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Weltkriegsbomben in KölnEntschärfung erfolgreich

Lesezeit 5 Minuten

Wo darf man jetzt noch hin? Eine Polizistin zeigt auf der Hohe Straße das Sperrgebiet

Um 19.19 konnte Köln aufatmen. Alle drei Weltkriegsbomben waren zu diesem Zeitpunkt entschärft. Die Menschen dürfen wieder in ihre Häuser

Nachdem es zu Verzögerungen gekommen war, ging es auf einmal doch ganz schnell. Später als geplant konnten die Bombenentschärfer erst gegen 18.20 ihre Arbeit aufnehmen. Ein einzelnen Fällen verhinderten Mieter eine schnelle Räumung. Dennoch gab die Stadt Köln bereits um 19.19 Uhr Entwarnung. Zu diesem Zeitpunkt waren alle drei Fliegerbomben am Deutzer Rheinufer entschärft.

Schwierige Evakuierung

Bis zu den Verzögerungen lief Evakuierung der Kölner Innenstadt  nach Plan. „Es läuft wirklich ganz gut“, sagte Katja Reuter vom Kölner Presseamt noch am Nachmittag. „Aber klar, es sind noch einige Krankentransporte zu machen, weil halt mehr Menschen Hilfe brauchen als vorher bekannt war.“ Es habe jetzt der zweite und voraussichtlich letzte Klingelrundgang begonnen. Das heißt, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter noch einmal alle Häuser im Evakuierungsbereich abgehen und sich vergewissern, dass wirklich alle Menschen raus sind. Anschließend kann dann die Bombenentschärfung am Deutzer Rheinufer vorgenommen werden. Auch die Kölner Polizei vermeldet: „Keine Auffälligkeiten“. Läuft alles weiter nach Plan, sollen die Blindgänger am späten Nachmittag, wahrscheinlich aber erst am frühen Abend entschärft werden. Ein genauer Zeitpunkt ist noch nicht bekannt.

Ausnahmezustand seit den frühen Morgenstunden

Es müssen Unmengen an rot-weiß gestreiftem Flatterband sein, die Ordnungsamt und Polizei am frühen Mittwochmorgen verbraucht haben. An allen Zufahrten und Zugängen in der Innenstadt und in Deutz sind die Wege abgesperrt. Daneben stehen Mitarbeitende der jeweiligen Behörden. „Entschuldigung, Sie können hier nicht durch!“, ruft ein Polizist, als zwei junge Männer an der Schildergasse die Absperrung Richtung Kaufhof einfach ignorieren. „Doch!“, schallt es ihnen entgegen. Der Beamte muss energischer auftreten und die Beiden am Zugang hindern. In aller Ruhe erläutert er die Notwendigkeit der Sperrung aus Anlass der Bombenentschärfung. Verärgert versuchen die Männer dagegen zu argumentieren. Letztlich ziehen sie ab – wenn auch nicht von der Notwendigkeit der Maßnahme überzeugt.

Enttäuschte Touristen vor gesperrter Altstadt

Touristen stranden an den Absperrungen, können Sehenswürdigkeiten nicht besuchen, die sie sich für diesen sonnigen Tag vorgenommen hatten. Die ganze Altstadt ist weiträumig abgesperrt, einen Blick auf den Rhein zu werfen ist im Kerngebiet der City kaum möglich. Auf der Hohe Straße faltet eine Polizistin immer wieder aufs Neue ein Papier auseinander, auf dem die Sperrzone eingezeichnet ist. Bereitwillig gibt sie Passantinnen und Passanten Auskunft. Einer will Bücher in der Stadtbibliothek zurückgeben: „Das muss ich heute machen, sonst muss ich eine Strafgebühr zahlen!“ Doch nicht nur der Weg zu der Institution ist abgesperrt, auch das Gebäude selbst ist evakuiert. Die Buchrückgabe muss warten. Ein anderer versucht die Polizistin zu überzeugen, dass er doch nur ein paar Meter zum Fitnessstudio nahe der Hohe Straße möchte. Auch er wird nach Alternativen suchen und sich anderweitig fit halten müssen. Denn sein Studio ist ebenfalls längst menschenleer, weil es im Evakuierungsgebiet liegt.

Erinnerungen an Corona

Das Szenario auf der Domplatte oder der Hohe Straße erinnert etwas an den „Lockdown“ zu Corona-Zeiten. Auch damals waren die sonst stark besuchten Einkaufsstraßen weitgehend menschenleer. Vor einer Kaffeebude an der Hohe Straße trafen sich am Mittwochmorgen Hotelgäste. „Auch hier gestrandet?“ fragte eine Frau. Die Hotelgäste hoffen, dass der Tag schnell wieder Normalität erreicht und sie die Stadt genießen können. Doch dies wird noch andauern. Es wird erwartet, dass die Bombe erst am späten Mittwochnachmittag oder frühen Abend entschärft wird.

Ein Bild mit Seltenheitswert: Der Überweg an der Hohenzollernbrücke ist am helllichten Tag menschenleer.

Ein Bild mit Seltenheitswert: Der Deutzer Rheinboulevard ist am helllichten Tag menschenleer.

Nach dem Fund dreier Bombenblindgänger laufen in Köln derweil die Vorbereitungen für die größte Bombenentschärfung der Stadt seit dem Zweiten Weltkrieg. Am Mittwochmorgen begannen nach Angaben der Stadtverwaltung die Straßensperren und die Evakuierung des Sperrkreises. Von der Evakuierung sind mehr als 20.000 Menschen sowie zahlreiche Berufstätige betroffen. Die Stadt sprach von der größten Evakuierung in Köln seit Ende des Zweiten Weltkriegs.

Grund für den Großeinsatz ist der Fund dreier Fliegerbomben. Die Blindgänger wurden am Montag bei Sondierungsarbeiten im rechtsrheinischen Stadtteil Deutz gefunden. Es handelt sich um zwei 20-Zentner-Bomben und eine Zehn-Zentner-Bombe von US-Bauart.

Noch kein genauer Zeitplan

Der genaue Zeitpunkt der Bombenentschärfung war zunächst unklar. „Alle Beteiligten hoffen, dass die Entschärfung im Laufe des Mittwochs abgeschlossen werden kann“, hieß es in einer Mitteilung der Stadt. Dies sei nur möglich, „wenn alle Betroffenen ihre Wohnungen beziehungsweise Arbeitsplätze zeitig verlassen“.

In Köln werden über den Tag erhebliche Verkehrsbehinderungen im Straßen- und Bahnverkehr erwartet. Betroffen von den Sperrungen sind unter anderem drei Rheinbrücken sowie wichtige Verkehrswege, darunter der südliche Zugverkehr zum Hauptbahnhof.

In den 1000 Meter großen Sperrkreis fallen unter anderem die Kölner Altstadt, 58 Hotels, mehrere Schulen, ein Krankenhaus, Pflegeheime, Kitas sowie Unternehmen und Veranstaltungshäuser. Auch große Teile der Stadtverwaltung müssen geräumt werden.

Für betroffene Anwohner ohne Ausweichmöglichkeit wurden zwei Unterkünfte eingerichtet - auf der linken Rheinseite in einer Berufsschule, auf der rechten Rheinseite in einer Halle des Messebetreibers Koelnmesse.

Weitere Auswirkungen bei RTL

Da im Laufe des Mittwochnachmittags zunächst nicht absehbar war, wann die Bomben tatsächlich entschärft werden, hat sich der Fernsehsender RTL entschieden, sein Programm auch am Donnerstag zu ändern.

Die „Punkt“-Sendungen bis 12 Uhr sollen einer Sprecherin zufolge vorsorglich aus dem Hauptstadtstudio in Berlin gesendet werden: „Damit stellt RTL den reibungslosen Ablauf des Programms trotz der anhaltenden Einschränkungen rund um die Bombenentschärfung in Köln-Deutz sicher.“

Über die Produktion weiterer Sendungen sowie das tagesaktuelle Programm von ntv am Donnerstag wird zu einem späteren Zeitpunkt auf Basis der aktuellen Lage entschieden.