Was tun, wenn man in Altersteilzeit geschickt wird? Im Stück „Es ist nur eine Phase, Hase“ versucht Mischa, gespielt von Comedian Ingolf Lück, sich selbst zu optimieren und wird zum besessenen Sport-Freak.
Es ist nur eine Phase, HaseIngolf Lück als Alterspubertier im Theater am Dom in Köln

Ingolf Lück als Mischa im Stück "Es ist nur eine Phase, Hase".
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Diesen Abend hatte Christiane (Tanja Haller) sich eigentlich anders vorgestellt: Gemeinsam mit ihren besten Freunden Heike (Silvia Maleen) und Klaus (Sebastian Goder) wollte sie mit einer Überraschungsparty in den 55. Geburtstag ihres Göttergatten Mischa (Ingolf Lück) hineinfeiern. Stattdessen: Katerstimmung.
Just vor dem Ehrentag wurde der Verlagslektor von seinem Chef in Altersteilzeit geschickt, oder, wie er es nennt, auf die „Palliativstation der Arbeitswelt“. Sein Umfeld ist sich einig: Das kann nur eine verspätete Retourkutsche sein, weil Mischa einst das Talent einer gewissen Elena Ferrante verkannte, die daraufhin bei Suhrkamp eine Riesenkarriere machte.
Noch 23,5 Jahre zu leben
Jetzt ist aber erst einmal Schadensbegrenzung in Form von Selbstoptimierung angesagt. Schließlich hat Mischa noch 23,5 Jahre zu leben – rein statistisch gesehen. Und die will er fit und in bestmöglicher Work-Life-Balance verbringen. Also kauft er sich ein Rennrad, verwandelt das ehemalige Kinderzimmer von Sohn Lukas (Gilbert Brakonier) in ein Fitnessstudio und wird vom Sportmuffel zum Sport-Enthusiasten. Während Christiane den „neuen“ Mischa an ihrer Seite eher kritisch beäugt, steht Klaus seinem Freund solidarisch zur Seite. Er geht auf seine Weise mit dem Älterwerden um, indem er sich Bestätigung bei anderen Frauen holt – bis Heike ihn mit seinen eigenen Waffen schlägt. Da ist er es plötzlich, der Beistand von Mischa benötigt.
Nicht jede Pointe zündet
„Es ist nur eine Phase, Hase“, das unter Regie von Marko Pustišek gerade im Theater am Dom Premiere feierte, ist die Bühnenfassung des gleichnamigen „Trostbuches für Alterspubertierende“ von Maxim Leo und Jochen Glutsch. Doch obwohl mit Stefan Vögel einer der zurzeit erfolgreichsten deutschsprachigen Theaterautoren gewonnen werden konnte, zündet bei weitem nicht jede Pointe. Sprüche wie „Männer altern wie ein guter Bordeaux, Frauen prickeln wie Champagner. Man darf ihn nur nicht zu lange stehen lassen“ wähnte man eigentlich mit dem vergangenen Jahrtausend untergegangen.
Demgegenüber steht ein bestens aufgelegtes und sichtlich auf Augenhöhe harmonierendes Ensemble, das das Stück sehenswert macht. Und über den fulminanten Schlussgag wurde auf der Premierenfeier gemunkelt, er habe gar nicht im Skript gestanden, sondern sei Lücks Idee gewesen.
Theater am Dom: 2 Stunden, eine Pause, bis 16.11., täglich außer montags. www.theateramdom.de