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Museum in DüsseldorfKunstpalast zeigt Retrospektive von Hans-Peter Feldmann

4 min
Düsseldorf: Das Werk „Blumentöpfe“ (2009) ist in der Ausstellung „Hans-Peter Feldmann. Kunstausstellung“ (vom 18.09.25 bis 11.01.26) im Museum Kunstpalast zu sehen.

Düsseldorf: Das Werk „Blumentöpfe“ (2009) ist in der Ausstellung „Hans-Peter Feldmann. Kunstausstellung“ (vom 18.09.25 bis 11.01.26) im Museum Kunstpalast zu sehen.

Im Kunstpalast werden ab Donnerstag Arbeiten des Konzeptkünstlers Hans-Peter Feldmann aus 60 Jahren gezeigt.

Der Volkswagen steht Kopf. Und schon Tage vor der heutigen Eröffnung der „Kunstausstellung“ sorgte der alte Golf mit dem Kennzeichen „D KP 123“ für eine Menge Gerede unter den Besuchern des Ehrenhofs: „Was soll das? Ist das Kunst? Oder haben womöglich Scherzbolde das Auto in der Parklücke neben dem Kunstpalast einfach umgedreht?“ Schon ist man mittendrin in einer Diskussion, wie sie der Düsseldorfer Konzeptkünstler Hans-Peter Feldmann (1941 bis 2023) so liebte. Was ist Kunst? Wo fängt sie an, wo hört sie auf? Und wer bestimmt überhaupt, was Kunst ist?

Zeitlich geordnet

Schlicht „Kunstausstellung“, so nannte Feldmann fast jede seiner Schauen, so auch diese. Mit 80 Fotografien, Skulpturen, Gemälden und Installationen hat Kuratorin Felicity Korn — in der ersten Planungsphase bis zum Tod des Künstlers noch in engem Austausch mit Feldmann – den ersten zeitlich geordneten Überblick aus der 60-jährigen Schaffensphase geschaffen.

Das Werk „Goldene Schuhe mit Heftzwecken“ (ca. 2010) ist in der Ausstellung „Hans-Peter Feldmann. Kunstausstellung“ zu sehen.

Das Werk „Goldene Schuhe mit Heftzwecken“ (ca. 2010) ist in der Ausstellung „Hans-Peter Feldmann. Kunstausstellung“ zu sehen.

Spielerisch ist die Herangehensweise. Auf die Frage, wie der als Provokateur bekannt gewordene Künstler so als Mensch wirkte, erklärte Direktor Felix Krämer: „Immer trug er Anzug, wirkte formal, fast verschlossen, sprach nicht gerne über Kunst, aber war seinem Gegenüber immer zugewandt. Er zeigte Interesse daran, was es bedeutet, ein Mensch zu sein.“

Feinsinnig dokumentieren das die Porträts, die er von Menschen aus seinem Bekanntenkreis machte — vom Säugling bis zur Hundertjährigen. Automatisch läuft man zur eigenen Generation, sucht in den Gesichtern, versucht Schicksale zu ergründen. Ästhetische Studien betrieb Feldmann, ging ins Frauengefängnis und veröffentlicht Briefe, Bilder und sogar einen Prospekt aus der JVA Köln in einem Buch.

Das Werk „Familie mit roten Nasen“

Das Werk „Familie mit roten Nasen“

Eigenleben in der Collage

An der Düsseldorfer Kunstakademie wurde der junge Feldmann abgelehnt, studierte dann Malerei in Linz und wandte sich in den 1960er Jahren der Fotografie sowie Künstlerbüchern zu. Und er sammelte: Alte Ölschinken mit Segelschiffen oder der Venus, welche in einer Darstellung von Peter Paul Rubens ihn schon als Kind begeisterte. Im alten Familienporträt malte er allen eine Rote Nase. Unerschöpflich wirkt der Fundus an Bildmaterial, Fotos und Fundstücken, die ein Eigenleben in Collagen entwickeln, die zwar lustig, aber nie trivial sind.

Das Werk „Schattenspiel“ (2002)

Das Werk „Schattenspiel“ (2002)

Nippes auf dem Plattenteller

Nippes gruppiert er auf sich drehenden Plattentellern, die angestrahlt auf der rückwärtigen Wand im verträumten Schattenspiel tanzen: Der Eiffelturm neben dem Rasierpinsel, der Porzellanpinguin im Frack neben der Spülbürste. Die Ordnung der Dinge stellte Feldmann gehörig auf den Kopf, ordnete sie in großen Vitrinen neu an, so dass Alltagsgegenstände wie das Metronom „Taktell“ unweit der Minzbonbons von „tic tac“ steht.

Im Kunstbetrieb war Feldmann eigentlich immer dabei, wurde von Galerien und bei großen Kunstausstellungen wie der documenta 1972 und 1977 gezeigt. Aber eine breite Anerkennung verwehrte man ihm laut Korn. Er zog 1979 die Reißleine, verkaufte Metallspielzeug in seinem Laden in der Düsseldorfer Altstadt und Fingerhüte in einem Versandhandel bis nach Australien und Südafrika.

Das Werk „Labyrinth“ (r, frühe 1960er Jahre)

Das Werk „Labyrinth“ (r, frühe 1960er Jahre)

1989 dann setzte er mit seiner Konzeptkunst nach der zehnjährigen Zäsur wieder genau da an, wie er mit seiner letzten Ausstellung 1979 geendet hatte. Kasper König lud ihn in den Frankfurter Portikus, bei Walther König gab er fortan Monografien heraus. Fotoserien wie „Autoradio während gute Musik spielt“ setzte er fort und arbeitete mit Heften, Spielzeug und Kolorierungen.

Das Werk „Zwei weiße Telefone“ (ca. 2010)

Das Werk „Zwei weiße Telefone“ (ca. 2010)

Knallblond ist sein „David“, eine an Kitsch grenzende Nachbildung von Michelangelos gleichnamigem Werk. 2006 stand "David" auf dem Heinrich-Böll-Platz hinter dem Museum Ludwig in Köln und fristet nach Witterungsschäden heute sein Dasein im Depot des Duisburger Lehmbruck-Museums, dem eine wetterfeste Restaurierung zu teuer ist. Im Kunstpalast stehen die aus Gips bemalten „Zwei Schwestern“ direkt im Eingangsbereich und kitzeln in schrillen Farben die Netzhaut, ein leiser Affront gegen den Klassizismus.

Performance auf der ArtCologne

Beobachter war Feldmann und Visionär. So kaufte er am Düsseldorfer Bahnhof alle Tageszeitungen, die auf der Titelseite über den Terroranschlag am 11. September 2001 berichteten. In der Folge erweiterte er die Sammlung auf 156 internationale Zeitungsseiten. Er arbeitete von Anfang an politisch“, sagt Felicity Korn. Gerne habe er anderen den Spiegel vorgehalten und sich selbst dabei nicht ausgenommen. Unvergessen bleibe seine Aktion, als er in einer Performance über die Gänge der ArtCologne mit einem Schild mit der Aufschrift spazierte: „Hier erstrahlen alle Mienen bei dem schönen Wort Verdienen.“

Bis 11. Januar, Di bis So 11 — 18 Uhr, Do 11 — 21 Uhr, Ehrenhof 4-5.

Führungen, Filmvorführungen, Gesprächsrunden oder Herbstferienkurse für Kinder füllen das Rahmenprogramm der „Kunstausstellung“. Am 30. November lädt der Kunstpalast zum „Feldmann-Tag“ zwischen 12 und 17 Uhr, bei dem Familien eigene Schattespiele bauen oder alte Meister verfremden können. Ein Regal mit Alltagsgegenständen als Tauschbörse für die Besucher. Sie werden eingeladen, das Regal mit eigenen Objekten zu füllen und zu tauschen.