Verkehrs-Revolution am Kölner DomTrankgasse wird für zwei Jahre zur Fahrradstraße

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Vier Spuren: Autos fahren direkt am Kölner Dom vorbei. Das ändert sich während des Umbaus und könnte so bleiben. 

Köln – Von einer „Revolution“ sprechen manche im Rathaus – doch es ist zunächst eine Revolution auf Zeit. Es geht um die gut 200 Meter lange Trankgasse auf der Nordseite des Kölner Doms. Erste Lage also, inklusive dem Weg vom Hauptbahnhof zum Welterbe, zur Innenstadt. Noch fahren auf der vierspurigen Trankgasse Autos – doch das soll nach Informationen der Rundschau ab diesem Sommer vorerst vorbei sein, die Straße probeweise zur Fahrradstraße werden. Von einigen Ausnahmen abgesehen dürfen dann nach jetzigem Stand nur bestimmte Fahrzeuge dort verkehren: touristischer Verkehr wie etwa Busse für Stadtrundfahrten, Gäste des Hotel Excelsior oder Parkhausnutzer (siehe Grafik).

Bauarbeiten könnten im Juli beginnen

Es entsteht mehr Platz für Fußgänger, Radfahrer, die Straße ist dort sehr breit. Final ist das Konzept aber noch nicht, die Verwaltung arbeitet aktuell daran, will es dem Stadtrat bis Juni zur Entscheidung vorlegen.

Grafik Trankgasse

Die Pläne für die Trankgasse während des Umbaus 

Erst einmal gelten die Regeln nur für die Zeit des Umbaus des Domsockels, weil die Baustelle auf die Trankgasse ragt und die Straße ohnehin eingeschränkt nutzbar ist. Der Umbau ist geplant ab frühestens Juli und dauert bis 2024, das wären je nach tatsächlicher Dauer eineinhalb bis zweieinhalb Jahre. Es ist zunächst ein Testlauf, wie danach der Verkehr am Dom aussehen könnte. Die Verwaltung teilte mit: „Die anstehende Umbauphase für den Domsockel versetzt die Verwaltung in die gute Lage, die (...) Verkehrsführung auf ihre Funktionalität und die verkehrlichen Auswirkungen in der Realität zu überprüfen.“

Visualisierung Trankgasse

Autofrei: Auf dieser Visualisierung sind keine Autos zu sehen.  

Die Stadt betont aber auf Nachfrage, es sei noch offen, ob die jetzt vorgesehene Lösung nach dem Ende des Umbaus wirklich bleibt, auch andere Optionen sind möglich. „Für die genaue Ausgestaltung der Interimslösung sowie für die Verkehrsführung nach dem Umbau des Domsockels wird derzeit ein Konzept erarbeitet und eng mit der Politik abgestimmt.“

Tatsächlich stellen sich viele Fragen: Wo sollen die Autos stattdessen fahren? Ist der Verkehrsfluss vom Rhein kommend gefährdet? Was passiert mit dem hundert Meter langen Tunnel, der die Basis der teils sanierten Domtreppe bildet? Die Bezirksvertretung Innenstadt hatte eine kulturelle Nutzung erwogen, Ideen will die Stadt bis Sommer vorlegen. Zudem folgt dieses Jahr der finale zweite Teil der Treppensanierung. Und: Wenn die Trankgasse tatsächlich überwiegend autofrei wird, wagt die Stadt sich nach Jahren auch an die Komödienstraße? Sie ist ein Sammelsurium der Unordnung. Und bleibt das verzweigte Straßen- und Tunnelsystem im Osten des Doms wie es ist?

Es sind Fragen, die sich bis 2024 klären sollen. Dann soll der Umbau des Domsockels samt neuer Rampe zur Domplatte beendet sein. Die graue Steinmauer wird durch eine neu ersetzt, der Gehweg entfällt. Die Tiefgarage soll auch Fahrräder beherbergen, die Zufahrt höher werden. Ob der Zeitplan plus Kosten von 6,67 Millionen Euro hält, ist offen, hängt von der Ausschreibung der Bauarbeiten ab.

Wie der Verkehr auf der Trankgasse einmal aussehen soll, beschäftigt den Stadtrat schon länger. Die Rundschau berichtete Ende 2019 unter dem Titel „Brauchen wir vier Fahrspuren?“ Im Jahr darauf genehmigte der Rat den Umbau des Sockels, lehnte aber die Ideen der Verwaltung für die Fußgänger-Führung vom Bahnhof in die Innenstadt ab. Stattdessen forderte die Politik ein neues Konzept für die Trankgasse, trennte die beiden Vorgänge erstmal voneinander, um voranzukommen.

Verwaltung sprach sich 2019 gegen Aus für Fahrspuren aus

Aber: 2019 hatte die Verwaltung geurteilt, dass „der Rückbau von Fahrspuren unter den gegebenen verkehrlichen Verhältnissen nicht realisierbar ist“. Diese Einschätzung hieße aber für die Zukunft der Trankgasse: Wenn 2019 zu viel Verkehr gegen das Aus der Fahrspuren sprach, was ist ab 2024 anders? Fahren dann plötzlich weniger Autos? Oder sind sie im Zuge der veränderten politischen Lage, die Grünen sind seit 2020 stärkste Kraft, jetzt nur weniger wichtig?

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Zu den Gründen für die neuen Pläne teilte die Stadt mit: „Auf Grundlage der aktuellen politischen Diskussion und Fachgesprächen zur Herausnahme des motorisierten Individualverkehrs aus der Trankgasse sowie einer Prüfung der Nutzung der Dom-Tiefgarage als Fahrradparkhaus wurden seitens der Verwaltung Anpassungen im laufenden Planungsprozess der Domumgebung Nord vorgenommen.“ Nun wird sich zeigen, ob der Test offenbart, wie der Verkehr an Kölns Wahrzeichen zukünftig geregelt sein könnte.

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