Das Theater Der Keller zeigt eine Bühnenfassung von Joachim Meyerhoffs Erfolgsbuch „Man kann auch in die Höhe fallen“.
Joachim Meyerhoffs BuchBühnenfassung im Theater der Keller begeistert mit absurden Elementen

„Man kann auch in die Höhe fallen“ mit Markus J. Bachmann im Theater Der Keller
Copyright: Oliver Strömer
Meyerhoff zieht immer. Selbst (oder vielleicht gerade) dann, wenn man ihn nicht ganz so ernst nimmt und ihn von dem Podest herunterholt, auf den ihn viele Theaterkritiker und -liebhaber gerne katapultieren. Joachim Meyerhoff, so heißt es dann, sei einer der besten Schauspieler des Landes, dazu auch noch ein begnadeter Romanautor. So was gibt es sonst doch nirgendwo auf der Welt.
Absurder Dreiklang Das sieht in der Inszenierung von „Man kann auch in die Höhe fallen“, die Regisseurin Julie Grothgar am Theater der Keller augenzwinkernd und gnadenlos überzeichnend inszeniert, völlig anders aus. In ihrer Lesart wird Meyerhoff gewissermaßen zum Opfer des Theaters. Und vor allem selbst Teil eines Stücks.
Geschichte in der Geschichte
Tatsächlich ist die Geschichte Meyerhoffs nur ein Ventil, um den Wahnsinn einer Theaterproduktion zumindest ansatzweise abzubilden. In ihn versucht sich der Schauspieler Jürgen (Markus J. Bachmann) hineinzuversetzen, der wiederum Meyerhoff spielt, als Aussteiger mit schwarzer Langhaarperücke, jeder Menge Pathos und dem Drang zur Ko-MUH-nikation mit einem frisch geborenen Kälbchen. Ein absurder Dreiklang, bei der jeder zur Karikatur seiner selbst wird.
Jürgen, der an den Wünschen von Regie, Licht und Ausstatterin verzweifelt und es trotzdem allen recht machen will, befindet sich ebenso in einer Schaffenskrise wie Meyerhoff, der nach einem Schlaganfall seine eigenen Theatergeschichten erzählen will: Wie er als Luftgeist Ariel in Shakespeares „Der Sturm“ im Bühnenaufzug feststeckte, wie er in einer gesellschaftskritischen Inszenierung vom „Dschungelbuch“ mitwirkte oder wie einen onanierenden Priester spielte, von dem die Regisseurin immer neue Höchstleistungen forderte.
Was tut man nicht alles für den Broterwerb?
„Ich habe bei Peter Zadek gelesen, dass es erst dann interessant wird, wenn die Schauspieler sich schämen“, sagt Meyerhoff irgendwann. „Ich glaube, ich bin auf der richtigen Spur.“ Dabei steht im Mittelpunkt von Meyerhoffs Buch eigentlich die Mutter. Doch zumindest in der Inszenierung, in der ‚Jürgen‘ mitwirkt, bleibt diese Figur eine Leerstelle. „Das geht doch nicht“, wettert dieser in Richtung der Regie, die ebenfalls durch Abwesenheit glänzt und trotzdem präsent ist. Geht also doch.
Hommage an alle MütterUnd dann kommt die Mutter doch noch, in der Gestalt von Ana (Ana Poli). Allerdings wirkt dieser Einfall letztlich aufgepfropft, trotz einer charmanten Video-Collage von Daniel Breitfelder (der auch für Musik, Sounds, Kostüme und Bühne verantwortlich ist). Keine Frage, das ist eine nette Geste und eine Hommage an alle Mütter, hat aber mit dem restlichen Theater-Wahnsinn nicht viel zu tun. Dennoch sorgt Bachmann mit seinem unglaublich wandlungsfähigen Spiel letztlich für überaus unterhaltsame 90 Minuten.
Weitere Termine: 20.9., 19.30 Uhr; 12.9., 18 Uhr; 11.10., 20 Uhr; 12.10., 18 Uhr; 25.10., 20 Uhr; 26.10., 18 Uhr im Theater Der Keller in der TanzFaktur, Siegburger Straße 233w.