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Israelischer DirigentWarum die Ausladung von Shani indiskutabel ist

Ein Kommentar von
2 min
Lahav Shani erfährt nach der Ausladung sehr viel Unterstützung.

Lahav Shani erfährt nach der Ausladung sehr viel Unterstützung.

Der Fall Lahav Shani zeigt, wie Unversöhnlichkeit und moralische Selbstgerechtigkeit den kulturellen Dialog vergiften. Ein Kommentar.

Warum muss man diesen Vorgang eigentlich kommentieren? Ein Künstler wird von einem Festival ausgeladen, weil er Israeli, weil er Jude ist und vor allem, weil er aus Sicht der Veranstalter nicht deren Meinung teilt, dass es sich bei der israelischen Regierung um ein „genozidales Regime“ handelt.

Der Fall ist klar: Es gab und gibt keinen Grund, Lahav Shani und die Münchner Philharmoniker auszuladen.

Die andere Frage ist: Warum muss sich jemand überhaupt positionieren, der bislang nicht durch explizite Nähe zur israelischen Regierung in Erscheinung getreten ist? Wie man das seinerzeit in Sachen Putin Anna Netrebko vorgeworfen hat. Oder Lahav Shanis Vorgänger bei den Münchner Philharmonikern, Waleri Gergijew, dessen Nähe zum russischen Präsidenten unbestritten ist und der sich schon 2014 für die Besetzung der Krim durch Russland ausgesprochen hatte.

Umso wohltuender sind die Stimmen aus allen Richtungen, die sich den (bislang uneinsichtigen) Veranstaltern in Gent entgegenstellen. Denn von der Kritik an einer vermuteten Haltung zu, in diesem Fall, Antisemitismus ist es nicht einmal ein kleiner Schritt und dem gilt es, Paroli zu bieten.

Generell wird man seit längerem das Gefühl nicht los, dass Unversöhnlichkeit zum guten Ton geworden ist. Es zählt nur der eigene Blick auf die Welt, andere Sichtweisen werden abgelehnt, Zwischentöne gar nicht mehr zur Kenntnis genommen. Flankiert von moralischer Entrüstung wurden und werden Ego-Festungen errichtet, zu denen nur den treuesten Gefolgsleuten Zutritt gewährt wird. So viele scheinen nicht mehr erreichbar, verschließen sich vor einer Diskussion.

Wobei, um es noch einmal klar zu sagen, es im Fall von Lahav Shani überhaupt nichts zu diskutieren gibt. Schlimm genug, dass dieser junge Dirigent so überhaupt zu einem „Fall“ wird.