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Kölner ZeughausMuss das Flügelauto runter vom maroden Turm?

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Das Flügelauto des Künstlers HA Schult muss möglicherweise aus Sicherheitsgründen vom Zeughausturm entfernt werden.

Das Flügelauto des Künstlers HA Schult muss möglicherweise aus Sicherheitsgründen vom Zeughausturm entfernt werden. 

Der Turm des Zeughauses ist marode – die Fensterläden werden zum Sicherheitsproblem. Fraglich ist zudem, ob das "Flügelauto" von Aktions-Künstler HA Schult auf dem Zeughaus bleiben kann.

Einst stand das Zeughaus für die Stärke Kölns, als die Preußen in ihm noch Waffen lagerten. Heute steht das Haus, das von 1958 bis 2021 das Stadtmuseum beherbergte eher für die Schwäche Kölns. Es ist ein Sanierungsfall mit ungewisser Zukunft. Und wie es nun mal so ist, wenn ein marodes Haus sich selbst überlassen wird: Es wird nicht besser. Wie nun aus einer Sachstandsliste über die Baumaßnahmen an Kulturbauten der Verwaltung hervorgeht, steht es um den Turm des Zeughauses so schlecht, dass der „Verbleib des Flügelautos des Künstlers HA Schult gefährdet ist“.

Als „schmucker achtseitiger Treppenturm“ wird das Teilbauwerk auf einer Informationstafel am Zeughaus beschrieben. Doch schmuck ist daran nicht mehr viel. Nach Informationen der Rundschau gibt es massive Probleme mit dem Mörtel zwischen den Steinen. In der Sachstandsliste heißt es dazu: „Einem aktuellen Gutachten zufolge ist die bauliche Sicherheit des Treppenturms nicht mehr gegeben.“ Bedeutete dies das Aus für das Kunstwerk? In der Verwaltung werden zurzeit Überlegungen angestellt, ob das Flügelauto, das seit 1991 den Turm krönt, nun auf den Boden der Kölner Tatsachen geholt werden muss. Bis zu einer Entscheidung unternimmt die Stadtverwaltung vorerst dass, was mittlerweile geübte Praxis ist: Sie improvisiert. Der Turmbereich werde abgesperrt.

Einem aktuellen Gutachten zufolge ist die bauliche Sicherheit des Treppenturms nicht mehr gegeben.
Aus einer Sachstandsliste der Verwaltung

Doch selbst das funktioniert nicht wirklich. Eine erste Absperrung wurde mit „Flatterband“ unternommen. Davon flattern allerdings nur noch klägliche Reste im Eingangsbereich des einstigen Stadtmuseums. Die Maßnahme soll dennoch wiederholt und sogar ausgeweitet werden. Weil in den Nischen des Gebäudetraktes immer wieder Obdachlose sowie Drogensüchtige kampieren und viel Unrat hinterlassen, sollen die Absperrungen künftig auch auf diesen Bereich ausgedehnt werden.

Gekrönt durch das Flügelauto und geziert mit den markanten rot-weißen Fensterläden – so steht es da, das Zeughaus. Noch. Ist beim Flügelauto unklar, ob es runterkommt, so ist dieses Schicksal für die Fensterläden schon gewiss. Nach Informationen der Rundschau ist auch deren Substanz dem Verfall anheimgegeben. Ihr Holz verfault. Sie drohen aus den Angeln zu brechen. In Kürze will die Stadtverwaltung die Öffentlichkeit darüber informieren, dass die Laden in den Stadtfarben entfernt werden müssen. Das Zeughaus wird abgerüstet.

Es würde sicherlich zum guten Ton gehören, den Erschaffer des Flügelautos, den Künstler HA Schult, zu informieren, bevor die Information über die drohende Bauchlandung seines Werkes mit einer Sachstandsliste an die Öffentlichkeit gelangt. „Darüber wurde ich nicht informiert. Ich werde über nichts informiert“, sagt HA Schult verbittert auf Anfrage der Rundschau. Überraschen kann ihn diese Nachricht dennoch nicht: „Das Einzige, was am Zeughaus noch intakt ist, ist mein Auto.“ Vor rund 35 Jahren hatte der Ford-Konzern das Flügelauto HA Schult abgekauft und dem Stadtmuseum als Schenkung vermacht.

Seit vergangenem Jahr hat das Stadtmuseum eine Interim-Heimat im ehemaligen Modehaus Sauer gefunden. Was keine Dauerlösung sein kann. Der Leiter des Museums, Matthias Hamann, hatte schon in einem Rundschau-Interview betont, dass die klimatischen Bedingungen in dem Haus den Exponaten nicht zuträglich sind. So auch die städtische Sachstandsliste: „Das Stadtmuseum ist aktuell in einem Gebäude untergebracht, das räumlich wie klimatisch maximal für die vertraglich festgeschriebene Gesamtnutzungsdauer von zehn Jahren als Museum in Anspruch genommen werden kann.“ Bis 2026 soll deshalb eine Machbarkeitsstudie erstellt werden, aus der hervorgeht, wie das Zeughaus wieder Stadtmuseum werden kann. Noch in diesem Jahr will die Verwaltung in Zusammenarbeit mit der TH Köln Nutzungsszenarien erarbeiten. Die TH will dafür einen Ideenwettbewerb austragen.