Der legendäre Gitarrist und Mitbegründer der ehemaligen Kult-Band „The Smiths“, Johnny Marr, präsentierte am Sonntagabend sein neues Live-Album „Look Out Live!“ in der Kölner Live Music Hall.
Indie-Konzert in KölnJohnny Marr begeistert Fans in der Live Music Hall

Umjubelter Auftritt von Gitarrenlegende Johnny Marr in der Kölner Live Music Hall.
Copyright: Thomas Brill
Band-Nostalgie der 1980er Jahre pur, performt von einem der großen Gitarristen der Independent-Musik-Geschichte. Johnny Marr trat am Sonntagabend mit Band in der ausverkauften Kölner Live Music Hall in Köln-Ehrenfeld auf. In knapp eineinhalb Stunden präsentierte er Songs aus seinem neuen Live-Album "Look Out Live!" - darunter auch viele Klassiker der Manchester-Schmiede des britischen Indie-Sounds aus vergangenen Tagen der 80er Jahre.
Großer Jubel seiner Fans begleitet Marr, wenn er die Hits seiner früheren Kult-Band „The Smiths“ anstimmt. Mit Songs wie „Panic“ oder „This Charming Man“ hatte er zusammen mit Sänger Steven Morrissey einen stilprägenden Sound für die damalige Indie-Musikszene und das Lebensgefühl der Jugend entwickelt. Die sehnte sich in den 1980er Jahren nach melodischen Gitarrenriffs, Melancholie und ironisch, psychologisierten Texten.
Dass die Songs von „The Smiths“ auch heute noch Marrs Live-Auftritte prägen, ist zum einen ein Geschenk an seine mit ihm älter gewordenen Fans. Aber vor allem sind es die Songs, die sein großartiges Gitarrenspiel legendär gemacht haben. In dem YouTube-Musikkanal „That Pedal Show“ beispielsweise erzählt Marr über fast zwei Stunden Anekdoten zu ikonischen Exemplaren seiner umfangreichen Gitarrensammlung wie der „Super X“, die er in den Anfängen von „The Smiths“ spielte. Er ist eben vor allem ein großer Gitarrist, der bekannte Bands der 80er Jahre mit seinem Sound bereicherte wie „The The“, „Talking Heads“ oder „The Pretenders“. Seit 2013 ist Marr auch Bandleader und Sänger. Vier Studio- und zwei Live-Alben sind bisher entstanden, zuletzt „Look Out Live!“ aus diesem Jahr.
Der Musiker und seine Gitarre
Sein Name hat sicher nicht den Klang seines ehemaligen „The Smiths“-Kumpels Steven P. Morrissey. Er hat nicht die charismatische Stimme und die Aura von Morrissey. Aber es macht großen Spaß, diesen sympathischen und coolen Musiker auf der Bühne performen zu sehen. Wie wichtig Marr für „The Smiths“ war, beweist die Tatsache, dass die Band sich kurz nach seinem Ausstieg 1987 auflöste. Sein Vermächtnis war das letzte Album der Kult-Band „Strangeways, Here We Come“. Über die Gründe für diesen Schritt wurde damals viel spekuliert. Es sollen vor allem persönliche Differenzen mit Morrissey gewesen sein, der danach eine erfolgreiche Solo-Karriere startete und sich seit einigen Jahren mit hochumstrittenen politischen Äußerungen nicht nur in der Musikszene isoliert hat.
In seinen aktuellen Songs widmet er sich zeitkritischen Themen wie in „Armatopia“ über die eigene Machtlosigkeit im Umgang mit Umweltkrisen oder in „Easy Money“ zur Besessenheit nach materiellem Reichtum. Oft hört man noch die früheren The-Smiths-Töne, eingebettet in neue Sounds. Nicht überraschend beeindruckt Marr, wenn er seine Gitarre „sprechen“ lässt, ohne Gesang, nur begleitet von der Band. Dann laden die treibenden Riffs zum Mitwippen ein wie damals in den 80ern, als Tanzen aus Vorwärts-Rückwärts-Moves mit geneigten Häuptern bestand.
Johnny Marr, das Arbeiter-Kind aus Manchester, geprägt von der englischen Großstadt, die in den 1960er Jahren einen schmerzhaften Niedergang seiner Industrie erlebte. Jahrzehnte später wurde die Stadt die Wiege einer faszinierenden Band-Musikszene. Neben „The Smiths“ wurden hier Bands wie „Joy Division“, „New Order“, „The Cult“, Oasis und viele andere mehr. Marr gehört zu diesem Pool von kreativen Musikern, die sich aus den schwierigen wirtschaftlichen Verhältnissen ihrer Geburtsstadt künstlerisch befreiten und den richtigen Sound zur richtigen Zeit erfanden.
Der Abend in der Live Music Hall endete standesgemäß mit zwei früheren „The Smiths“-Hits, „Stop Me“ und „There Is a Light That Never Goes Out“. Dass das Licht nicht ausgehen wird, das hoffen JMs zahlreiche Fans auch über diesen Abend hinaus.


