Radwege in KölnVerlagerung schafft mehr Platz für Fußgänger

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Auf der Aachener Straße leitet der Fahrradstreifen die Radler auf die Straße.

Köln – In den 80ern galten sie als kleine Sensation. Heute sind sie Relikte einer Zeit, als Radfahrende nicht viel zu melden hatten im Kölner Straßenverkehr. Die Rede ist von den schmalen Radwegen aus rotem Klinker mit weißen Begrenzungssteinen, wie man sie etwa an den Ringen findet. Eine aussterbende Spezies.

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Einst hat die Stadtverwaltung sie in die Bürgersteige gezwängt. Jetzt wird der Radverkehr auf die Straße verlagert, und die alten Klinker kommen wieder weg. Was 2019 auf den Ringen begann, hat im April auch die Aachener Straße erreicht.

Früher rauschten Velofahrer hier um Haaresbreite an den Gästen der Außengastronomie vorbei. Jetzt heißt es für Radler hinter dem Rudolfplatz: ab auf die Fahrbahn. 

Gastro-Bereich soll gleich bleiben

Doch was wird jetzt aus dem neu gewonnenen Platz des früheren Radwegs?

Die Bezirksvertretung Innenstadt hat bereits auf Antrag der Grünen beschlossen, dass dieser Platz „vollumfänglich dem Fußgängerverkehr zu Gute kommen“ soll. Neue Sondernutzungen für Außengastronomie dürften nur noch ausgestellt werden, „sofern die verbleibende Gehwegbreite mindestens 4 Meter beträgt“.

Laut Stadt hatte ein Gastronom bereits beantragt, seine Tische auf den alten Radweg ausweiten zu dürfen. Das habe man ablehnt. Stattdessen sollen künftig alle 13 Außengastronomien in diesem Bereich ihre Tische weg von der Häuserfront hin zum Fahrbahnrand verschieben. Der Gastrobereich soll also gleich groß bleiben, der Gehwegbereich größer werden.

Der Fall zeigt, welche Begehrlichkeiten die Umgestaltung des Straßenraums weckt. Während der Autoverkehr Platz für Radfahrer machen muss, ist es nicht ausgemacht, dass Zufußgehende automatisch vom Rückzug der Radler profitieren.

Ziel: Mehr Platz für Fußgänger

Die Stadt erklärte auf Anfrage, was man mit freiwerdenden Bereichen mache, werde „im Einzelfall entschieden. Ziel ist es aber, dem Fußverkehr mehr Fläche zur Verfügung zu stellen, sowohl zum Fortbewegen als auch zum Aufenthalt.“

Im Sinne der Barrierefreiheit sei eine Gehwegbreite von 2,50 Metern das Mindestmaß. Dass die Außengastronomie auf den Ringen nach Rückbau der Radwege erweitert wird, schließt die Stadt nicht aus. Das sei „abschnittsbezogen unterschiedlich und muss im Einzelfall noch festgelegt werden“.

"Trend zur Kommerzialisierung"

Es müssten aber auch nicht kommerzielle Aufenthaltsflächenmöglichkeiten geschaffen werden. Diesen Punkt betont auch Reinhold Goss von der Initiative #RingFrei. „Es gibt einen Trend zur Kommerzialisierung des öffentlichen Raums, den es zu begrenzen gilt. Die Barrierefreiheit muss gewährleistet sein, bevor weitere Gehwegflächen an Gastronomen verpachtet werden.“

Und dann ist da noch die Frage, wo all die Räder parken sollen. Früher stellte die Stadt Fahrradständer auf die Gehwege, was der Barrierefreiheit schadet. Heute werden dafür verstärkt ehemalige Parkbuchten umgewandelt, sofern sie nicht bereits als Außengastro oder Ladezone dienen. Klar ist: Für Autofahrer wird es nicht leichter in Köln.

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