Chef des Theater „Kumede“ im Interview„Der kölsche Schwank hat Zukunft“

Probe für das aktuelle Stück mit Wolfgang Semrau (r.) in der Volksbühne.
Copyright: Nabil Hanano
Köln – Seit 75 Jahren unterhält die Theatergemeinschaft Kumede mit kölschen Schwänken. Diana Haß sprach mit dem Geschäftsführer Uwe Baltrusch (53) über aktuelle Zeiten und die Zukunft.
Am Freitag ist Premiere des neuesten Stücks „Wo et Hätz schleiht“. Worum geht es?
Das ist eine Komödie aus der Feder von Regisseur, Spielleiter und Autor Wolfgang Semrau mit viel Gefühl und Musik. Erzählt wird eine Liebesgeschichte zwischen einem Kölner und einer Düsseldorferin. Natürlich mit allen Irrungen und Wirrungen.
Sie bespielen seit einigen Jahren erfolgreich die Volksbühne mit einer Vielzahl von Vorstellungen. Läuft das jetzt nach mehr als zwei Jahren Corona schon wieder so wie früher?
Leider nein. Wir sind noch nicht ganz durch die Krise. Obwohl die Leute sich letztes Jahr enorm gefreut haben, dass wir als Traditionsensemble im ältesten Kölner Theater die ersten waren, die nach dem langen Lockdown wieder gespielt haben, sind auch dieses Jahr noch immer viele Menschen verunsichert. Das merken wir im Vorverkauf. So leicht war es lange nicht, Karten für die Kumede zu bekommen.
Ist vielleicht auch einfach das kölsche Traditionstheater in einer Krise?
Nein, das denke ich nicht. Wir als Kumede haben es uns ja auf die Fahnen geschrieben, die kölsche Sprache und das Brauchtum zu pflegen und den Menschen Freude zu bringen. Das ist heute genauso wichtig für die Menschen wie 1947 als das Ensemble, das ja zum Heimatverein Alt-Köln gehört, gegründet wurde.
Muss man Kölsch können, um eine Vorstellung zu verfolgen?
Nein, wir haben auch viele begeisterte Zuschauer, für die Kölsch eine Fremdsprache ist. Ein bisschen Sprachverständnis ist sicher nicht verkehrt. Aber es gibt nicht wenige, die hatten bei unseren Vorstellungen so viel Spaß an der kölschen Sprache, dass sie danach an die Kölsch-Akademie gegangen sind.
Müssen die Schauspielerinnen und Schauspieler alle perfekt Kölsch sprechen?
Wenn man zum Ensemble kommt, sollte man schon Grundkenntnisse und vor allem eine Sprachbegabung haben. Uns ist schon klar, dass immer weniger Menschen richtig Kölsch sprechen können. Wir haben aber Ensemble-Mitglieder wie Susanne Kamp, die ein lupenreines Kölsch sprechen und dann helfen.
Das Ensemble steckt viel Zeit in die Proben und die Auftritte.
Das geht nur, weil alle Beteiligten für die Sache brennen. Wir bringen als Theater eine überzeugende Leistung, schaffen es jedes Jahr aufs Neue, den Saal in der Volksbühne mit über 20 Vorstellungen zu bespielen. Das ist schon eine enorme Leistung.
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Wie sieht es mit Nachwuchs im Ensemble aus?
Zwei bis drei jüngere Leute würden uns gut zu Gesicht stehen. Grundsätzlich haben wir aber eine tolle Mischung von Menschen zwischen 30 und 70 Jahren im Ensemble. Trotzdem sind wir immer auf der Suche nach Talenten.
Kumede ohne Kölsch – ist das vorstellbar?
Gar nicht. Die kölsche Kultur ist uns wichtig. Kölsch ist eine wunderbare Sprache, die auch überall als sympathisch wahrgenommen wird. Wir wollen auch die Jugend an die Sprache heranführen. Deshalb entwickeln wir unsere Stücke immer weiter und haben die nächste Generation im Blick. Mit den Produktionen aus den 1970er-Jahren haben unsere Stücke heute nichts mehr gemein.
Der kölsche Schwank hat also Zukunft?
Sicher. So lange wir ihn immer ein bisschen erneuern, wird er uns noch lange Jahre erhalten bleiben. Grundsätzlich denke ich, dass kölsche Stücke sogar eine Renaissance erleben.