Bei ökologischen Dorfspaziergängen erhalten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer praktische Tipps für den Naturschutz direkt vor der Haustür.
NaturschutzExperten der Biologischen Station im Kreis Euskirchen geben in Dörfern Tipps

Das Insektenhotel erklärt Projektleiterin Jennifer Thelen (l.). Es ist ein Beispiel für effiziente und kostengünstige Maßnahmen.
Copyright: Cedric Arndt
Ein gerade einmal fingerbreiter Spalt in einem alten Gemäuer oder auch nur minimal verschobene Dachbalken bei einem Fertigbauhaus können bereits ausreichen, um einem kleinen, lebhaften Untermieter ausreichend Lebensraum zu schaffen. Zwar zahlt dieser keine Miete, wird aufgrund seiner Nachtaktivität und erstaunlich leisen Fortbewegungsart in den meisten Fällen aber auch kaum wahrgenommen. „Fledermäuse können zudem vor lästigen Mückenstichen schützen, da sie auf ihrem nächtlichen Beutezug gut und gerne einen kompletten Schwarm verspeisen“, berichtet Jennifer Thelen von einem Vorzug des kleinen Tierchens.
Die Mitarbeiterin der Biologischen Station im Kreis Euskirchen hat zu einem weiteren ökologischen Dorfspaziergang eingeladen und führt die Teilnehmer dieses Mal durch Schwerfen. „Ziel dieser Rundgänge ist es, Möglichkeiten aufzuzeigen, wie Anwohner mit einfachen Mitteln in ihrem eigenen Garten zum Erhalt der regionalen Artenvielfalt beitragen können“, erklärt Thelen. Beispiele dafür finde man in zahlreichen Ortschaften. Dabei handele es sich um Maßnahmen, die sich ohne großen finanziellen Einsatz nachbilden lassen.
Insektenhotels können auch im heimischen Garten aufgestellt werden
Mit gut zwei Dutzend interessierten Teilnehmern steuert Jennifer Thelen den nahe des Dorfplatzes gelegenen Pfarrgarten an. Hier zeigen die in den vergangenen Jahren durchgeführten Projekte, beispielsweise die Installation eines Insektenhotels, erste Erfolge. Für eine Umsetzung daheim hat Thelen Tipps auf Lager. „Der gewählte Ort sollte voll sonnenbeschienen sein und im besten Falle mit der Rückseite nahe einer Wand sein, die die tagsüber eingefangene Wärme an das Insektenhotel abgeben kann“, erklärt die Leiterin des Leader-Projekts „Zukunftsdörfer“.

Tipps zum Erhalt der Artenvielfalt im eigenen Garten bekommen die Teilnehmer des ökologischen Dorfspaziergangs durch Schwerfen.
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Und ganz wichtig: Auch im Winter sollte das Insektenhotel nicht nach drinnen gebracht werden: „Der Zyklus der Tiere, die sich noch im Inneren befinden, könnte durch die wärmeren Temperaturen gestört werden.“ Die dadurch außerhalb der Saison schlüpfenden Tiere würden aufgrund mangelnder Nahrungsquellen, die erst nach dem Winter blühen, höchstwahrscheinlich eingehen.
Unterschlüpfe für Igel sind im eigenen Garten leicht zu machen
Bei den Spaziergängen spielen die Optionen bei der Bepflanzung und der Umgang mit Gartenabfällen genauso eine Rolle wie die Gestaltung auch einer kleinen Grünfläche. Denn alles, so Thelen, könne eine erstaunlich große Wirkung erzielen. „Totholzhaufen bieten zwar nicht unbedingt ein optisches Highlight, sind dafür aber ein großartiger Unterschlupf für Igel“, erklärte Jennifer Thelen – und berichtet, dass in ihrem eigenen Garten erst kürzlich eine solche stachelige Familie eingezogen sei.

Die Apfelbäume im Pfarrgarten sorgen für leckere Snacks.
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Gräser und Wildblumen sorgen für vielfältige Nahrungsquellen, wobei es auch bei dieser Auswahl einiges zu beachten gebe. „Man sollte den Fokus auf heimische Arten legen, da diese auch meist den gleichen Zyklus durchlaufen wie die hier beheimateten Tiere“, sagt Thelen. Pflanzen, die in dem Zeitraum blühen, in dem auch die Bienen schlüpfen, können den Jungtieren direkt als Nahrungsquelle dienen.
Pfarrgarten in Schwerfen entwickelt sich zur Begegnungsstätte
Wie eng der gesamte Kreislauf unterschiedlicher Arten zusammenhängt und wie man diesen mit wenigen Handgriffen unterstützen kann, zeigte Thelen auch anhand eines Beispiels der Gartenbeleuchtung. In den Himmel gerichtete Strahler, um ein Haus hübsch in Szene zu setzen, mögen zwar optisch ansprechend sein, können sich auf die Insektenwelt jedoch verhängnisvoll auswirken: „Mücken orientieren sich an dem Licht. Solche hellen Strahler lenken sie aber auch von der Partnersuche ab.“
Weniger Mücken mag manch einer als durchaus attraktiv empfinden, doch Thelen beleuchtet auch die Kehrseite der Medaille: Weniger Mücken bedeuten auch weniger Futter für die Fledermäuse – und da gehe es um zahlreiche gefährdete Arten.
Dabei geht es Thelen nicht um Ausschließlichkeiten. „Bei einer Gartenparty kann das Licht natürlich trotzdem die Nacht über brennen. Aber an allen anderen Tagen ist es sinnvoller, es einfach auszuschalten“, sagt sie etwa zum Thema Beleuchtung. Und hat ganz praktische Vorschläge parat: Nach unten gerichtete Lichtquellen, im Idealfall an einen Bewegungsmelder gekoppelt, seien der wohl sinnvollste Kompromiss für Mensch und Tier.
Zurück im Schwerfener Pfarrgarten angekommen, berichtet Rundgangsteilnehmerin Erika Baum von weiteren angenehmen Nebeneffekten. „Wir haben hier mit Hochbeeten und Apfelbäumen schon einiges in die Wege geleitet und durch das gemeinsame Engagement entwickelt sich unser Pfarrgarten immer mehr zu einer Begegnungsstätte für Jung und Alt“, so die Leiterin dieser Begegnungsstätte: „Die Menschen müssen oft erst wieder lernen, wie wichtig ein gutes Miteinander für uns alle ist.“ Dies gelte sowohl auf zwischenmenschlicher Ebene als auch im Umgang mit der Natur, die bei dem ökologischen Dorfspaziergang vielen aus einem neuen Blickwinkel präsentiert wurde.