Variationen hinzugekommen sind. Die Bilddateien werden per Rechner an das Unternehmen geschickt, das wiederum die gewünschte Torte mit dem gewünschten Motiv aus speziellen Lebensmittel-Druckern garniert. Meist wird auf Marzipan-Fondant gedruckt. Der dritte Teil der unteren Geschossfläche ist für die Verpackung reserviert.

Und hier schließt sich dann wieder der Kreis zum Kunden: Die gewünschte Torte wird versandfertig gemacht und innerhalb Europas so ziemlich überall hin geliefert. Wenn man sie denn nicht persönlich nach Hause bringt, wie Schulz erklärt: Gerade Köln und Umland seien mittlerweile recht emsig, was das persönliche Abholen angehe. Der Großteil aber wird verschickt. Innerhalb Deutschlands ausschließlich mit der DHL.

Auf die Reise geht es innerhalb Deutschlands mit DHL.

Auf die Reise geht es innerhalb Deutschlands mit DHL.

Die Verpackungen sind exakt auf die Größe des jeweiligen Produktes angepasst. Verpackung gibt Rahmen für Neuentwicklungen vor Es gibt verschiedene Größen und Formen, aber letztlich gibt die erforderliche Kartonage einen Großteil der Möglichkeiten bei Neuentwicklungen vor: „Wir denken dann von hinten nach vorne“, meint Schulz. Zwar gibt es Sondermaße bis hin zu dreistöckigen Torten. Das Gros aber machen die Standards aus. Und hier sind die Torten mit ausgefeilten Inlays derart fest im Karton verankert, dass sie klaglos auch mal die ein oder andere Wurftechnik in der Logistik verarbeiten können. „Wir haben sie früher zu Testzwecken schon mal aus dem zweiten Stock zum Fenster rausgeworfen“, erinnert sich Schulz. War innen etwas verrutscht oder gar beschädigt, war die Verpackung durchgefallen.

Retouren wegen Beschädigungen kommen kaum vor.
Alexander Schulz, Geschäftsführer „deine Torte“ Köln

„Retouren wegen Beschädigungen kommen kaum vor“, sagt Schulz. Davon habe man ohnehin sehr wenig. „Aber wenn, dann zum weitaus größten Teil, weil nicht rechtzeitig geliefert wurde.“ Während der Krümelfaktor auf der Reise also fest im Griff ist, können hochsommerliche Temperaturen schon mal Kummer bereiten. Denn gekühlt wird außer in einigen wenigen Bereichen weder in der Herstellung noch beim Transport.

Zwar will man hier bei DHL Abhilfe schaffen und hat gerade bei Ford gekühlte Lieferwagen bestellt. Aber momentan setzt man in den meisten Fällen noch lieber auf Geschwindigkeit bei der Auslieferung. Die Produkte von „deine Torte“ sind zwar gar nicht so Hitze-anfällig, wie man glauben könnte: Die verwendete Buttercreme hat ein sehr breites Temperaturfenster, und das Unternehmen gibt eine Haltbarkeit von mindestens zehn Tagen nach Herstellung an. In der Regel also mindestens eine Woche nach der Zustellung. Bei Express-Lieferung entsprechend länger.