Ab Anfang MaiInternationale Photoszene Köln präsentiert 70 Ausstellungen

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Aparte Collage: „Die Bastei“ (2019) von Ronit Porat wird bei „Artist meets Archive“ im Stadtmuseum ausgestellt.

Aparte Collage: „Die Bastei“ (2019) von Ronit Porat wird bei „Artist meets Archive“ im Stadtmuseum ausgestellt.

Köln – „Hello again!“ sagt Heide Häusler, die mit ihren Kollegen von der Internationalen Photoszene Köln nur ein halbes Jahr nach dem Festival im Herbst nun erneut zum großen Veranstaltungsreigen einlädt. „Wir hätten nie gedacht, dass wir das schaffen würden“, wundert sie sich selbst. Nur weil die photokina ihre Messe ins Frühjahr verlegt hatte, war die Photoszene als kleiner Bruder nachgerückt. Als die Industrie dann zu Beginn des Jahres ihren Termin kurzerhand absagte, schienen die Enthusiasten aus der freien Szene finanziell und raumtechnisch vor unlösbare Aufgaben gestellt.

Snezhana von Büdingens „Sofie mit der Mutter“, aus der Serie „Meeting Sofie“ ist in der Schau „You are here“ zu sehen.

Snezhana von Büdingens „Sofie mit der Mutter“, aus der Serie „Meeting Sofie“ ist in der Schau „You are here“ zu sehen.

Nun ist ihnen das fast Unmögliche doch noch gelungen. Die Frühjahrsausgabe wurde gestemmt, mit 70 Ausstellungen und der mächtigen Reihe „Artist meets Archive“ vom 3. bis 12. Mai. „Wir spürten die Resonanz, die uns aus dem Zusammenspiel aller Institute die Bereitschaft spiegelte, das Ganze möge gelingen“, sagt Heide Häusler. Und tatsächlich hat die Szene ihren Anteil daran, dass nun alle ein Stück zusammengerückt sind und zeigen, dass Köln über Substanz im Bereich der fotografischen Kunst verfügt.

So kann die renommierte niederländische Fotokünstlerin Fiona Tan die Frage stellen: „Was ist ein Archiv? Möglicherweise eine Quelle der Inspiration und ein Ort der Entdeckung.“ Tans Mutmaßung bewahrheitet sich im Kreis der großen Fotoarchive der Stadt. Sechs Künstler/innen wurden von der Photoszene gebeten, sich sich in den Archiven umzusehen und deren Material für ihre Kunst zu nutzen. Fiona Tan begeisterte sich für das unsortiert in Kisten gepackte Konvolut der Agfa-Werbeabteilung im Museum Ludwig. Da sind Fotografien von ewig gut gelaunten Frauen deponiert, die in quietschbunten Outfits am Strand oder im Schnee herumtollen. Bilder sagen mitunter mehr über ihre Macher als über die Abgebildeten aus.

Das beweist auch die belgische Künstlerin Antje van Wichelen mit ihrer Videoarbeit „Noisy Images“. Anhand von Fotomaterial aus dem 19. Jahrhundert, das im Rautenstrauch-Joest-Museum aufbewahrt wird, demonstriert sie, wie der Kolonialismus rassistische Stereotypen schon lange vor der Zeit des Nationalsozialismus etablierte.

Die Israelin Ronit Porat montierte aus Postkartenmotiven, die in der Zwischenkriegszeit entstanden, Collagen, die Humor, Formbewusstsein und ein mitunter geniales Gespür für Architektur besitzen. Das Material stammt aus der Sammlung des Kölnischen Stadtmuseums.

Zwei Zugaben

Die Kunsthochschule für Medien veranstaltet am 3. und 4. Mai das international besetzte Symposium „Neue fotografische Werkzeuge?“ und fragt nach der Immaterialität von Archivbeständen. Am 10. Mai um 20 Uhr befasst sich die „Photographer’s Night“ im MAKK mit der „Kunst der Dokumentarfotografie“. Zu Gast sind Michael Wolf, Hongkong, und das

Fotografenpaar Ute und Werner Mahler aus Berlin. (TL.)

Der Niederländer Eric Kessels baut eine begehbare Rauminstallation aus den bisher unveröffentlichten Bestandteilen der Vorlagensammlung des MAKK. In der Photographischen Sammlung der SK Stiftung Kultur zeigt die Französin Rosalyne Titaud überbordende Farbkompositionen, die künstlich arrangierte Tierbiotope darstellen.

Als Standortbestimmung ist die Ausstellung „You are here“ im Kölnischen Stadtmuseum gedacht, in der Damian Zimmermann 13 junge Fotografen aus Köln vorstellt. Zu den Highlights des Reigens gehören dann wieder die Arbeiten von Christian Maillard im Forum für Fotografie und die Schau „La Vie“ der legendären Französin Sabine Weiss in der Galerie in focus.

www.photoszene.de

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