Kölner Museum MAKKDiese neue Ausstellung stellt den Baum in den Mittelpunkt

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Die heimliche Wut der Pflanzen in der Ausstellung „Between the Trees“ im Museum für angewandte Kunst.

Die heimliche Wut der Pflanzen in der Ausstellung "Between the Trees" im Museum für angewandte Kunst.

Das Museum für Angewandte Kunst Köln stellt den Baum in den Fokus. Neue Designprodukte zeigen dabei einen ökologisch bewussten Umgang mit Ressourcen auf.

Bedrohliche Szenarien offenbart der Borkenkäfer. Schlägt der gefräßige Forstschädling doch massenhaft im Nadelwald zu. Wohin aber mit dem ganzen Frischholz, das bei der Verarbeitung zum Beispiel für die Möbelindustrie erst aufwändig getrocknet werden muss? Auch dieser Prozess verbraucht Energie.

Ohne Schraube, Nagel und Leim

Die junge Produktdesignerin Anna Koppmann geht einen anderen Weg. Dabei braucht sie weder Schraube, Nagel noch Leim. Passgenau verzapft sie die frischen Holzelemente ihrer Höcker und Bänke. Diese erhalten Stabilität durch Schnüre, die sich nachjustieren lassen. Zug und Spannung lassen auch im fertigen Möbelstück die natürliche Verformung des Holzes zu – eine Alternative zur herkömmlichen Verarbeitung.

Ihr Projekt „Frischholz“ ist eine von 20 künstlerischen Beiträgen in der Sonderausstellung „Between the Trees. Urbanes Grün – Kunst -Design“, die ab heute im Museum für Angewandte Kunst Köln, MAKK, zu sehen sind. „Die Idee zur Ausstellung kam uns, als wir vor vier Jahren damit begonnen haben, das Erscheinungsbild der Grünanlage vor dem Museum aufzuwerten“, erklärt Direktorin Petra Hesse.

Es sei die älteste Schmuckanlage in der Innenstadt aus dem Jahr 1896 und sie habe den Zweiten Weltkrieg überlebt. Seit wenigen Tagen hängen Preisschilder in den mitunter seltenen Bäumen. „Es gab schon die ersten Anrufe der Nachbarn und auch die Polizei wurde eingeschaltet“, sagt Kuratorin Dunja Karabaic vom Verein Ökorausch Think Tank.

Baum als Sauerstofflieferant

Damit sei ein wesentliches Ziel erreicht, nämlich miteinander in Dialog zu treten. Die Preisaktion stellt den Aspekt des Wertewandels in den Fokus. Entgegen dem Motto „Was nichts kostet, ist auch nichts wert“ hat Ökorausch ermittelt, dass ein Baum als Sauerstofflieferant im Laufe seines Lebens mit gut 200 000 Euro veranschlagt werden kann. Auch aufgrund ihres Kühleffekts in an Beton reichen Stadträumen seien Bäume wertvoll, so Karabaic.

15 Grad kann der Unterschied zwischen unbepflanzten Arealen und Straßen mit schattenspendenden Bäumen ausmachen. Ein Laubbaum verdunstet rund 400 Liter Wasser pro Sommertag und entzieht damit der umgebenden Luft Wärme. In der Stadtplanung fallen spätestens seit der Flutkatastrophe 2021 im Ahrtal immer wieder Begriffe wie der der „Schwammstadt“.

Anfallendes Regenwasser soll lokal aufgenommen werden, anstatt es lediglich zu kanalisieren und abzuleiten. Die Bäume helfen dabei, wenn sie nicht in Korsette aus Stahl, sogenannte Baumscheiben, eingezwängt werden. Davon sind die Städte noch übervoll.

Wie sähe es wohl aus, wenn die Bäume aufgrund der Klimaveränderung und aggressiver Umwelteinflüsse nur noch unter der Glocke, in riesigen Glasgärten überleben könnten? Der Künstler Klaus Littmann gab einen Eindruck, als er 2019 das Fußballstadion am Wörthersee mit über 300 Bäumen bepflanzte. Der Rasenplatz war für einige Wochen Ausstellungsfläche für einen kleinen Mischwald.

Wie eine „Baummaschine“ funktioniert der „SuperTree“ von 2018. Das ecoLogicStudio in London interpretiert dabei den Archetyp eines Baumes neu. Über einen insgesamt sechs Kilometer langen Schläuche schlurft und saugt eine Maschine eine Flüssigkeit, die einer maximalen Lichtstrahlung ausgesetzt ist. Plastikbeutel, die an Krankenstationen erinnern, dienen als Fruchtkörper, an denen ein CO-2 Austausch zwischen Mensch und Pflanze stattfindet. Ursprünglich war die Flüssigkeit mit Cyanobakterien angereichert, sodass der „SuperTree“ 2018 in der Ausstellung im ZKM Karlsruhe voll funktionsfähig war. Im MAKK gibt es nur gefärbtes Wasser.

Künstliche Landschaften

Verstörend wirkt die Fotoserie von Robert Voit, der in der Tradition klassischer Landschaftsfotografie Mobilfunkmasten ablichtet, denen eine Plastikhülle übergestülpt wurde, um sie als Baum erscheinen zu lassen. Die Attrappen kommen mal im Gewand des Tannenbaums daher, mal als Palme. Die riesigen Bäume stehen in krassem Widerspruch zum Sehnsuchtsort Natur. Stehen sie doch gleichzeitig für permanente Erreichbarkeit.

Im Rahmenprogramm der Sonderausstellung gibt es am 7. Februar unter anderem eine Pflanzaktion in der Zusammenarbeit mit der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald. Anstelle einer umgepflanzten Eibe im Umfeld des Museums werden dann drei Apfelbäumchen gepflanzt. 50 weitere Obstbäume vergibt das Museum in einer Patenschaftsaktion. Sie sollen in Kölner Gärten Platz finden, gehegt und gepflegt werden.  

„Between the Trees. Urbanes Grün – Kunst – Design“ bis 16. April. Die bis So, 11 bis 17 Uhr, An der Rechtsschule 7.

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