Von Knabüs bis WaffenrockSo viel kostet eine Uniform bei den Altstädtern

Jedes neue Mitglied gibt für seine Uniform zusammengerechnet rund 2700 Euro aus – zumindest wenn alles neu sein soll.
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Köln – Leandro Di Modica hat etwas Geld zurückgelegt. Er wusste schließlich, worauf er sich da einlässt. „Es stimmt, die Uniform ist nicht günstig“, sagt der 18-Jährige.
Nach drei Jahren in der Kindertanzgruppe der Altstädter und weiteren drei Jahren bei den Höppemötzjern, hat sich der gelernte Arzthelfer für die Tanzgruppe des Traditionskorps beworben. „Das wusste ich eigentlich schon lange, dass ich das mal machen will.“
Einmal angenommen, galt es dann, sich eine Uniform zu besorgen. Beim Kellnern in der elterlichen Trattoria verdiente er sich etwas Geld dazu. Denn: jedes neue Mitglied gibt für seine Uniform zusammengerechnet rund 2700 Euro aus – zumindest wenn alles neu sein soll. Für viele fast ein Monatsgehalt.
Die Einzelteile der Uniform
Am teuersten ist mit 950 Euro der traditionelle, prächtig glänzende Goldhelm mit Federbusch, dem sogenannten Piddel. Unverzichtbar auch: der Waffenrock (800 Euro). Wer Glück hat, sagt Leandro Di Modica, der findet jemanden im Korps, der dieselbe Größe hat – und gleich mehrere davon im Schrank. Oder man kauft wie er einer Schneiderin eine abgelegte Jacke ab: Sein Waffenrock ist zehn Jahre alt und war ein Schnäppchen. „Ich habe 270 Euro bezahlt. Das kommt aber auch darauf an, wie gut man sich mit der Schneiderin versteht“, sagt der Hospitant und grinst.
Ans Revers kommt das sogenannte Jabot (25 Euro), gesprochen: Schabboh, der weiße Spitzenkragen, der auch liebevoll „Schlabberlätzchen“ genannt wird. Darüber hängt das Korpskreuz – bei Leandro Di Modica ist es noch farblos, ändert sich sein Rang, bekommt er ein neues. „Es wird von der Gesellschaft ausgeliehen“, so der 18-Jährige.
In der Bandoliere, dem weißen Lederriemen, der sich über dem Oberkörper kreuzt, steckt ein hölzerner Zabel (100 Euro), den die meisten Neumitglieder ebenfalls gebraucht kaufen. Immer dabei ist auch die Knabüs – die Knallbüchse (160 Euro). Die weiße Hose kostet je nach Material zwischen 70 und 150 Euro, darüber kommen die Gamaschen (40 Euro), eine Art schwarze Stulpen. Die Schuhe bringt jeder selbst mit. „Die Vorgabe ist nur: schwarze Anzugschuhe mit schwarzer Sohle und keine Lackschuhe.“
Damit keiner friert, gehören zur Uniform auch noch das rot-grüne Cape (350 Euro) und der Schal der Altstädter (15 Euro). Bei den Handschuhen sei es egal, was man trägt, so das neue Mitglied, Hauptsache weiß. Seine sind für 5 Euro aus dem Karnevalsshop und somit das günstigste Kleidungsstück. Worauf man allerdings gut aufpassen sollte, ist die Mütze. Ein Stück, dass gerne mal irgendwo liegengelassen wird – eine Unachtsamkeit, die teuer werden kann. 120 Euro kostet die Kappe, die extra an den Kopf angepasst werden muss.
Bereits jetzt hat er 52 Punkte
Ob Leandro Di Modica zum Grenadier wird, entscheidet das Tanzcorps nach zwei Jahren. Bis dahin bezahlt er einen jährlichen Mitgliedsbeitrag von 125 Euro. Viele Veranstaltungen der Altstädter kann er kostenlos besuchen, Getränke müssen jedoch oft selbst bezahlt werden. Der so genannte „Ballotage“-Ausschuss wird sich nach zwei Jahren auch anschauen, wie oft er an Veranstaltungen teilgenommen hat. In der Session muss er 25 Punkte sammeln, dazu wird jedes Mal seine Mitgliedskarte gescannt, die einen QR-Code aufgedruckt hat. Eine Veranstaltung gibt einen Punkt. In dieser Hinsicht macht sich Di Modica aber keine Sorgen: Bereits jetzt hat er 52 Punkte.