Marcel Kreutz (SPD/Grüne) setzt sich hauchdünn gegen Alexander Felsch (CDU/FDP) in Bergisch Gladbach durch.
Kommunalwahl 2025Marcel Kreutz (SPD) wird neuer Bürgermeister von Bergisch Gladbach

Der neue Bürgermeister von Bergisch Gladbach Marcel Kreutz (Bildmitte) feiert mit seiner Ehefrau und dem aktuellen Bürgermeister Frank Stein (SPD).
Copyright: Fredrik von Erichsen/dpa
Die Stadt bekommt wieder einen SPD-Bürgermeister: Marcel Kreutz, gemeinsamer Kandidat von SPD und Grüne, setzt sich ganz knapp in der Stichwahl gegen seinen Kontrahenten Alexander Felsch, der für CDU und FDP antritt, durch. Kreutz ist mit seinen 38 Jahren der jüngste Bürgermeister, den die Stadt je hatte.
Der Wahlabend ist ein Krimi. Das deutet sich bereits um 18.20 Uhr an, als die ersten drei von 133 Wahlbezirke ausgezählt sind. Der rote und der schwarze Balken liegen ganz dicht beieinander. So bleibt es auch den ganzen Abend, aber Kreutz hat immer die Nase vorn.
Ein Wahlabend nicht für schwache Nerven
Klaus Waldschmidt, Fraktionsvorsitzender der SPD, sagt: „Ich bin mir erst sicher, wenn alle Stimmen ausgezählt sind.“ Kreutz zieht sich mit seiner Ehefrau Laura zurück ins Büro des Fraktionsvorsitzenden: „Beim ersten Wahlgang war es so, dass ich erst vorne lag und dann hinten.“
Seine Unterstützer, Mitglieder der SPD und Grünen sowie der scheidende Bürgermeister Frank Stein (SPD)und Beigeordneter Ragnar Migenda (Grüne) versammeln sich im Raum gegenüber. Nichts für schwache Nerven. „Das ist ja wieder ein Wimpernschlagduell, ei, ei“, sagt Migenda. Anke Außendorf ( Grüne) hält es nicht aus: „Das ist nix für mich“. Sie verlässt den Raum, läuft die Treppe hoch zum Ratssaal, kommt wieder runter.
Dort hat gerade der Beamer aufgegeben. Sascha Keimer von der Pressestelle muss die Ergebnisse von seinem Laptop aus bekanntgeben. 19 Uhr, 112 von 133 Stimmbezirken sind ausgezählt: Kreutz liegt immer noch vorne, aber jetzt nur noch sehr knapp mit 50,97 Prozent gegen 49, 03 Prozent. Applaus und Jubel ist vom Ende des Gangs zu hören, wo CDU und FDP zusammen sind, weil Felsch Stimmen wettgemacht hat.
Jubel und Applaus auf dem Weg in den ersten Stock
Dann geht es Schlag auf Schlag. Noch zwei Stimmbezirke. Sonja Schumacher von Kreutz Wahlkampfteam startet einen Trommelwirbel auf dem Tisch, kurzes, aber immer noch verhaltenes rhythmisches Klatschen im Saal. „Das muss jetzt klappen“, sagt jemand.
Und dann ist es soweit: Marcel Kreutz ist Chef im Rathaus – mit einem Vorsprung von nur 322 Stimmen. Von seinen Anhängern wird er mit lautem Jubel und Applaus begleitet auf den Weg in den ersten Stock. Im Ratssaal gibt es dann kein Halten mehr: „Marcel, Marcel“ skandieren seine Unterstützer. Die Freude über seinen Wahlsieg sieht man Kreutz an. Tränen der Dankbarkeit stehen ihm in den Augen. Er wirkt, als sei ihm ein großer Stein vom Herzen gefallen. Seine Frau ist immer an seiner Seite.
Den Moment des Glücks kostet Kreutz aber nicht aus, sondern er bedankt sich zuerst bei seinem Mitbewerber: „für einen fairen und sachorientierten Wahlkampf.“ Und dann bei seinem Team: „Ohne Euch stünde ich jetzt nie und nimmer hier.“
Heute Abend wird gefeiert. Aber morgen wird gearbeitet
Danach schlüpft er gleich in die Rolle des Stadtoberhaupts: „Heute Abend wird gefeiert. Aber morgen wird gearbeitet“, sagt Kreutz ins Mikrofon. Die Menschen in der Stadt erwarteten, dass die vielen Herausforderungen gemeistert würden. Er freue sich auf die Aufgabe, mit allen demokratischen Parteien nach Lösungen zu suchen, „um das Beste für die Stadt herauszuholen.“
Gegen 19.30 Uhr verbreitet sich im CDU-Fraktionszimmer Grabesstimmung. Der Bürgermeisterkandidat Alexander Felsch lag zu diesem Zeitpunkt rund ein Prozent hinter Kreutz. Aber an den Tischen, an denen die erfahrenen Wahlkämpfer stehen, sind die Mienen versteinert. Auch wenn noch einige Wahlbezirke fehlen, beträgt der Vorsprung von Kreutz über 200 Stimmen. Das hört sich nicht viel an, aber in zwei, drei Wahlbezirken diese Stimmen aufzuholen, ist eben in der Praxis ein Ding der Unmöglichkeit.
Alexander Felsch dankt seinen engsten Mitarbeitern
Als nur noch ein Wahlbezirk fehlt, kam der Blumenstrauß und der Parteivorsitzende Thomas Hartmann ergreift das Mikrofon, dankt Felsch für seinen Einsatz („mehr geht wirklich nicht“) und schwört seine Partei ein, dieses Ergebnis nicht nur als Niederlage, sondern auch als „großartiges Ergebnis“ zu werten.
Und dann Felsch. Für ihn ein schrecklicher Abend. Frau, Kinder und engste Freunde sind gekommen – um zu feiern. Felsch steht immer noch da vorne und der Applaus wille nicht enden. Tapfer spricht er von einer „Niederlage, die es jetzt zu verarbeiten gelte“. Von einem Zettel liest er die Namen der engsten Mitarbeiter ab: „Vielen Dank, Wahnsinn, was ihr geleistet haben.“ Aber am Ende dann doch zu wenig. Felsch: „Als Demokrat akzeptiere ich die Niederlage.“ Und dann geht es zu dem strahlenden Wahlsieger Marcel Kreutz, ein bitterer Gang. Felsch ist einer der ersten Gratulanten.
„Natürlich hätte ich mir einen anderen Ausgang gewünscht“, gibt Felsch hinterher ehrlich zu. Er müsse das jetzt erst einmal setzen lassen.