Während die Teppiche in Halle 11 der Kölnmesse ausgelegt werden, sieht Direktor Daniel Hug entspannt auf die 58. Ausgabe der Art Cologne. Er spricht über den nationalen und europäischen Markt und über Entwicklungen in den USA.
Art Cologne-Direktor Hug„Ich mache das, bis ich in Rente gehen muss“

Art-Cologne-Direktor Daniel Hug
Copyright: Gene Glover
Die Messesektion „Neumarkt“ mit den jungen Galerien hat acht Stände mehr als im vergangenen Jahr. Schaut man auf Bilder der Iranerin Simin Jalilian, die sich mit Unrecht und Unterdrückung beschäftigt, oder auf Konzeptkünstler Andrzej Steinbach, der sich mit Handy und Hammer fotografiert, sind das starke Aussagen. Werden die Galerien politischer?
Ja, ich würde sagen, die jungen Künstler heute engagieren sich politisch wieder mehr. Das ergibt auch Sinn. Wir leben in schwierigen Zeiten des Umbruchs. Ich glaube, das spiegelt die Qualität der Galerien, besonders der jungen Teilnehmer auf der Art Cologne.
167 Aussteller sind dabei, acht weniger als 2024. Wie geht es den Galerien, womit haben sie zu kämpfen?
Das hängt auch mit dem Sektor „Collaborations“ zusammen, bei welchem die Galerien entweder den Stand mit zwei Künstlern allein bespielen. Oder zwei Galerien tun sich zusammen, um gemeinsam einen Stand zu bespielen. Insgesamt sind es dann weniger Stände, aber nicht unbedingt weniger Galerien.
Die Idee, gemeinsam zu kuratieren, ist jedoch auch der wirtschaftlich angespannten Situation geschuldet. Man spart Kosten. Was für positive Effekte ergeben sich aus der Kollaboration?
Die Galerie Zink aus Waldkirchen zum Beispiel zeigt Arbeiten des 1986 in Vietnam geborenen Künstlers Truong Công Tùng, der in seinen Arbeiten Einflüsse spiritueller Praktiken Vietnams aufnimmt. Die Bayern arbeiten mit der Galerie Bao aus Paris zusammen, die sich auf Kunst aus Vietnam spezialisiert haben. Das passt.
Auf der Messe-Homepage gibt es ein Video zur Pyramide von Zero-Künstler Heinz Mack in Monheim. Die Kommune ist wegen ihrer Schulden in die Schlagzeilen geraten. Aber für die Kunst ist es sicher ein Glücksgriff, dass die Investition noch vor dem Bürgermeisterwechsel getätigt wurde.
Monheim hat auch Kunst im öffentlichen Raum von Robert Wilson und Mischa Kuball. Ich finde, das wertet eine Stadt ungemein auf. Und die Pyramide von Mack, die ja in den 1990er Jahren von einem Privatunternehmen gebaut wurde, soll in ein Kulturzentrum umgewandelt werden. Mir war das bis letzten Sommer alles nicht bekannt. Aber Kulturmanager Matthias Arndt hat mich eingeladen. Und ich war von der Pyramide einfach begeistert. Das Raumerlebnis ist sehr eindrucksvoll. Ich finde es großartig, dass sich Monheim da so engagiert.
Der nationale und europäische Kunstmarkt scheint noch recht stabil zu sein. Wie sieht es in den USA derzeit aus, wirkt sich Donald Trumps Schlingerkurs auch auf den globalen Kunstmarkt aus?
Die politische Lage hat zumindest die spekulativen Käufer verunsichert. Aber wie jetzt bei der Art Basel in Paris zu sehen war, kaufen die Amerikaner immer noch Kunst. Die Messe lief hervorragend. Aber die Amerikaner sind nie unsere Zielgruppe gewesen. Die Art Cologne agiert auf nationaler Ebene. Unsere Kunden kommen aus Benelux, Österreich, der Schweiz und aus Deutschland.
Bleibt der Kunstmarkt stabil?
Direkt nach der Pandemie ist der Markt ziemlich gewachsen. Das hatte viel damit zu tun, dass die Menschen lange zu Hause waren, sich langweilten. Über das Internet haben sie mehr Kunst gekauft. Das ist jetzt etwas langsamer geworden, Aber ich würde nicht sagen, dass der Boom vorbei ist.
Was sind diesmal Ihre Messe-Highlights?
Zwei Londoner Galerien sind dabei. Christea Roberts ist mit Baselitz und Tom Wesselmann. Und Richard Saltoun vertritt die Foto- und Bodyartkünstlerin Anne Soltau.
Die eine eigenständige, radikale feministische Bildsprache entwickelt hat…
Zusammen mit den Arbeiten von Jürgen Klauke sind das meine persönlichen Highlights.
Diesmal sind viele Galerien aus der Türkei und aus Spanien dabei. Wie kommt das?
Wir haben viele Deutschtürken, es gibt auf allen Ebenen viel Austausch. Mir ist wichtig, dass man das in der Kunst spiegelt. Als ich 2009 mein erstes Interview für die Art Cologne gab, fragte mich eine türkische Journalistin, warum eigentlich keine Galerie aus ihrem Land vertreten sei. Es war echt frustrierend, weil sie wohl meinte, wir wollten nicht. Aber es hatte sich einfach keiner beworben. Das hat sich stark gewandelt. Die Galerie Anna Laudel aus Istanbul zum Beispiel hat vor drei Jahren eine Dependance in Düsseldorf eröffnet.
Seit 2009 sind Sie dabei, werden Sie die 25 Jahre vollmachen? Wie lange werden Sie der Art Cologne erhalten bleiben?
Ich mache das, bis ich in Rente gehen muss. Ich habe noch weitere zehn Jahre. Im Frühjahr machen wir ein neues Projekt auf Mallorca. Die Art Cologne Palma Mallorca findet vom 9. bis 12. April im Palau de Congressos statt. Die Messe muss sich weiterentwickeln.
Die Art Cologne findet vom 6. bis 9. November in Halle 11 der Kölnmesse statt.
Andrée Sfeir-Semler wird für ihre herausragenden Verdienste um die interkulturelle Vermittlung zwischen der zeitgenössischen Kunst des Westens und des Nahen Ostens mit dem Art-Cologne-Preis ausgezeichnet. Sfeir-Semler ist seit 40 Jahren Galeristin in Hamburg, und seit 20 Jahren in Beirut.
