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Von herzergreifend bis umwerfend komischDas sind unsere TV-Highlights zur Weihnachtszeit

7 min
Jingle Bell Heist.  (L to R) Connor Swindells as Nick and Olivia Holt as Sophia in Jingle Bell Heist.  Cr. Rob Baker Ashton/Netflix ©2025

Olivia Holt und Connor Swindells in „Jingle Bell Heist“.

Alle Jahre wieder: die Einstimmung aufs Fest via Flimmerkiste. Während aus den USA viel Seichtes über den großen Teich schwappt, übt man sich bei unseren Öffentlich-Rechtlichen in Sachen Diversität.

Weihnachten zu Hause 3

Es kommt nicht oft vor, dass eine Serie auch mit der dritten Staffel kein Quäntchen Charme eingebüßt hat. Und so hangelt sich Ewig-Single Johanne (Ida Elisa Broch) einmal mehr durch den Dezember in ihrer norwegischen Heimatstadt - und einmal mehr ist die Auswahl der Kandidaten zumindest in Sachen Quantität nicht schlecht: ein Krankenhaus-Kollege, ein alleinerziehender Vater, der Tischler, der ihr bis Weihnachten eine neue Küche einbauen will. Dazu kommen Stress mit ihrer Familie, bei der Arbeit und an der Schule ihrer Nichten und Neffen, wo sie unfreiwillig beim Krippenspiel einspringen muss. (Netflix)

Home for Christmas S3. Ida Elise Broch as Johanne in Home for Christmas S3. Cr. Courtesy of Netflix © 2025

Ida Elisa Broch in „Weihnachten zu Hause“.

Jingle Bell Heist

Eine junge Frau, die Geld für die Krebsbehandlung ihrer Mutter braucht, trifft auf einen jungen Mann, der keinen Kontakt zu seiner Tochter haben soll, weil er im Gefängnis saß und kein Geld für eine eigene Wohnung hat. Zusammen kommen sie auf die Idee, ein Kaufhaus auszurauben. Nachdem sich die beiden zunächst wie Hund und Katze bekriegen, begreifen sie irgendwann, dass sie nicht nur ein gutes Diebespaar abgeben.

Olivia Holt hat das Talent, ihren Charme immer wieder ins Raubeinige rutschen zu lassen, während Connor Swindells schon in der Serie „Sex Education“ mit einem Blick bezauberte, der nichts anderes als das Resultat eines Stelldicheins eines Dackels und eines begossenen Pudels sein kann. Hier kommt der Kitsch wohldosiert, London ist weihnachtlich geschmückt, verkommt aber nicht zum Kunstschnee-Winter-Wonderland. (Netflix)

Weihnachtsüberraschungen

Was passiert, wenn die Mutter drei Jahre nach dem Tod des Vaters ein Verhältnis mit dem Nachbarn hat, und beide sich nicht trauen, es den vier erwachsenen Kindern zu erzählen? Wenn dann auch noch die Heizung der einen Familie ausfällt und alle im Haus der anderen zusammenrücken müssen, tummeln sich plötzlich vier Generationen unter einer weihnachtlichen Patchwork-Decke, an der vor allem die beiden Geschwisterpaare zerren, die ihre Teenagerkabbeleien ins Erwachsenenalter herübergerettet haben.

Eine wunderbare, gänzlich unaufgeregte Verwechslungs- und Tür auf/Tür zu-Komödie mit bekannten Gesichtern wie Margarita Broich, Harald Krassnitzer oder Morgane Ferru und Petra Kelling (aus „Praxis mit Meerblick“). Die größte Überraschung dürfte aber sein, mit welcher Selbstverständlichkeit ein Transmann (gespielt von Brix Schaumburg) Teil der Geschichte ist. (ARD).

„Weihnachtsüberraschungen“ mit Morgane Ferru und Anton Spieker.

„Weihnachtsüberraschungen“ mit Morgane Ferru und Anton Spieker.

A Merry Little Ex-Mas

Ein Ehepaar will sich trennen, aber noch einmal zusammen Weihnachten feiern und die Neuigkeiten der Familie erst nach den Feiertagen verkünden. Klar, wir alle wissen, wie das ausgeht. Aber dennoch tummeln sich Alicia Silverstone („Clueless“) und ihre Kollegen munter in dieser typischen US-Kleinstadt-Komödie, deren vielleicht ungewöhnlichstes Detail darin besteht, dass die Figur des Ehemannes zwei schwule Adoptivväter hat. (Netflix).

Man vs. Baby

Während Trevor Bingley sich in der ersten Staffel als Haussitter mit einer Biene herumschlagen musste, hat er diesmal ein Baby im Schlepptau, als er sich spontan um ein luxuriöses Londoner Penthouse kümmern soll. Rowan Atkinson als Verlierer mit unendlich großem Herzen ist genau das, was man in diesen Tag braucht: ein Vorrat an Zuversicht. Und die Wohnung, in der die zauberhaft-schräge Geschichte spielt, ist aus der Kategorie „die Kinnlade klappt herunter“. (Netflix)

„Man vs Baby“ mit Rowan Atkinson als Trevor Bingley.

„Man vs Baby“ mit Rowan Atkinson als Trevor Bingley.

A Very Jonas Christmas Movie

„A Very Jonas Christmas Movie“ reiht sich ein in die lange Reihe von Musikfilmen, die von einer eher dünnen Story zusammengehalten werden und dem Künstler oder der Band reichlich Möglichkeiten bieten, Songs zu singen. Die drei Gebrüder Jonas haben nach ihrem Tourfinale in London nur noch einen Wunsch: heim in die Staaten, um mit ihren Familien feiern zu können. Geplatzte Flüge, falsche Züge und andere Unwegsamkeiten lassen sie durch verschiedene europäische Städte tingeln. Das ist munter, die neuen Weihnachtssongs haben genügend Schwung für einen vergnügten Abend. (Disney+)

Weihnachten im Olymp

Das Olymp ist ein Kaufhaus, in dem Mariele Millowitsch versucht, das Erbe ihres gestrengen Vaters aufrechtzuerhalten. Während sie über Jahrzehnte an Heiligabend allein im Büro eine Pizza (mit kleinem Salat!) aß, haben es sich in diesem Jahr eine ganze Reihe von Menschen in den Kopf gesetzt, sich nach Geschäftsschluss im Gebäude einschließen zu lassen: der Wachmann und seine Freundin, die in der Bettenabteilung ungestört ihr erstes Schäferstündchen verbringen möchten. Die Mutter, die für sich und ihre beiden Kinder keine andere Bleibe gefunden hat. Der Buchhalter, der seine weibliche Seite entdecken will. Die Influencerin, die zwischen Schein und Sein nicht mehr unterscheiden kann. Und last but not least, Joachim Król als Seemann, der die Kombüse gegen die Showküche des Kaufhauses getauscht hat, um eine alte Liebe zurückzugewinnen.

Das ist für einen Neunzigminüter ein bisschen viel „und die Moral von der Geschicht’“ und ein wenig zu sichtbare Anstrengung, die verschiedenen Geschichten im wahrsten Sinn des Wortes an einen Tisch zu bekommen. Aber Król als verliebter Koch und Anna Fischer als wohnungslose Mama sind einfach rührend. (ZDF)

Als mein Vater Weihnachten rettete 2

Als eine böse Spielzeugfabrikantin den echten Weihnachtsmann kidnappt und durch einen übelgelaunten Schauspieler ersetzt, muss Salva erneut ran. Nachdem er im ersten Teil für den erkrankten Santa einsprang, gilt es nun, das Fest davor zu bewahren, von billig produziertem Spielzeug überschwemmt zu werden. Spanische Familien-Klamotte mit vielen Slapstick-Einlagen, in der der Weihnachtsmann mal nicht aussieht wie aus der Coca-Cola-Werbung. (Netflix)

Als mein Vater Weihnachten rettete 2 mit Ernesto Sevilla als Salva, Pablo Chiapella als Rafita, Santiago Segura als Santa.

Als mein Vater Weihnachten rettete 2 mit Ernesto Sevilla als Salva, Pablo Chiapella als Rafita, Santiago Segura als Santa.

Champagne Problems

New Yorker Workaholic (weiblich) soll französisches, auf Champagner spezialisiertes Weingut akquirieren und verliebt sich in den Sohn des Eigentümers, getriggert durch das in vorweihnachtlichen Zauber getunkte Paris. Crêpes, Glühwein, Macarons und Riesenrad fahren - davon wird einem schon beim Zuschauen etwas flau im Magen. Wenn dann dazu aus dem „Kleinen Prinzen“ zitiert wird, braucht es mehr als nur einen Kräuterschnaps… Unterm Strich dennoch ein charmantes Vergnügen, aus dem ein Dialog herausragt: „Mein Körper ist ein Tempel. - Meiner ist eine Hüpfburg, würde ich sagen…“ (Netflix)

Eine fast perfekte Bescherung

Evakuierung wegen Bombenfund bei Bauarbeiten gehört in Köln praktisch zum Alltag. In dieser Berliner Heiligabendgeschichte dient ein von einem Schiff im Landwehrkanal touchiertes Kampfmittel als Katalysator dafür, dass sich in einer öden Turnhalle die Lebenswege verschiedener Menschen kreuzen: ein frustrierter Priester, ein deprimierter Architekt, eine Schwangere ohne dazugehörigen Vater, ein gestresster Familienvierer, eine toughe THW-Frau (gespielt von einer wunderbar berlinernden Bettina Lamprecht) sowie Ursula Monn als ältere Dame, die eigentlich nur Anschluss sucht, aber deren berufliche Qualifikation sich als sehr nützlich erweist. Ganz schön viele Happy Ends, die hier gestrickt werden müssen, aber wenn am Ende am Flügel eine Muslima mit Hidschab „Stille Nacht“ spielt und die Turnhalle einstimmt, kann man sich der Herzenswärme nur schwer entziehen. (ZDF)

My Secret Santa

Tootsie umgekehrt: Taylor, eine alleinerziehende Mutter, die eh schon knapp bei Kasse ist, verliert vor Weihnachten ihren Job. Um ihrer Tochter den Traum eines Snowboardkurses zu erfüllen, verkleidet sie sich als Mann, um im örtlichen Skiresort den Job als Santa Claus zu bekommen. Und wie bei Mrs. Doubtfire verwandeln sie ihr schwuler Bruder und dessen Freund mit Fatsuit und Latexmaske in einen passenden Bewerber. Und ähnlich wie in den beiden Hollywood-Klassiker stellen sich Taylor zwei amouröse Stolpersteine in den Weg. Hier ist so offensichtlich geklaut worden, dass man es fast als weihnachtliche Hommage durchgehen lassen kann. (Netflix)

Eine Szene aus „With Love, Meghan: Holiday Celebration“.

Eine Szene aus „With Love, Meghan: Holiday Celebration“.

With Love, Meghan: Holiday Celebration

Nun gut, von irgendwas müssen Harry und Meghan ja leben. Aber muss es so ein Quatsch sein wie die weihnachtliche Sonderausgabe von Meghans Lifestyle-Show? Das Konzept: Sie nötigt mehr oder minder berühmte Menschen, mit ihr zu kochen oder zu basteln. Die Tipps und Ratschläge bleiben auf unterem Schlaumeier-Niveau. Und vieles ist rätselhaft: Warum gibt es beim Brunch für die eine Freundin zwar Quiche auch glutenfrei, den großen Zimtkeks nicht? Mal abgesehen davon, dass alle im Stehen essen müssen? Die Krönung findet sich in einer anderen Episode: Als Teig aus einer Spritztüte auf einem Backblech platziert wird, sieht man Meghans linke Hand neben selbigem liegen. Wie man mit einer Hand einen Brandteig aus einer Tüte so elegant in Form bringt, verrät sie allerdings nicht. Man will eigentlich nicht in das ach so beliebte Meghan-Bashing einstimmen, aber sie lässt einem einfach keine andere Wahl: aufgesetzt, albern, oberflächlich, peinlich in anderen Worten: 56 Minuten vertane Lebenszeit. (Netflix)