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„Wir haben eine Vision“Messe und Strabag stellen ihre Seilbahn-Pläne für Köln vor

4 min

Eine klares Bild  von der Seilbahn haben Strabag-Geschäftsführer Rainer Maria Schäfer (l.)  und der Vorstandsvorsitzende der Kölnmesse, Gerald Böse.

Köln – Sie wollen ernst machen, Rainer Maria Schäfer, Geschäftsführer der Strabag Real Estate, und Gerald Böse, Vorstandsvorsitzender der Kölnmesse. Wie die Rundschau exklusiv berichtete, haben die beiden Kölner Unternehmenslenker die Vision einer Seilbahn parallel zur Hohenzollernbrücke , die den Hauptbahnhof mit dem Deutzer Bahnhof sowie die Messecity mit der Altstadt verbindet. Nun haben sie erstmals ihre Idee öffentlich präsentiert und konkretisiert.

Ist eine solche Seilbahn realistisch?

„Ich habe eine Vision, und ich gehe nicht zum Arzt“, wandelt Schäfer ein berühmtes Zitat von Helmut Schmidt um. Auf medizinischen Beistand verzichtet er, weil eine Seilbahn parallel zur Hohenzollernbrücke bereits in einem Gutachten im Jahr 2009 von Darmstädter Verkehrsplanern untersucht wurde. Viele Möglichkeiten zur Überwindung des Nadelöhrs Hohenzollern Brücke wurden damals getestet. Die Seilbahn sei klar als Favorit hervorgegangen.

Wo kommen die Stationen hin?

Eine Station soll direkt neben dem Deutzer Bahnhof stehen, eine weitere südlich des Musical-Doms in der Flucht der Trankgasse. „Wir müssen es vermeiden, privates Gelände zu überqueren“, sagt Schäfer. Ansonsten werde die Realisierung schwer.

Nur eine weitere Touristenattraktion?

„Sie dürfen bei dieser Seilbahn nicht an die bereits vorhandene Kölner Seilbahn denken“, sagt Böse. Es gehe darum, 5000 bis 6000 Menschen in der Stunde über den Rhein zu befördern. „Da reden wir von ganz anderen Gondeln als bei der Kölner Seilbahn“, so der Messe-Chef. Vorbild ist ganz klar die Seilbahn in Koblenz, die seit Juni 2010 die Rheinanlagen in Höhe der Basilika St. Kastor mit dem Plateau vor der Festung Ehrenbreitstein verbindet. Sie hat Kabinen für bis zu 35 Fahrgäste. Bei solchen Kapazitäten sehen Böse und Schäfer die Seilbahn als eine deutliche Erweiterung des ÖPNV-Angebotes in Köln. Sie könnte Passagiere vom Hauptbahnhof zum Deutzer Bahnhof und dort haltenden Zügen bringen. „Das passt gut in die Pläne der Deutschen Bahn zum Ausbau des Kölner Bahnknotens“, sagt Böse .

Ist das Weltkulturerbe Kölner Dom in Gefahr?

„Das ist verträglich“, ist sich Schäfer sicher und verweist auf Visualisierungen. Die Seilbahn sei so filigran , dass sie den Blick auf den Dom nicht störe. Dabei fühlt er sich auch deshalb auf der sicheren Seite, weil die damalige Dombaumeisterin Barbara Schock-Werner nach dem Gutachten im Jahr 2009 bereits versichert habe, dass das kein Problem darstelle.

Wer soll das bezahlen?

Klar, die Seilbahn soll nicht zuletzt Messe- und Kongressgäste befördern. Aber weil sie die Funktion eines ÖPNV-Angebotes habe, sagt Böse deutlich: „Das ist nicht unsere Aufgabe.“ Messe- und Strabag-Chef sehen die öffentliche Hand in der Pflicht. Schäfer hatte sich bereits vor einigen Jahren beim NRW-Verkehrsministerium erkundigt, ob eine Seilbahn dieser Art förderfähig sei. Er bekam eine positive Antwort, und mittlerweile sind Seilbahnen auch offiziell im Förderkatalog des Verkehrsministeriums aufgenommen worden. Ganz will sich die Messe aber dennoch nicht aus der Finanzierung herausnehmen.

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„Wir bezahlen jetzt schon einen beachtlichen Betrag dafür, dass alle unsere Eintrittskarten zugleich Fahrkarten im ÖPNV sind. Das würden wir natürlich auch bei der Seilbahn so machen“, sagt Böse. Auch dadurch ist er sich mit Blick auf die Betriebskosten sicher: „Die Seilbahn müsste mit einer schwarzen Null zu fahren sein.“ Die Baukosten haben Strabag und Messe noch nicht ausgelotet. „Aber eine Seilbahn ist um vieles billiger als ein Tunnel“, spielt Böse auf die Idee an, den Rhein zu untertunneln.

Wann kann die Seilbahn fahren?

Nicht nur im Kostenvergleich zu einem Tunnel, auch im Vergleich der Bauzeiten liege eine Seilbahn klar vorne, betonen Schäfer und Böse. Wieder nehmen sie Koblenz als Beispiel. Dort stand die Seilbahn nach nur zwei Jahren. Doch wann kann der Bau beginnen? Das hänge von der politischen Willensbildung und Entscheidungsfreudigkeit ab. Beide Firmenlenker sehen das Projekt auch im Zusammenhang mit der Ertüchtigung des Bahnknotens. Die wird aber noch Jahrzehnte brauchen. „So lange können wir nicht warten“, stellen sie klar.

Was sagen Verwaltung und Politik?

Böse und Schäfer haben mit Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker und mit den Ratsfraktionen gesprochen . Die Reaktionen : „Interessierte Neugier und auch mehr“, sagt Böse. Auch bei der KVB wurde vorgefühlt. KVB-Chefin Stefanie Haaks: „Wir haben Erfahrungen mit dem Betrieb einer Seilbahn. Wir sind offen für Gespräche, um unser Know how mit einbringen zu können.“