„Das braucht Zeit“Kölns Schauspielchef äußert sich zu den Corona-Lockerungen

Schauspielchef Stefan Bachmann
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- Kölns Schauspielchef Stefan Bachmann freut sich, dass die Kulturbetriebe bald wieder starten können.
- Er vermisst jedoch eindeutige Hygiene-Vorgaben von den Behörden und sieht Probleme in der Umsetzung.
- Im Gespräch äußert sich Bachmann auch zum neuen Spielplan nach der Corona-Zwangspause.
Köln – Das Erstaunen war groß, denn Kölns Schauspielchef Stefan Bachmann und sein Düsseldorfer Kollege Wilfried Schulz hatten auch nach Rückkopplung mit ihren kommunalen Ansprechpartnern keineswegs mit Armin Laschets Aufbruchssignal gerechnet. Die am Mittwochabend verkündete Spielerlaubnis ab 30. Mai kassierte Kulturministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen dann am nächsten Tag halbwegs wieder ein. Sie hält für große Häuser die Wiedereröffnung nach der Sommerpause für „realistisch“.
„Damit hat die Ministerin uns Theater auch davor bewahrt, nun erklären zu müssen, warum wir nicht gleich ab 1. Juni wieder loslegen können.“ Nun sei man aber darauf eingestellt, „in der neuen Saison mit einem teilweise modifizierten Spielplan anzufangen, der alle Hygienevorschriften sowohl vor wie auch hinter der Bühne berücksichtigt. Das braucht Zeit.“
Corona-Lockerungen: Eindeutige Vorgaben fehlen
Bachmann vermisst allerdings eindeutige Vorgaben: „Wenn aus einer 1,5 Meter Abstandsregel, was in unserem Fall drei gesperrte zwei Plätze bedeutet, plötzlich zwei Plätze werden, spielt das im Alltag kaum eine Rolle, zumal das ohnehin niemand nachmisst. Aber für einen Zuschauerraum wirft das einen ganzen Bestuhlungsplan um.“ Oft müsse man den konkreten Vorschriften geradezu nachlaufen, „deren Umsetzung im Theater mit seinen vielen Gewerken unglaublich kompliziert ist“.
Ist denn nun eine hermetische Ästhetik zu befürchten, in der Schauspieler im Sechs-Meter-Abstand ihre Texte (möglichst spuckfrei) frontal ins Parkett schicken? „Das ist die dystopische Prognose im ersten Schockmoment. Inzwischen bin ich aber nach Gesprächen mit den Regisseuren optimistisch, dass wir da höchst kreativ sein werden und aus der Situation Funken schlagen können.“
Corona-Krise könnte als Thema aufgegriffen werden
Inhaltlich wird sich die Corona-Krise sicherlich auch niederschlagen. „Wir sehen uns als Theater in der gesellschaftlichen Verantwortung, das zu reflektieren, was da gerade mit uns passiert ist. Da kann man zu ganz unterschiedlichen Schlüssen kommen. Andererseits haben wir in der Art, wie wir uns dem Publikum zeigen, auch eine Vorbildfunktion. Wir müssen die Hygieneregeln umgesetzt bekommen. Denn ich finde schon, dass wir in NRW ein wenig im Wilden Westen der Lockerungen leben. Was da von oben alles ermöglicht wird, potenziert sich weiter unten möglicherweise dann als Problem.“
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Um den 9. Juni herum wolle man den Spielplan „zumindest für die erste Saisonhälfte“ der Öffentlichkeit vorstellen. Und ab wann wird gespielt? „Ursprünglich geplant war die erste Premiere für Anfang September, und noch bin ich ganz optimistisch, dass wir das Datum halten. Wenn das nicht gelingt, wird’s eben eine Woche später.“
Etwas später wurde es auch mit Bachmanns schon vor einem Jahr verkündeter Vertragsverlängerung, die nun in die Ratsgremien geht. Reine Formsache, aber der Intendant freut sich, „bis 2023 das Interim rund zu machen“.



